0392 - Der Mörder mit dem Gittertrick
er uns verschaukelt hat.«
»Dann sind wir ja einer Meinung. Aber zuerst tauchen wir einmal unter. Wir müssen uns hier in New York erst mal zurechtfinden. Ich kenne da von früher noch ein paar Leute, die können uns sicher nützlich sein.«
»Also fahren wir dahin?«, erkundigte sich Norman.
»Ich weiß nicht, wo ich die Leute finde«, gestand Spirelli. »Ich weiß auch noch nicht, ob sie überhaupt noch hier in New York sind. Aber das können wir in den nächsten Tagen in aller Ruhe rauskriegen. Wir tauchen erst mal unter. Ich hab da drüben in Hoboken noch eine Bekannte, die wird sich über meinen Besuch so freuen, dass sie dich auch noch in Kauf nimmt.«
Norman stieß einen Pfiff aus und grinste zu dem schnauzbärtigen Gangster hinüber.
»Den Wagen lassen wir an der nächsten Ecke stehen«, meinte Spirelli dann.
»Du bist wohl verrückt!«, entfuhr es Norman. »Den Schlitten brauchen wir doch! Wie sollen wir denn sonst von der Stelle kommen, wenn wir den Wagen nicht mehr haben.«
»Vergiss nicht, dass der Schlitten geklaut ist«, sagte Spirelli. »Meinst du, ich hätte Lust, mir die Cops auf den Hals zu hetzen?«
»Du scheinst ja mächtig vorsichtig geworden zu sein! Muss ich dir noch sagen, dass der Wagen aus einem Parkhaus stammt, und dass ich ganz sicher weiß, dass der Besitzer für zwei Wochen nach Florida gereist ist? So schnell steht der Wagen nicht in der Fahndungsliste.«
»Trotzdem, wir lassen den Schlitten irgendwo stehen. Ich will jetzt nichts mehr dem Zufall überlassen. Außerdem will ich unsere Spur möglichst ganz verwischen.«
»Und wenn wir in den nächsten Tagen eine Karre brauchen?«, fragte Norman.
»Dann nehmen wir ein Yellow Cab, oder wir knacken einen anderen.«
»Das ist ein Vorschlag! Wir suchen uns jetzt also ein Taxi, damit wir nach Hoboken rüberkommen.«
»No, chap. Ich hab da auf einmal eine andere Idee. Wir fahren weiter bis zum Battery Park. Da ist viel Betrieb, wir lassen den Schlitten da stehen und quetschen uns auf eine Fähre, die nach Jersey City rüberfährt. Dann gondeln wir nach Hoboken. So können wir am besten untertauchen und auch am schnellsten feststellen, ob Brian uns auf den Fersen ist.«
»Meinst du, dass er uns verfolgt?«, fragte Norman, und seine Zuversicht war auf einmal wie weggewischt. »Es… es sah doch im Gegenteil so aus, als wäre er vor uns ausgerissen!«
»Man kann nie wissen«, sagte Spirelli nachdenklich und kaute an den Spitzen seines Schnurrbartes. »Ich habe da so ein komisches Gefühl in den Knochen, und deswegen werden wir vorsichtig sein.«
Spirelli schwieg nachdenklich, und Norman musste sich ganz darauf konzentrieren, nicht im immer dichter werdenden Verkehrsgewühl stecken zu bleiben. Spirelli dirigierte den Wagen auf einen der riesigen Parkplätze. Dort ließen die Gangster den Wagen stehen, nachdem sie vorher das Lenkrad und Armaturenbrett mit den Lederhandschuhen sorgfältig abgewischt hatten.
Dann schlenderten sie hinüber zu den Anlegebrücken.
»Da hinten ist eine Fähre, die nach Hoboken fährt«, sagte Spirelli und zag Norman in die andere Richtung.
Dabei fiel sein Blick auf zwei Polizisten, die vielleicht zwanzig Schritte von der Anlegestelle entfernt neben zwei Motorrädern standen, die mit einer langen Antenne ausgerüstet waren.
Spirelli schlug einen Bogen.
»Ich denke, du willst rüber«, brummte Norman erstaunt.
»Will ich auch, aber wir brauchen ja nicht gerade den Cops vor der Nase rumzuspazieren.«
»Was wollen die uns schon tun?«, amüsierte sich Norman.
Spirelli schob sich mit Norman in eine Gruppe von Menschen, die gerade mit einem Greyhound-Bus angekommen waren. Als die beiden Gangster aus dem Blickfeld der Polizisten verschwunden waren, gingen sie zu dem Fahrkartenschalter und lösten Karten für die Überfahrt.
Dann stellten sie sich in die Schlange der Wartenden und beobachteten das Anlegemanöver des Fährbootes.
Das Boot stieß einen schrillen Pfiff mit der Dampfsirene aus, und die Fahrgäste auf dem Oberdeck winkten zum Ufer hinauf.
In diesem Augenblick peitschten die Schüsse auf.
In die momentane Stille stieß der spitze Schrei von Spirelli.
***
Die beiden Polizisten drehten sich um, als sie die Schüsse hörten.
»Was ist denn das für eine Knallerei?«, fragte der eine, der die Figur eines Preisboxers hatte und seinen Kollegen um Kopflänge überragte.
Als sie den spitzen Schrei vernahmen, rannten sie los. An der Anlegestelle hatte sich im Nu ein dichtes Knäuel von Menschen
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