0389 - Der Ghoul und seine Geishas
den er hinter der Stirn aufflackern ließ, verbarg.
Wie sollte ich aus dieser Lage wieder herauskommen?
Natürlich nur mit eigener Kraft, und deshalb versuchte ich es zum wiederholten Male, mich von der Pritsche zu rollen, um dorthin zu gehen, wo das Licht durch den Vorhang sickerte.
Es war nicht möglich.
Das Gift hatte mich zu sehr geschwächt. Ich kam mir vor wie ein Fisch, den man an Land geworfen hatte…
Zum Glück funktionierte mein Gedankenapparat. Ich rechnete mir aus, was die andere Seite mit mir anstellen würde. Zeugen konnte Hito nicht gebrauchen. Ich war einer, also würde er mich auf irgendeine Art und Weise ausschalten.
Es gab da einige Methoden, die mir überhaupt nicht gefielen. Er hatte bei meiner ersten Überrumpelung mit Gift gearbeitet, aus welchem Grunde sollte er bei einer endgültigen Entscheidung auf andere Dinge ausweichen.
Bis dahin wollte ich weg sein.
Der Schweiß strömte mir aus allen Poren. Mein Herz schlug schneller als gewöhnlich. Es hatte schwer zu pumpen, es kämpfte gegen das andere in meinem Körper an, wollte versuchen, meinen Kreislauf wieder zu normalisieren, was ungemein schwer war, denn noch herrschte das Gift vor.
Manchmal hörte ich ein Brausen in meinen Ohren, das sich wie durch einen Schalltrichter verstärkte. Dann wieder dachte ich völlig klar und hatte meine Sinne wieder voll unter Kontrolle.
Sie nahmen etwas wahr…
Da wehte ein Geruch durch den Raum, den ich überhaupt nicht mochte. Eklig war er.
Leichengeruch…
Oft genug hatte ich gegen Zombies und ähnliche Geschöpfe gekämpft, um zu wissen, daß ich keiner Täuschung erlegen war. Es war ein penetranter Leichengeruch, dessen Intensität gleich blieb und sich weder zum Positiven noch zum Negativen hin veränderte.
Wer lauerte hinter dem Vorhang?
Standen dort meine Killer schon bereit? Warteten Zombies darauf, mich zerfleischen zu können?
Bei dieser Vorstellung lief ein Schauer über meinen Körper. Zombies waren gefährlich, aber ich hatte ihnen bisher immer Paroli bieten können, weil ich mich wehrte.
Diesmal würde ich es nicht schaffen.
Man hatte mir meine Waffen abgenommen, mich sogar entkleidet, denn ich trug nur meine dunkelblaue Unterhose.
Als mir dieser Gedanke kam, fühlte ich es kalt den Rücken hinabrieseln. Nur mit dieser Hose bekleidet war ich irgendwie wehrlos, fand nicht mehr den richtigen Drive oder Mumm und wußte mich umzingelt von irgendwelchen Feinden, die nur darauf warteten, michtöten zu können.
Noch sah ich sie nicht, aber sie kamen, denn ich vernahm Schritte.
Der Vorhang am Ausgang meines Verlieses dämpfte sie nur schwach, ich hörte auch Stimmen, die mir unbekannt waren, aber in einem sehr befehlenden Ton redeten.
Außerdem sprachen nur Frauen.
Vielleicht Geishas?
Jemand redete von einer Überraschung, die eine andere Person erleben sollte, wenn sie in das Verlies schaute.
Und ich konnte mich noch immer so gut wie gar nicht bewegen.
In Strömen lief der Schweiß über meine Wangen. Das Innere meines Körpers entflammte in einer unnatürlichen Hitze, die so stark war, daß ich das Gefühl bekam, meine Haut würde allmählich aufquellen, dann kochen, um anschließend zu verbrennen.
Dieses verfluchte Gift legte noch einmal zu. Selbst die Umrisse des Verlieses sah ich nicht mehr so klar wie noch vor Sekunden. Sie begannen sich zu bewegen und wallten von einer Seite auf die andere. Ebenso wie der Vorhang.
Aber der bewegte sich tatsächlich. Er war mit einem heftigen Ruck aufgezogen worden.
Im gleichen Augenblick fiel ein Streifen Licht in mein Verlies. Er war so breit, daß es ihm gelang, mein Gefängnis voll auszufüllen und ich auch die Personen erkennen konnte, die vor dem offenen Vorhang standen.
Es waren fünf.
Vier Geishas und eine Nackte!
Die nackte Person kannte ich sehr gut. Wegen ihr war ich überhaupt in diese verzweifelte Lage hineingeraten. Sie stand für einen Moment regungslos, starrte mich an, ihr Ausdruck veränderte sich, zeigte Staunen und Entsetzen gleichzeitig, und sie flüsterte voller Verzweiflung meinen Namen.
Gleichzeitig hob hinter ihr eine der vier Geishas den rechten Arm.
Etwas Langes stach aus ihrer Faust.
Kein Messer, eher ein nadelähnlicher Gegenstand, mit dem sie blitzschnell zustach.
Ein Volltreffer erwischte Shao im Nacken.
Durch den entblößten Körper lief ein Zucken. Noch in der gleichen Sekunde veränderte sich der Gesichtsausdruck bei der Chinesin. Er wurde ebenso starr wie ihr Körper, und ich sah, daß Shao
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