0388 - Satans Ungeheuer
Ratte zu Ratte selbst in der gleichen Art, aber dieses Riesenvieh gleicht den Normalwüchsigen mehr als innerhalb der Menschheit ein Neger einem Chinesen.«
»Gen-Untersuchungen?« hakte Zamorra nach. »Vielleicht gibt es irgendwo einen mutierten Gen-Faktor, der das Riesenwachstum ausgelöst hat.«
»Daran arbeiten meine Jungs noch, aber die ersten Zwischenresultate sprechen dagegen. Außerdem müßte diese Mutation dann doch von bestimmten Umwelteinflüssen gesteuert werden, aber es ist höchst unwahrscheinlich, daß diese Einflüsse bei Gräsern und Ratten exakt dieselben Gene beeinflussen können. Jedes Chromosom…«
Zamorra verzichtete auf die Einzelheiten. Er war auf diesem Gebiet firm genug, um zu wissen, daß Enfrique ihn nicht beschwindelte, wenn er sagte, es sei fast unmöglich, dann stimmt das auch.
Also - der freigesetzte graubraune Staub nicht verantwortlich für den Riesenwuchs. Keine genetischen Veränderungen? Das hieß, daß doch Magie wirksam geworden war! Aber weshalb, beim feurigen Schweif des Satans, war diese verdammte Magie nicht feststellbar?
»Gibt’s auch nichts im Blutbild, das auf die Veränderung hinweist? Oder irgend welche Veränderungen im Hirnbereich?«
»Verlangen Sie nicht zuviel auf einmal von uns, Zamorra. Ich versichere Ihnen, daß wir unser Bestes tun. Ein Inspektor Frambert aus Feurs hat vorhin auch schon angerufen. Ihm konnte ich auch nichts anderes sagen als Ihnen jetzt. Rufen Sie heute nachmittag wieder an, dann könnten vielleicht schon die endgültigen Ergebnisse vorliegen. Sagen Sie, das muß ja gestern abend höllisch gewesen sein, wenn ich Framberts Worten glauben darf? Es soll Tote gegeben haben, weil mutierte Tiere dieser Art die Menschen überfallen haben? Das ist ja entsetzlich.«
»Finde ich auch. Es ist wirklich entsetzlich, daß Frambert diese Latrinenparolen von sich gibt«, gab Zamorra zurück. »Danke, Monsieur Enfrique. Ich melde mich wieder.«
Er legte auf.
Dann suchte er Pascal Lafitte.
***
Fenrir fühlte sich unwohl. Die Schmerzen der Biß- und Ätzwunden hatten zwar nachgelassen, weil Zamorra den Wolf mit dem Amulett und Nicole mit Medikamenten aus dem Medizinschrank behandelt hatten, aber immer wieder stiegen Wellen der Übelkeit in Fenrir auf. Er fühlte sich auch, als sei seine telepathische Fähigkeiten auf seltsame Weise blockiert.
Jedes Mal, wenn er versuchte, nach den Gedanken anderer Lebewesen zu forschen, um sich mit ihnen zu verständigen, verschwamm alles in einem düsteren Nebel. Er fühlte Kontakt, aber er wußte nichts damit anzufangen.
Er hatte den vagen Eindruck eines düsteren, großen Wesens, das mit mächtigen Schwingen durch die Luft kreiste. Und da war auch ein Name.
Sammael.
Aber sobald Fenrir nachstoßen und mit diesem Sammael Verbindung aufnehmen wollte, verschwand alles in einem grauen, diffusen Nichts.
Etwas Ähnliches hatte Fenrir noch nie erlebt.
Er wußte, daß etwas mit ihm nicht stimmte. Die Bisse der Ameisen hatten etwas in ihn übertragen, von dem er nicht wußte, worum es sich handelte. Aber es manipulierte ihn.
Zamorra mußte davon erfahren.
Aber Fenrir fand Zamorra nicht. Der Professor hatte Château Montagne bereits verlassen, und Fenrir konnte ihn telepathisch nicht ansprechen. Auch nicht Nicole oder Raffael oder sonst jemanden. Jedesmal, wenn, er versuchte, sich mitzuteilen, schob sich Sammael sperrend in sein Bewußtsein.
Fenrir konnte sich nicht äußern. Sammael verhinderte es.
Aber wer oder was war Sammael?
Eine Gefahr!
***
Auch Nadine Lafitte hatte geträumt.
Sie träumte immer noch, und sie konnte aus ihrem Traum nicht erwachen. Nachdem Pascal sie in der Nacht im Gästezimmer zu Bett gebracht hatte, war sie eingeschlafen und schlief seitdem ohne Pause. Unruhig warf sie sich von einer Seite auf die andere, aber sie erwachte nicht. Nicht einmal, als Pascal sie einmal heftig rüttelte und aus ihrem mutmaßlichen Alptraum reißen wollte.
Der Traum wiederholte sich ständig.
Nadine befand sich in einer nebulösen Landschaft. Im Hintergrund glaubte sie Ruinen zu erkennen. Waren es die brandgeschwärzten Mauern des Haupttraktes von Château Montagne? Sie wußte es nicht. Sie wußte nur, daß sie wie ein großer Vogel ihre Schwingen ausbreiten und fliegen konnte. Und sie tat es, kreiste in der Luft und stürzte sich auf ihr Opfer, um es zu töten.
Sie tötete Professor Zamorra. Mit Wolfszähnen im Vogelschnabel…
Und konnte nicht aus ihrem sich ständig wiederholenden Alptraum
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