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039 - Flucht in die Todeszone

039 - Flucht in die Todeszone

Titel: 039 - Flucht in die Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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hatte er sich eins vorgenommen: Sollte er sich je eine unheilbaren Krankheit zuziehen, wollte er niemandem zur Last fallen.
    Er litt seit Monaten an heftigem Kopfschmerz. Er hatte es seinen Kameraden bewusst verschwiegen, denn er wollte ihr Mitleid nicht. Nachts, wenn die Schmerzen ihn am Einschlafen hinderten, dachte er an seine längst verstorbene Freundin Heidi. Auch sie hatte Kopfschmerzen gehabt. Als sie endlich zum Arzt gegangen war, hatte dieser sie eilig ins Hospital eingewiesen. Dort hatte man einen inoperablen Hirntumor diagnostiziert.
    Grant war davon überzeugt, dass auch in seinem Kopf ein Tumor sein schreckliches Wirken begonnen hatte. Ob er nun operabel war oder nicht, spielte keine Rolle, denn es gab niemandem, der ihm helfen konnte. Also war er, um sein Gelübde zu erfüllen, in der Nacht hinaus geschlichen.
    Er atmete fast glücklich die kalte Luft ein und genoss es, nach langer Zeit wieder mal die Sonne zu sehen, auch wenn sie nur eine schwach glühende Scheibe am grauverschneiten Firmament war. An der Oberwelt, der wahren Heimat des Menschen, fühlte er sich nach wenigen Minuten gesund, und als er schwer atmend durch den Schnee stapfte, pfiff er sogar ein Liedchen aus den Jugendjahren seines Vaters vor sich hin. Ein langhaariger Typ aus Liverpool hatte es komponiert: »The Fool on the Hill.«
    Der Narr auf dem Hügel… Nach achtzehn Jahren unter der Erde war Grant klar geworden, dass er damit gemeint war. Mit siebzehn hatte er sich freiwillig gemeldet, von der Vorstellung beseelt, den Feinden seines Landes eins auf die Rübe zu hauen, sobald sie ihr freches Maul aufrissen. Er hatte seinen Hals in den Religionskriegen riskiert, damit der amerikanische Autofahrer auch weiterhin sein billiges Benzin bekam. Er hatte an Kommandounternehmen teilgenommen, von denen er glaubte, dass nicht mal der Präsident von ihnen gewusst hatte. Er hatte Terroristennester ausgehoben und oft fünfe gerade sein lassen. Er hatte sein ganzes Leben beim Militär verbracht und seine sexuellen Bedürfnisse in den Puffs der Dritten Welt befriedigt, weil es dort am billigsten und die Bräute die jüngsten gewesen waren. Und nun wuchs in seinem Schädel eine Geschwulst heran, um ihn für sein verpfuschtes Leben zahlen zu lassen.
    Seis drum. Er war alt. Selbst wenn er gesund gewesen wäre: Er hatte keinen Bock, als Greis zu enden, den irgendwelche Nachgeborenen mit Brei fütterten, die nicht mal wussten, wer Neil Armstrong und Arnold Schwarzenegger gewesen waren. Die neue Generation hatte die Sonne nie gesehen. Ihr gings gut unter der Erde, wo es warm war und sie genug zu futtern hatten. Sie würden sich eine neue Welt aufbauen, wenn die erste Generation verschwunden war. Vielleicht passten sie sich sogar an die Eiszeit an.
    In den Ruinen von Fort Clark trat Grant auf etwas Hartes, und als er mit dem Fuß im Schnee scharrte, fand er einen Schädel und eine Hundemarke mit dem Namen Robert F. Morrison.
    Schau an, dachte er, der alte Corporal Bob. Also hier ist er geblieben. Er wusste kaum noch, wann er den Mann und seine russisch- amerikanische Braut zuletzt gesehen hatte. Es musste viele Jahre her sein.
    Ein Stück weiter stieß er auf einen natürlichen Hügel, das Wrack eines Killerautomaten und eine dunkle Höhle. Der Rost hatte dem Ding zugesetzt. Grant fragte sich, ob es eine Möglichkeit gab, die Munition aus dem Ding rauszuholen. Die Leute im Bunker konnten sie bestimmt gut gebrauchen. Wenn er das passende Werkzeug fand, um die Kellerassel aufzuschneiden, war die Sache ein Klacks… Aber nein. Er wollte doch Schluss machen.
    Oder doch nicht? Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, dass seine Kopfschmerzen völlig verschwunden waren.
    Vor ihm, im Eingang der Höhle, raschelte etwas. Grants Kopf zuckte hoch. Er erblickte eine in Felle gekleidete Gestalt, deren Hand eine langschäftige Axt hielt.
    »Wer bist du?«, fragte Grant erschreckt. Er fragte sich, ob ihm Gefahr drohte. Welch ein Irrsinn, wurde ihm plötzlich klar. Da will ich mir eine Kugel in die Birne jagen und fürchte mich davor, jemand könnte mir was antun!
    Er brauchte den Mann nur anzusehen, um zu wissen, dass es keinen Sinn hatte, Fragen zu stellen. Er war ein Tier, wie die meisten, die heutzutage an der Oberwelt lebten. Er war höchstens zwanzig Jahre alt und wusste vielleicht gar nicht, dass Menschen vor seiner Geburt noch keine Menschen gefressen hatten.
    Wahrscheinlich rumorte der Hunger in seinen Eingeweiden und Grant war für ihn nur ein

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