0392 - Der Mörder mit dem Gittertrick
die Treppe hinab.
Jeden Augenblick war ich darauf gefasst, dass plötzlich aus einer Ecke das Mündungsfeuer einer Pistole auf blitzen würde.
Nichts geschah. Es blieb alles ruhig. Unten auf dem Absatz standen mehrere Tonnen, aus denen lange Balken ragten, die bis zur Decke reichten und wahrscheinlich zum Abstützen der Deckenverschalung gedient hatten.
Ich ging hinter einer der Tonnen in Deckung und peilte die Lage.
Hier unten auf dem Treppenabsatz war kein Mensch. Rechts, wo es weiter nach unten ging, mussten einige Lampen brennen, die bis in die Nischen auf der linken Seite leuchteten. Mir genau gegenüber führte der zweite Treppenschacht hoch, der oben mit Planken abgedeckt war. Dieses zweite Stück lag im Halbdunkel, trotzdem konnte ich erkennen, dass dort ebenfalls niemand war.
Ich gab Phil ein Zeichen mit der Hand. Er folgte mir und ging neben mir in Deckung.
»Du hast Glück gehabt«, flüsterte er leise. »Wenn er hier unten gestanden hätte, wären die Chancen für dich nicht gerade rosig gewesen.«
»Ich hab eben Glück gehabt. Pass auf, Phil. Ich werde mich bis an die letzte Tonne Vorarbeiten. Du gibst mir Feuerschutz und kommst dann nach.«
»Und was machst du dann?«
»Ich muss auf die andere Seite, damit wir den Schacht von beiden Seiten übersehen können. Wir können den Gangster dann von zwei Seiten in die Zange nehmen.«
***
Bevor mein Freund mir antworten konnte, war ich schon aus der Hocke hoch und huschte weiter. Ich schlängelte mich von einer Tonne zur anderen. Ich brauchte wenigstens nicht damit zu rechnen, dass der Gangster sich hinter einer der Tonnen verkrochen hatte, denn da das Licht von rechts kam, hätte ich seinen Schatten sehen müssen.
Hinter der letzten Tonne verharrte ich einen Augenblick und spähte nach rechts. Dort ging die Treppe weiter nach unten. Sie war hier fast doppelt so breit, wie das erste Stück.
Nach ungefähr fünfzehn Stufen war wieder ein Absatz, und dann kam eine Bretterwand. Soweit ich sehen konnte, riegelte sie den Schacht nach dieser Seite völlig ab.
Phil blickte fragend zu mir herüber. Ich gab ihm ein Zeichen und machte mich startklar. Die provisorisch verlegte Beleuchtung war nicht gerade sehr hell, reichte aber aus, um alles erkennen zu können.
Der Treppenabsatz unten weitete sich zu einer großen Plattform und ging in den Bahnsteig über. Rechts und links wuchsen je zwei riesige Pfeiler zur Decke. Die Stützen waren noch mit Brettern verschalt.
Ich postierte mich hinter dem vordersten Pfeiler auf der linken Seite und gab Phil zu verstehen, den anderen Bahnsteig abzuriegeln. Dann wagte ich einen vorsichtigen Blick aus meinem Versteck heraus.
Wo später einmal die Geleise der Subway liegen würden, war jetzt ein Wald von starken Balken. Sie trugen die Verschalung der Decke und sahen bei der schlechten Beleuchtung wie eine unheimliche Geisterlandschaft aus.
Der künftige Bahnsteig selbst war frei. Ich konnte bis zur nächsten Schachtabsperrung sehen.
Der Gangster konnte sich nur zwischen dem Gewirr von Stützen oder auf der Rückseite des Treppenaufgangs versteckt haben. Ich schaute zu Phil hinüber. Er machte mir Zeichen und deutete auf seiner Seite auf den Balkendschungel, dann hin zum anderen Ende des Schachtes. Ich rechnete damit, dass der Gangster auf dem Bahnsteig geblieben war und sich da befand, wo sich die beiden Bahnsteige hinter dem Treppenbau wieder vereinigten.
Ich brüllte eine Warnung und forderte den Gangster auf, aus seinem Versteck zu kommen. Phil tat es mir nach. Schaurig gellten unsere Rufe durch den feuchten Schacht.
Dann wartete ich zwei Minuten.
Aber nichts rührte sich. Ganz gedämpft hörte man nur die Geräusche von der Oberwelt, und unheimlich klang das Tropfen von Wasser.
Dann fasste ich einen anderen Plan.
Ich musste in den Rücken des Gangsters kommen und ihn zu Phil treiben.
Um den Gangster in die Zang6 zu nehmen, gab es nur eine Möglichkeit. Ich musste vom Bahnsteig hinunter und am Rand des Bahnkörpers so weit Vordringen, dass ich den Gangster sehen und aus seinem Versteck treiben konnte. Ich selbst blieb dann durch die Stützbalken gedeckt und war vor seinen Kugeln sicher.
Ich gab Phil durch ein Zeichen zu verstehen, dass er hinter dem Pfeiler bleiben sollte, und huschte zur Kante des Bahnsteigs.
Ich sprang auf den künftigen Bahnkörper hinunter. Mehrere Finger hoch stand das Wasser auf dem Beton. Vorsichtig huschte ich bis zur Seitenwand. Hier war es durch die vielen Balken sehr dunkel, und
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