0390 - Lockvogel 1 spielt falsch
durchkam, erinnerte sich ein Captain hier in Chicago an den Fall. Er ging der Sache nach. Inzwischen hatten wir ja Prints von dem Burschen — es gibt keinen Zweifel. Der Killer ist der tot geglaubte John Houston.«
»Vielleicht hat ihn damals ein Boot aufgefischt«, mutmaßte Phil.
»Ja, oder vielleicht ist er der Erste, der es geschafft hat, bis Japan zu schwimmen. Jedenfalls wissen wir jetzt, mit wem wir es zu tun haben. Ich habe die alten Prozessunterlagen angefordert. Aber soviel scheint jetzt schon festzustehen: Es handelt sich um einen besonders bösartigen Zeitgenossen. San Francisco meint, dass er die letzten dreizehn Jahre im Ausland war, vermutlich in Südamerika. Und was er in seiner Branche da unten gelernt haben mag, hat ihn bestimmt nicht liebenswerter gemacht.«
»Da fällt mir ein — Lawrence verbringt seit Jahren regelmäßig seinen Urlaub in Acapulco.«
»Ja, in Mexiko. Vielleicht hat er Houston dort kennen und schätzen gelernt.«
»Was Indizien gegen Lawrence angeht, haben wir allmählich genug«, brummte ich. »Aber zu einem Prozess würde es nicht ausreichen. Wir müssen Bellison finden, sonst kommen wir nicht weiter. Hat er sich inzwischen im Hotel gemeldet?«
»Bis jetzt noch nicht!«
»Vielleicht ist er auf einem seiner beiden Vergnügungsdampfer. Besteht eine Möglichkeit, das festzustellen?«
»Dem FBI ist nichts unmöglich«, grinste Fred und zog einen Zettel aus der Tasche. »Die Phoebus I liegt seit drei Monaten in einer Werft. Sie hat Maschinenschaden; wie es heißt, ist sich die Reederei nicht klar darüber, ob sich die Reparatur lohnt. Der Kahn stammt aus dem Jahre 1919.«
»Und die Phoebus II?«
»Ist mit einer Gesellschaft kanadischer Geschäftsleute auf dreitägiger Kreuzfahrt.«
»Was tun diese Kanadier auf dem Michigan-See?«, fragte Phil. »Es würde sich lohnen, das herauszufinden!«
Ich sagte: »Wir müssen feststellen, wo sich die Phoebus II zurzeit befindet. Dann nehmen wir eine Durchsuchung des Schiffes vor. Wenn wir dabei auf Bellison stoßen, nehmen wir ihn in Schutzhaft.«
»Ich rufe die Kollegen von der Admiralität an«, sagte Fred und streckte die Hand nach dem Telefonhörer aus. Das Klingeln des Apparates kam ihm zuvor.
Er nahm ab, lauschte einen Augenblick und gab dann an mich weiter.
»Für Jerry Cotton.«
Ich nahm den Hörer. Es dauerte einen Augenblick, bis die Vermittlung durchgestellt hatte.
»Hallo, Agent Cotton«, meldete sich dann eine heisere Stimme. »Hier ist Bellison!«
***
Ich holte tief Luft.
»Wo stecken Sie, Mann?«, fragte ich dann. »Seit gestern Abend suchen wir Sie.«
»Das kann ich mir denken. Ich habe eben erst erfahren, was im Marberry passiert ist. Ein Geschäftsfreund, der dort wohnt, hat es mir gesagt. Eine furchtbare Sache, Agent Cotton. Tut mir leid, dass das passiert ist. Glauben Sie mir, ich hatte keine Ahnung…«
»Kondolieren können Sie später«, unterbrach ich ihn. »Woher wissen Sie, dass ich hier bin?«
»Das sagte mir mein Geschäftspartner. Er hat Sie erkannt. Well, und ich muss Sie dringend sprechen. Ich dachte mir, dass ich Sie im FBI Hauptquartier erreichen werde.«
»Wo sind Sie im Augenblick?«
»In Benton Harbor, ein paar Meilen außerhalb der Stadt.«
»Ich kenne den Ort! Hören Sie, Bellison…«
»Agent Cotton, ich sitze hier fest. Ich bin in einer furchtbaren Lage. Man will mich ermorden!«
»Den Eindruck haben wir auch«, knurrte ich.
»Ich würde zu Ihnen in die Stadt kommen, aber ich fürchte, die Bande ist mir dicht auf den Fersen. Ich wage nicht, das Haus zu verlassen. Hier bin ich einigermaßen sicher. Im Garten sind scharfe Hunde. Aber ich wette, sie lauern draußen…« Bellison sprach hastig, in einem Flüsterton, als wäre der Mörder bereits im Nebenzimmer.
»Wissen Sie, wer Sie umbringen will?«
»Nein, keine Ahnung. Ich bin ein friedlicher, anständiger Bürger!«
Phil verzog das Gesicht.
»Ich habe früher mal Dummheiten gemacht, und das rächt sich jetzt«, fuhr Bellison fort. »Sie müssen mir helfen, Agent Cotton. Nur Sie können es.«
»Beschreiben Sie mir genau, wo Sie sich im Augenblick aufhalten.«
»Ich habe hier in Benton Harbour ein Sommerhaus, Bendex Street 1128. Liegt direkt am Ufer des Michigan. Da bin ich.«
»Woraus schließen Sie, dass Ihnen die Verbrecher auf den Fersen sind?«
»Draußen parkt seit einer Stunde ein schwarzer Buick. Direkt gegenüber der Einfahrt. Ich glaube, das sind sie. Ich hätte keinen Verdacht geschöpft, aber vorhin bekam
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