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0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

0389 - Der Tote mit meinem Gesicht

Titel: 0389 - Der Tote mit meinem Gesicht
Autoren: Der Tote mit meinem Gesicht (2 of 2)
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Vorhang.
    Ich öffnete die Tür.
    Der Vorhang war an ihrem oberen Rahmenstück befestigt und schwang ebenfalls zur Seite.
    Ich trat ein. Phil folgte mir.
    Wir standen in einem Vorraum, der ganz in Schwarz-weiß gehalten war. Teppich — schwarz-weiß-kariert — sehr dezent; weiße Tapeten, ein Tischchen mit schwarzer Kunststoffplatte, schwarze Ledersessel. Im Hintergrund eine Art Ladentheke, sanft geschwungen, mit schwarzem Leder überzogen/
    »Wenn ich hier länger als fünf Minuten bleibe, ersticke' ich«, flüsterte Phil.
    Wir warteten. Ich räusperte mich leise. Aber niemand kam, um uns nach unseren Wünschen zu fragen.
    Nachdem zwei Minuten vergangen waren, fragte ich laut:
    »Hallo, ist hier niemand?«
    Die weißen Tapeten warfen ein schwaches Echo zurück. Offenbar waren sie an laute Stimmen nicht gewöhnt.
    »Zwei Minuten noch, Phil, dann sehen wir uns hier um. Wir sind dazu berechtigt.«
    Nach dieser Frist ließ sich immer noch niemand blicken.
    »Dann los!« sagte mein Freund und ging auf die schmale, hohe, weißgetünchte Tür zu, die' in die hinteren Räume führen mußte. Sogar die Klinke fiel nicht aus dem Schwarz-Weiß-Bild. Man hatte sie mit dunklem Leder überziehen lassen.
    Hinter der Tür tat sich ein kurzer Gang auf. Er endete an der Hoftür. Rechts war ein dunkler Vorhang in einem nach oben gerundeten torartigen Bogen. Ich zog den Vorhang zur Seite — darauf gefaßt, Schreckliches zu sehen.
    Aber es war nur ein kleines Büro mit einem ganz normalen Schreibtisch, einem unbequemen Stuhl, einem Aktenschrank und einer schmucklosen Kugellampe unter der Decke.
    Auch hier hielt sich niemand auf.
    Phil hatte eine Tür auf der anderen Seite des Ganges geöffnet. Er verschwand dahinter, kam zurück und erklärte, daß es sich um das Sarglager handele.
    Außer der Tür zum Hof gab es noch eine weitere Pforte. Sie war ebenfalls unverschlossen. Als ich sie öffnete, blickte ich in einen schmalen Gang, der durch das Hoffenster sein Licht erhielt. Nach wenigen Yards endete der Gang vor einer stabilen Tür.
    »Hier sind wir richtig, Phil. Ich wette, daß dahinter eine Treppe liegt. Eine Treppe mit achtzehn Stufen. Und am Fuße der Treppe steht die dicke Stahlblechtür, hinter der ich gefangen war.«
    Ich stiefelte los. Die Tür war zum Glück nicht verschlossen. Dahinter führte eine Treppe hinab. Und nach der achtzehnten Stufe standen wir vor meinem Verlies.
    »Ich fürchte, Phil, wir machen jetzt eine schreckliche Entdeckung.«
    »Du meinst, sie haben Mandy umgebracht.«
    »Es ist möglich.«
    »Du kannst recht haben.« Mein Freund legte die Hand auf die Klinke, zögerte aber noch. »Sie haben den Laden offensichtlich verlassen. Aber wer ist das — ,sie‘? Die Bartoli? Wer hat Mandy entführt? Tepper und Vazac und Miller können es nicht gewesen sein. Sie waren in der letzten Nacht nicht in Los Angeles.«
    »Dann war’s der Boß?«
    »Norma Bartoli?«
    Ich zuckte die Schultern. »Mach auf!« Die schwere Stahltür öffnete sich. Der Raum dahinter war dunkel. Ich langte zum Schalter und ließ die Deckenbeleuchtung aufflammen. Der Raum war leer. Nur auf dem Tisch stand noch das Tablett, auf dem Vazac mir die Mahlzeit serviert hatte. Ich sah den Pappbecher und die Whiskyflasche, in der sich noch ein Rest befand.
    »Dort!«
    Ich deutete auf die drei Klappfächer in der Wand.
    Phil gab sich einen Ruck, ging hin und öffnete das erste Fach. Es war leer. Nummer 2 ebenso und auch das dritte.
    Mein Freund atmete erleichtert auf. »Vielleicht lebt sie noch, Jerry.«
    Ich nickte. »Komm, wir sehen uns die Hawaii-Bar von innen an.«
    Wir verließen das Bestattungs-Institut und gingen zur Eingangstür der Bar. Wir hatten erwartet, daß die Tür verschlossen war, denn der Barbetrieb begann erst um neun Uhr abends. Zu unserem Erstaunen stand die Tür offen.
    Im Garderobenraum hielt sich niemand auf, Aiber nachdem ich die nächste Tür geöffnet hatte, blieb ich erstaunt stehen. Auf einem Barhocker saß eine füllige Blondine, drückte eine Whiskyflasche innig an sich und drehte sich langsam um.
    »Hallo, Sonnyboy«, lallte sie mit schwerer Zunge, »komm her und trink einen mit mir!«
    Ich hatte die Frau noch nie gesehen. Ich blickte Phil an. Er zuckte die Achseln.
    Wir traten an die Bar.
    »Wer sind Sie?« fragte ich die Blonde. Sie war mollig, ungefähr Mitte dreißig und ziemlich schwammig im Gesicht. Die blauen Augen quollen etwas hervor. Der vom Alkohol glasige Blick machte sie nicht schöner. Die Lady trug ein
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