0390 - Lockvogel 1 spielt falsch
ich einen Anruf und erfuhr, was im Marberry passiert ist. Da wurde mir klar, dass sie es auf mich abgesehen haben. Well, und gleich darauf entdeckte ich den Buick auf der Straße!«
»Können Sie sehen, wer in dem Wagen sitzt?«
»Nur ein Mann, glaube ich! Aber bestimmt sind noch mehr Leute in der Gegend. Ich kann jedenfalls das Haus nicht verlassen. Sie müssen mich hier rausholen, Agent Cotton!«
»Also schön. Rühren Sie sich nicht von der Stelle. Wir machen uns sofort auf den Weg.«
»Agent Cotton…«
»Ja?«
»Wäre vielleicht gut, wenn Sie nicht mit einer ganzen Streitmacht hier anrücken. Vielleicht gelingt es Ihnen, die Burschen zu schnappen. Ich wette es sind Leute, auf die Sie schon lange sehr scharf sind!«
»Sie können es ruhig mir überlassen, was ich zu tun habe«, brummte ich und hängte ein.
»Na, wenn das keine neue Variante ist«, platzte Fred Halsey los. »Der alte Al Capone hätte sich geschämt, Polizeischutz zu erbitten.«
»Irgendetwas gefällt mir da nicht«, sagte ich nachdenklich. »Die Geschichte klang zwar einleuchtend, aber irgendwo ist da ein Haken.«
»Aber wo?«
Ich hob die Schultern.
»Ich kann mir einfach nicht vörstellen, dass Bellison so hilflos sein soll. Er wusste doch, dass Newport heute rauskommt, und er hatte fünf Jahre Zeit, sich etwas einfallen zu lassen. Es ist einfach unwahrscheinlich, dass er jetzt auf unsere Hilfe angewiesen ist.«
»Wir gehen immer davon aus, dass Bellison vom gleichen kriminellen Kaliber ist wie Newport«, meinte Phil. »Er hat Newport vor fünf Jahren zwar begaunert, aber das schließt nicht aus, dass er inzwischen aus der Branche ausgestiegen ist. Dann kann er nichts gegen Newport organisieren. Das Einzige, was ihm helfen würde, wäre eine Leibwache. Aber das ist ein teurer Spaß!«
»Überzeugen wir uns selbst davon. Fred, wie lange fährt man nach Benton Harbor?«
»Höchstens eine halbe Stunde!«
»Schön. Wir gehen also davon aus, dass der Killer Bellison belagert. Dass Bellison uns verständigt, wird er nicht gerade annehmen, aber bestimmt rechnet er damit, dass wir uns auch Bellisons Sommerhaus ansehen. Deshalb müssen wir uns etwas einfallen lassen. Ich hab auch schon eine Idee…«
***
Eine halbe Stunde später rollte ein Drei-Tonner Chevrolet mit Postaufschrift durch die Bendex Street in Benton Harbor. Das Lieferfahrzeug stammte von der städtischen Post. Es sollte uns eine unauffällige Annäherung ermöglichen.
Die City Police unterstützte uns und hatte alle Zufahrtsstraßen abgeriegelt. Die Beamten waren in Zivil und vermieden jegliches Aufsehen.
Benton Harbor war eine kleine Staat mit vielen weiß gestrichenen Holzhäusern, mit Parks und einer langen Strandpromenade. Eine Stadt für Rentner. Ein ruhigeres Plätzchen war kaum denkbar. Wir hatten nicht das geringste Interesse daran, Aufsehen zu erregen, denn jede Kleinigkeit musste die Bande warnen.
Bellisons Haus lag am Ende der Bendex Street, in einer Villenkolonie etwas außerhalb der Stadt. Die Grundstücke hatten hier alle Uferanschluss.
Unser Postauto zuckelte die Straße entlang. Dann schälte sich Bellisons Blockhaus aus dem Park.
Phil und ich trugen graue Arbeitsmäntel, unsere Postmützen waren tief an die Stirn gezogen.
»Von einem schwarzen Buick ist nichts zu sehen«, murmelte ich.
Tatsächlich, die Straße vor dem Haus war leer.
»Vielleicht hat er nur Wind gemacht…«
»Wir werden’s ja sehen!« Ich zog die Bremsen an und brachte das Fahrzeug vor der Einfahrt zum Stehen. Ringsum alte Bäume, durch die man den Blick auf den See freihatte. Links zog sich eine lange, weiß gekalkte Mauer entlang.
Ich stieg aus und ging durch den Park. Unauffällig besah ich mir die Umgebung. Aber nichts Verdächtiges war zu sehen. Dann zog ich an dem alten Klingelzug, Modell Virginia 1830. Bellison musste hinter der Tür gestanden haben. Er öffnete sofort.
Er war ein breiter, schwerer Mann mit einem Kopf wie ein türkischer Pascha. Schwere Tränensäcke hingen unter den dunklen Augen, der Haaransatz begann fast über der Nasenwurzel, ein Schnurrbart verdeckte teilweise die wulstige Oberlippe.
»Ich habe Sie schon erwartet«, sagte er mit seiner heiseren Stimme. »Keine schlechte Idee, sich als Briefträger zu verkleiden. Ich musste den Hund zurückpfeifen.«
»Wo ist der schwarze Buick?«, fragte ich.
»Vor zehn Minuten abgefahren. Die Gangster hatten einen Beobachtungsposten oben am Highway und meldeten Ihre Anfahrt über Funk. Daraufhin zogen sie sich
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