Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

Titel: 0394 - Die Unheimliche vom Schandturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
aber, denn man will morgen von mir ein Referat hören. Das ist es ja.«
    Der Kollege nahm die Hand weg. »Wenn das so ist, habe ich wohl keine Chance.«
    Will lachte. »Heute nicht.«
    »Ich mache jedenfalls noch einen drauf. Ich habe da ein Lokal kennengelernt, in dem sie das Bier nicht nur in Reagenzgläsern ausschenken.«
    Mallmann verstand nicht. »Wie meinst du das?«
    »Für ein gestandenes Mannsbild aus Bayern sind die Kölsch-Gläser doch viel zu kleine.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Der Kollege hob die Hand, grüßte kurz und ging davon.
    Mallmann stieg in seinen Wagen. Er schnallte sich an und gähnte noch einmal kräftig, bevor er den Motor startete. Der Kommissar aus Wiesbaden war rechtschaffen müde. Zum Glück brauchte er nicht weit zu fahren. Sein Hotel lag auf der anderen Rheinseite, ein viereckiger Kasten aus rotem Beton, mit Blick auf die Stadtautobahn.
    Buchforst hieß der »Nobel«-Vorort.
    Mallmann kannte sich in Köln recht gut aus. Von der Rheinuferstraße bog er auf die Zoobrücke ab und war in knapp zehn Minuten auf dem Hotelparkplatz.
    Um diese spätabendliche Stunde hatte sich auch der Verkehr in Köln beruhigt. Am Rheinufer waren nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Will ordnete sich ein und sah schon von weitem die Lichterkette der Zoobrücke.
    Ein gewaltiges Bauwerk aus Stahl und Beton spannte sich da über den dunkel und träge dahinfließenden Rhein. Wer über die Brücke fuhr, hatte auch in der Dunkelheit einen phantastischen Ausblick auf den angestrahlten Dom und die bunte Kölner Altstadt, in der fast immer Betrieb herrschte.
    Will nahm sich vor, spätestens am Wochenende einen Blick in die Altstadt zu werfen, die beiden restlichen Tage, an denen er Dienst hatte, würden auch noch vergehen.
    Mallmann rollte auf die Brücke. Er fädelte sich in den fließenden Verkehr ein und sah plötzlich wie die Heckleuchten der beiden vor ihm auf verschiedenen Spuren fahrenden Wagen ein paarmal hintereinander aufglühten. Im nächsten Moment hörte er das Kreischen gequälter Reifen.
    Auch der Kommissar bremste. Er drückte das Pedal stotternd nach unten, weil er nicht auffahren wollte und sein Hintermann ebenfalls gewarnt werden mußte.
    Will bekam den Manta zum Stehen.
    Er fragte sich nur, weshalb die anderen so heftig gebremst hatten.
    Zum Glück war der Kommissar noch auf der rechten Fahrbahn, so daß er aussteigen konnte. Zwischen dem Geländer und der Fahrbahn befand sich noch ein schmaler Notweg.
    Will stieg aus.
    Er schaute zurück, als er den Wagenschlag zuhämmerte. Ein Stau hatte sich hinter ihm gebildet, es war aber zu keinen Auffahrunfällen gekommen. Die Wagen vor Will standen schräg, und das hatte seinen Grund.
    Zuerst hörte Will den Schrei. Er hallte durch die Finsternis und weit über den Fluß hinweg.
    Noch wußte der Kommissar nicht, was geschehen war, bis er den Mann sah, der sich von seinem querstehenden Wagen gelöst hatte und geduckt über die Fahrbahn lief.
    Er wurde von einem weißen Pferd und einer Reiterin verfolgt.
    Der Mann rannte, doch die anderen waren schneller. Und Will, der das Unheil kommen sah, konnte auch nicht mehr eingreifen.
    Die Frau erwischte den Flüchtenden. Sie beugte sich dabei nach rechts, streckte ihre Hand aus, packte den Mann am Hals und riß ihn in die Höhe.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Kommissar den Vorgang zwar als ungewöhnlich empfunden, gleichzeitig aber auch als relativ normal eingestuft. Was danach folgte, ließ ihn den Atem anhalten.
    Das Pferd hob ab und jagte schräg in die Luft. Das Haar der Reiterin flatterte im Wind und ihr Lachen hallte über die Autobahn. Ihr weißes Kleid flatterte, und sie hielt noch immer den Bedauernswerten fest. So ritt sie mit ihrer Beute über das Geländer der Brücke.
    Mallmann ahnte das Schreckliche, und sollte sich nicht getäuscht haben. Als Roß, Reiterin und Opfer über dem Wasser schwebten, wirbelte der Schimmel um seine eigene Achse.
    Plötzlich ließ die Unheimliche los.
    Eine Puppe schien durch die Luft zu fliegen. Arme und Beine bewegten sich hektisch, der dünne Schrei flatterte Will entgegen, der am Gitter stand und sich daran festhielt.
    Wie ein großes Maul kam ihm der träge dahinfließende Rhein vor.
    Ein Maul, das weit offen war und in das der Mann hineinfiel.
    Zuletzt sah der Kommissar das Aufspritzen des Wassers, dann war alles vorbei.
    Und die Reiterin auf ihrem Schimmel jagte dem dunklen Himmel entgegen wie ein Komet…
    ***
    Geträumt hatte der Kommissar nicht, das war ihm

Weitere Kostenlose Bücher