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0391 - Der flüsternde Tod

0391 - Der flüsternde Tod

Titel: 0391 - Der flüsternde Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wahrscheinlich verfolgte er ein anderes Ziel.
    Rolly lehnte sich weit aus dem Fenster. Schräg gegenüber hatte jemand die Haustür geöffnet. Es war der alte Walker, und er hielt eine Schrotflinte zwischen seinen Händen, deren Mündung auf die Rückseite des Schädels zeigte.
    Wollte er tatsächlich schießen?
    Ja, er hob die Flinte an, den Kolben stützte er an seiner rechten Schulter ab, und das relativ große Mündungsloch zielte auf die Rückseite des schwebenden Schädels.
    Rolly wollte dem Mann zurufen, daß es keinen Sinn hatte, wenn er schoß, er schaffte es nicht, auch nur ein lautes Wort hervorzubringen, und auf sein Winken achtete der alte Walker nicht.
    Dafür drückte er ab.
    Das dumpfe Wummern der Schrotflinte hallte über die Straße und erzeugte noch Echos, die zwischen den Häusern wetterten. Sie ließen sogar die Scheiben erzittern. Der Rückstoß warf den alten Walker fast von den Beinen, der genau nachschaute, was seine Garbe angerichtet hatte.
    Nichts.
    Sie war voll gegen die Rückseite des graublauen Schädels geschlagen, aber sie hatte die Knochenmasse nicht zertrümmert, weil sie eben zu hart und widerstandsfähig war.
    Der flüsternde Tod schwebte weiter.
    Beobachtet von Watson und dem alten Walker, der es nicht fassen konnte und gegen seine Stirn schlug.
    »He, Walker!« Endlich schaffte der Polizist es, über die Straße zu rufen.
    Der Alte drehte sich und sah den Officer winken. »Es hat keinen Sinn, so kannst du den Schädel nicht stoppen.«
    Walker überlegte einen Moment. »Wieso? Eigentlich ist es dein Job, Rolly. Du bist doch der, der hier angeblich alles im Griff hat. Zeig mal deine Kunst, aber du bist nicht nur fett geworden, sondern auch ein Feigling. Ich habe dich gesehen, wie du auf der Straße knietest. Geheult und geschrien hast du. Wie eine alte Memme. Nein, Rolly, mit dir geht es langsam zu Ende.«
    »Und mit dir auch.«
    »Das weiß ich, aber ich bin alt. Ich habe mein Leben längst hinter mir. Mich wird der Teufel holen, mich kann er haben, an mir wird er keine Freude haben.« Während seiner Worte hatte sich der Mann in Bewegung gesetzt und ging auf die Straße zu. Er mußte einfach mit jemandem sprechen und sich seine Wut aus dem Leib schreien.
    Der Lichtkreis einer Lampe traf ihn und ließ das Gesicht des Mannes gelb aussehen. »Los, Rolly, komm aus deiner verdammten Bude und stell dich! Wir werden gemeinsam gegen den Schädel vorgehen. Zeige den anderen, daß du Mut hast. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam. Los, ich helfe dir!«
    Rolly Watson überlegte tatsächlich, ob er den Worten des Alten folgen sollte. Aber was hatte es für einen Sinn? Der Schädel war stärker, die verdammten Teufelsspuren ebenfalls. Da konnte man nichts machen, nur darauf hoffen, daß man überlebte.
    »Na, bist du zu feige?« Walker war wieder zwei Schritte vorgegangen. Er stand jetzt auf der Straße. Die zweite Mündung der Flinte zielte auf Rollys Haus. Es sah so aus, als wollte der Alte die Ladung gegen das Fenster jagen.
    Rolly schaute nach links. Bis zur Straßenkrümmung konnte er sehen. Dort war der Schädel stehengeblieben, als hätte er seinen endgültigen Bestimmungspunkt erreicht.
    »Zu feige bist du!« schrie Walker. »Ich habe es wenigstens versucht, aber du…«
    »Geh nicht weiter!« rief Watson, als er sah, daß der Mann den nächsten Schritt tat und damit in die unmittelbare Nähe einer der gefährlichen Teufelsspuren geriet.
    Er machte es trotzdem.
    Und trat in die Spur!
    Rolly schaute aus dem Fenster. Der zweite Warnruf war auf seinen Lippen gestorben, er wollte nicht hinschauen, doch irgendeine Kraftzwang ihn dazu.
    Walker hatte es voll erwischt.
    Noch stand er kerzengerade, aber nur für den berühmten Augenblick, dann sackte er zusammen, und die Moleküle in seinem Körperveränderten sich. Sie wurden zu Staub, der fahnenartig dem Boden zuwehte und sich dort verteilte.
    Wie auch bei den anderen Opfern blieb er als eine feine weißgraue Masse liegen.
    Watson konnte sich nicht mehr beherrschen. Er wollte es eigentlich nicht, aber es platzte aus ihm heraus. Sein Lachen schallte über die Straße und wurde von abgehackt klingenden Worten unterbrochen, als er schrie: »Verdammt noch mal, du hast es versucht. Du wolltest es. Ich habe dich gewarnt, aber wer nicht hören will, muß fühlen. Alter. Jetzt bist du Staub, verdammter Staub…!«
    Wie im Zirkus kam sich Watson vor, aber es war keine Manege, in der Kunststücke aufgeführt wurden, sondern eine verdammte

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