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0391 - Der flüsternde Tod

0391 - Der flüsternde Tod

Titel: 0391 - Der flüsternde Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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so zusammengezogen, daß er in der Mittevon Ober- und Unterlippe eine Öffnung bilden konnte.
    Ein kleines Loch.
    Ein Oval…
    »John, da kommt etwas auf uns zu.« Nicht der Schädel hatte geflüstert, mein Freund Suko war es gewesen.
    Und er behielt recht.
    Aber anders, als wir und Tasso es uns vorgestellt hatten, denn innerhalb der Mundöffnung zeigte sich etwas Weißes, das von einer für uns nicht sichtbaren Kraft nach vorn und durch das Oval geschoben wurde. Zuerst dachte ich an einen Ring oder an einen dicken Stein, wenig später erkannte ich den Gegenstand richtig.
    »Das ist doch unmöglich«, ächzte Tasso und drehte sich ab.
    Es war nicht unmöglich.
    Der flüsternde Tod spie das aus, was er nicht mehr bei sich behalten wollte.
    Es waren Knochen…
    Die ersten bleichen Gebeine blieben für einen Moment auf der Unterlippe liegen. Im Verhältnis zum Mund waren sie klein wie Streichhölzer, auf denen ein Mensch kaut.
    Immer weiter ragten die Beine aus dem Mund, sie bekamen schließlich das Übergewicht und fielen heraus.
    Die ersten beiden überschlugen sich in der Luft, bevor sie auf dem Boden aufschlugen.
    Weitere folgten.
    Und wir schauten zu, wie der Schädel das ausspie, was er nicht mehr haben wollte.
    Ob es Arm-oder Beinknochen waren, konnten wir schlecht erkennen. Auch war nicht auszumachen, ob sie zu einem Menschen gehörten, bis zu dem Augenblick, als zwischen dem blutigen Rot der Lippen etwas Rundes, Bleiches erschien.
    Ein blanker Schädel!
    Er mußte einem Menschen gehören, und Suko und ich wußten auch sofort, zu wem er gehörte.
    Auch der blanke Kopf blieb für einen Moment auf der Unterlippe liegen, bevor er noch einmal angestoßen wurde, das Übergewicht bekam und herabrollte.
    Er fiel zu Boden.
    Ob er zersplitterte oder nicht, konnten wir aus dieser Entfernung nicht erkennen, aber nach dem Vorgang hatte der flüsternde Tod seine »Pflicht« getan, denn der widerliche lackrote Mund nahm wieder die Form an, in der wir ihn zuerst gesehen hatten.
    Er zog sich in die Breite, so daß ein häßliches Grinsen blieb.
    Ich holte tief Luft. Die Vorgänge hatten mich erschüttert, aber meine Widerstandskraft nicht verdrängen können. Ich wollte und mußte gegen ihn antreten.
    Deshalb lief ich vor.
    Eine vergebene Liebesmüh, denn der flüsternde Tod zog sich zurück. Er war viel schneller als ich. Kein Geräusch entstand bei diesem Vorgang, der grauschwarze und auch bläulich schimmernde Schädel war einfach nicht aufzuhalten.
    Er entschwand schneller, als wir es uns vorgestellt hatten.
    Und auch das Bild des toten Zigeunermädchens Sarita war nicht mehr zu sehen. Auf seinem Rückzug präsentierte er uns seine normale düstere Fläche.
    Nun fand auch Tasso die Sprache wieder. »Der Junge hat es mir erzählt. Als der Schädel kam und die Menschen flüchteten, sahen alle Saritas Bild. Da wußten sie, daß die Magie sie eingeholt hatte. Sie ist tot und lebt trotzdem…« Tasso schaute mich an, als erwartete er von mir noch eine Erklärung, die aber gab ich ihm nicht, weil ich sie selbst noch nicht wußte.
    Suko dachte realistischer. »Schauen wir uns die Knochen einmal näher an?«
    »Gleich.« Ich verfolgte den Weg des schwebenden Schädels. Er segelte in eine bestimmte Richtung. Wenn mich nicht alles täuschte, nahm er Kurs auf Devon, so daß dem Ort eine doppelte Gefahr drohte. Nicht allein durch die Spuren des Teufels, auch durch den flüsternden Tod, der sich bestimmt mit dem Satan verbinden wollte.
    Wenn das geschah, hatten die Menschen in Devon kaum eine Chance, dem Grauen zu entwischen.
    Wir brauchten nicht lange zu suchen, um die bleichen Gebeine zu finden. Sie hatten sich verteilt, und sogar der Schädel war noch heil, wenn er auf der Platte auch einen feinen Riß zeigte.
    Ich wog ihn in der Hand. Tasso strahlte ihn mit der Lampe an.
    »Gehört er zu einem Menschen?« fragte er.
    »Natürlich.«
    »Und was sollen wir mit den Gebeinen machen?«
    »Fragen Sie lieber, wer das Opfer des flüsternden Tods gewesen ist.«
    »Sarita.«
    »Ich bin mir da nicht so sicher. Was meinst du, Suko?«
    Der Chinese hatte ebenfalls einen Knochen aufgehoben. »Wenn ich näher darüber nachdenke und mir diesen Knochen so anschaue, würde ich eher sagen, daß er von einem männlichen Körper stammt.«
    »Dann muß er sich zwei geholt haben«, sagte der Sippenchef.
    Wir widersprachen nicht und legten die Stücke wieder zu den anderen. Lange genug hatten wir uns in der Nähe des Zigeunerlagers aufgehalten. Es wurde

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