0389 - Der Ghoul und seine Geishas
passen.
Die vier Geishas freuten sich. Sie waren gewissermaßen in ihrem Element. Endlich konnten sie beweisen, wie dankbar sie ihrem Herrn und Meister Tawashi waren.
Ihr Griff hatte sich nicht gelockert. Verändert zeigten sich nur die Gesichter. Nach wie vor schimmerten sie weiß, aber die letzte Spannung vor dem entscheidenden Schritt war aus ihren Zügen nicht mehr herauszubekommen.
Ich roch ihren Atem, der über mein Gesicht strich. Auch er kam mir schon faulig vor, wie die gesamte Luft, die nach Leichen und Verwesung stank. Dafür zeigte sich einzig und allein der Ghoul verantwortlich.
Meine Grundhaltung war nicht verändert worden. Nach wie vor hing ich in den Klammergriffen der vier Geishas, aber mir war es gelungen, einen Arm über die Schulter der Person rechts von mir zu legen. Und ich stellte dabei fest, daß ich die Finger bewegen konnte.
Die Wirkung des verdammten Gifts ließ allmählich nach.
Das war auch gut so, denn wir hatten nur noch wenige Schritte zu laufen. Irgend etwas mußte in den nächsten Sekunden passieren, sonst war ich tatsächlich verloren.
Ich würgte die mich umklammernde Angst runter. Nur nicht aufgeben, nur nicht die Nerven verlieren, so hieß das Gebot der Minute.
Die Geishas hatten ihren Spaß. Sie sprachen davon, was der Ghoul alles mit mir anstellen würde, wenn sie mich mit einem Schwung in den Schleim geschleudert hatten.
Das gefiel mir überhaupt nicht.
Die Frau dicht neben mir hatte ihren Kopf so weit gesenkt, daß die im Haar steckende Nadel bei jeder ihrer Bewegungen gegen meinen Handrücken stieß.
Die Hände konnte ich wieder bewegen. Meine Konstitution war stärker gewesen als das Gift.
Die Idee war plötzlich da. So schnell, daß ich auch keine Zeit mehr besaß, die Chancen abzuwägen, denn nach zwei langen Schritten hatten wir den Gang des Bassins erreicht.
Ich drehte meine Hand und griff zu.
Plötzlich fühlte ich die Nadel zwischen meinen Fingern. Von diesem Moment an, bis zu dem heftigen Ruck, mit dem ich die Nadel hervorzog, war es nur ein kurzer Augenblick.
Jetzt hatte ich sie.
Die Frau merkte noch nichts, erst einen Lidschlag später bekam sie die veränderte Lage voll mit.
Da hatte ich schon zugestochen!
Zwischen Ohr und Kinn drang die Nadelspitze in das Fleisch, und sie mußte einfach mit irgendeinem mir unbekannten Gift präpariert worden sein, sonst hätte die Geisha nicht so überscharf reagiert.
Sie ließ mich los, als bestünde mein Körper nur mehr aus giftigen Stacheln. Dabei schrie sie auf, und durch die plötzliche einseitige Belastung wurden auch die anderen Geishas überrascht. Vor allen Dingen die, die mich noch an der zweiten Schulter festhielt.
Auch sie ließ los.
Ich prallte zu Boden. Zum Glück hatte ich den Kopf eingezogen, sonst wäre ich voll mit dem Schädel auf die harte Unterlage geknallt. So hielt sich der Aufprall in Grenzen.
Das Glück kam mir zu Hilfe, denn auch die beiden anderen Geishas hielten meine Füße nicht mehr fest. Sie rutschten aus ihren Griffen. Ich lag frei auf dem Boden, konnte mich sogar herumrollen und bekam mit, was in der Folgezeit geschah.
Für die von mir mit der Nadel getroffene Geisha wurde es einfach schrecklich.
Der Schock und das Wissen um die Reaktion des Gifts hatten sie nach hinten taumeln lassen.
Da befand sich das Bassin!
Sie wußte es bestimmt, aber sie dachte nicht mehr daran. Ich sah Blut aus der Wunde quellen und über die allmählich auslaufende Schminke am Hals laufen.
Die anderen drei wollten ihr beistehen. Sie sahen das Unglück kommen, mich hatten sie dabei vergessen, aber helfen konnten sie der vierten Geisha auch nicht.
Es war einfach zu spät. Das Vorspringen reichte nicht mehr, denn die von mir getroffene Frau ging genau in dem Augenblick den letzten, alles entscheidenden Schritt zurück.
Sie trat ins Leere.
Plötzlich schwebte sie für den Bruchteil einer Sekunde in der Luft.
In der Haltung über dem Becken schien sie regelrecht erstarrt zu sein, und sie befand sich schon auf der Kippe nach hinten.
Dann fiel sie.
Ein verzweifelter Schrei löste sich aus ihrem Mund, während ich mich mühsam zur Seite rollte, und die Geisha in dem Bassin verschwand.
Ich hörte das Platschen. Dieser satte Laut machte mir bewußt, daß die Frau nicht in normales Wasser gefallen war.
Ihre drei Freundinnen waren vorgelaufen und hatten am Rand des Beckens abgestoppt.
Sie besaßen eine bessere Sicht als ich, der ich auf dem Boden lag und noch immer gegen die Schwäche
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