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0389 - Der Ghoul und seine Geishas

0389 - Der Ghoul und seine Geishas

Titel: 0389 - Der Ghoul und seine Geishas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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steif wie ein Brett nach vorn kippte. Sie wäre voll auf den Boden geschlagen, hätten zwei Geishas nicht zugegriffen und sie gestützt. So ließen sie Shao allmählich zu Boden sinken und schleiften sie zur Seite, damit der Eingang frei wurde.
    Jetzt hatten sie freie Bahn.
    Sie schauten mich an, ich sie.
    Noch ein Stück weiter wurde der Vorhang geöffnet. Aus dem Gang fiel der breite Lichtbalken, erfaßte auch mich und ließ mich blinzeln, weil ich die Helligkeit nicht mehr so gewohnt war.
    Vier Frauen standen in meinem Verlies. Vier Feindinnen. Sie schauten mich so kalt und gnadenlos an, daß ich mir keinerlei Illusionen machte. Sie waren es, die Hito geschickt hatte, um mich zu töten.
    Und sie kamen näher…
    Ich fühlte mich so hilflos, so matt, so gedemütigt. Außerdem spürte ich den Hauch des Bösen, der von ihnen ausging.
    Man konnte dies nicht beweisen, es war einfach das Gefühl, das so reagierte. Ich hatte das schon einmal erlebt, als ich gegen vier Vampir-Witwen kämpfte, die mich in einen Sarg gesteckt hatten.
    Hier war es ähnlich…
    Sie kamen und wollten meinen Tod.
    Dabei wurden sie von dem widerlichen Leichengeruch begleitet, der seine Quelle aber nicht in ihnen hatte, sondern aus dem Gang durch den offenen Durchgang wehte.
    Irgendwo in für mich nicht sichtbarer Ferne mußte etwas Schreckliches sein, das ich sicherlich noch kennenlernen würde.
    In den Gesichtern regte sich nichts. Beim ersten Hinsehen hätte man sie als helle Masken bezeichnen können, denn sie waren weiß geschminkt worden. Ein häßliches Weiß, auf mich machte es einen abweisenden, kalten Eindruck. Die Lippen fielen kaum auf, weil sie nicht nachgezogen waren. Anders die bunten Gewänder, kimonoähnliche Kleidungsstücke, die im glatten Kontrast zu den lackschwarzen Haaren standen, welche wiederum sorgfältig frisiert und durch Nadeln festgesteckt waren.
    Nadeln, wie sie die Geishas auch in ihren Händen trugen. Gefährliche Gegenstände von einer knochenartigen Farbe, in der Form ähnelten sie Stricknadeln, besaßen aber keine Spitze.
    Diese Gegenstände gefielen mir überhaupt nicht. Es war leicht vorstellbar, daß sie auch als Mordinstrumente zweckentfremdet werden konnten.
    Die vier mußten einen kleinen Bogen schlagen, um die Pritsche zu erreichen, auf der ich lag. Sie blieben vor mir stehen, senkten die Köpfe und starrten mich an.
    Ich hätte viel dafür gegeben, ihre Gedanken zu erfahren. Aber sie verrieten nichts. Die Geishas blieben stumm, nur ihre abschätzenden Blicke sprachen Bände. Sie taxierten mich, und ich bekam das kalte Gefühl, das sich immer bei mir kurz vor einer Entscheidung einstellt.
    Wahrscheinlich suchten sie schon die Stellen an meinem Körper aus, in die sie die Nadeln stoßen konnten.
    Weder die vier noch ich hatten miteinander gesprochen. Nur Shao hatte meinen Namen gerufen, die anderen hielten sich zurück.
    Deshalb wollte ich von ihnen etwas wissen.
    Zwar tobte nach wie vor das Gift in meinem Körper, aber reden konnte ich, wenn auch krächzend.
    »Okay«, sagte ich. »Ihr habt mir eure Stärke bewiesen. Was wollt ihr von mir?«
    »Dich töten.«
    Sie antworteten im Chor. Eine Stimme hörte sich ebenso an wie die andere. Da gab es überhaupt keine Unterschiede.
    »Hat euch Hito den Befehl gegeben?«
    »Nein.«
    »Wer dann?«
    »Wir tun es für Amaterasu. Sie will es so. Ihre Feinde müssen aus der Welt geschafft werden.«
    Diese Antwort hatte mich so überrascht, daß ich lachen mußte.
    Dann mußte ich mir sagen lassen, daß sich das Lachen für einen Todeskandidaten nicht geziemt.
    »Ihr seid auf dem Holzweg«, sagte ich. »Nicht Amaterasu, die Sonnengöttin, will meinen Tod. Sie steht auf meiner Seite…«
    »Wir wollen sie befreien.«
    »Ich auch!«
    »Aber wir kennen den Weg!«
    Ich vergaß meine eigene Lage und war gespannt darauf, ob sie ihn mir auch erklären würden. Sie hielten sich nicht zurück, und ich erfuhr voller Staunen von ihrem wahnsinnigen Plan.
    Sie wollten tatsächlich Shao gegen Amaterasu austauschen und Susanoo noch weitere Opfer darbringen, um ihn gütig zu stimmen.
    Am liebsten wäre ich im Boden versunken. So aber schüttelte ich nur den Kopf und hauchte: »Das klappt nie, hört ihr? Niemals wird das gelingen. Ein Wesen wie Amaterasu läßt sich einfach nicht zu Dingen zwingen, die ihm zuwider sind.« Ich mußte mich räuspern, um weitersprechen zu können. »Außerdem wird sie erst freikommen, wenn sie ihren Fächer besitzt. So steht es geschrieben, so sind die

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