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0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

0394 - Die Unheimliche vom Schandturm

Titel: 0394 - Die Unheimliche vom Schandturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fragte Will.
    Armin Herkner nickte, auch ich stimmte ihm zu, und wir versuchten, die Richtung zu bestimmen.
    Ich fragte Petra. »Haben Sie etwas herausgefunden?«
    Ihr Nicken erfolgte zögernd, als wäre sie sich nicht hundertprozentig sicher. »Wenn mich nicht alles täuscht, ist es dort aufgeklungen, wo sich auch die Ricardis-Gruft befindet.«
    Für die Dauer einiger Sekunden gab keiner von uns einen Kommentar ab. Bis ich fragte: »Sind wir auf dem richtigen Weg?«
    »Ja.«
    »Er ist sehr schmal«, warf Will ein.
    Petra schüttelte den Kopf. »Das macht nichts. Wir werden gleich auf einen breiteren treffen, der direkt zum Grab der Ricardis führt. Ich bin den Weg schon öfter gegangen.«
    Obwohl wir es eilig hatten, mußte ich die nächste Frage noch stellen. »Interessieren Sie sich so sehr für Friedhöfe?«
    »Als Kunsthistorikerin mehr für Grabsteine, und da habe ich hier eine gute Auswahl.«
    Die Antwort reichte uns, zudem drängte Oberkommissar Herkner zum Weitergehen.
    Das Wiehern hatte sich nicht wiederholt. Wir liefen hintereinander und diesmal im Laufschritt.
    Petra Schwamborn hatte sich nicht getäuscht. Nach einer weit geschwungenen Kurve konnten wir bereits den Hauptweg sehen, in den der schmale Pfad einmündete.
    Jetzt hörten wir auch das Wiehern.
    Es schrillte uns entgegen. Zu vergleichen mit einem bösen hohen Klang, in dem alles Unheil der Welt lag.
    Ich konnte mir gut vorstellen, daß die beiden Tiere ihrer Herrin in punkto Gefährlichkeit in nichts nachstanden, drängte Will Mallmann zur Seite und schaute nach links, wobei mein Blick gleichzeitig noch in die Höhe glitt.
    Da sah ich es.
    Vor einer Nebelwolke hatte es sich aufgebaut, stand in der Luft, und wenn ich genauer hinschaute, erkannte ich das Flimmern an seinen Konturen. Ein Beweis für mich, daß man bei diesem Schimmel von keiner natürlichen Erscheinung sprechen konnte.
    Für einen Moment hielt ich den Atem an und hörte Mallmanns lauten Warnruf.
    »Die Frau, John!«
    Der Kommissar war schon gestartet. Ich hatte mich eben zu sehr auf den Anblick des Pferdes konzentriert und nicht auf den Weg geachtet. Das Geisterpferd und der Kommissar hatten sich zur gleichen Zeit in Bewegung gesetzt, und jeder von ihnen war auf das gleiche Ziel fixiert.
    Ich sah es kommen. Es mußte einfach so sein. Der Schimmel war schneller als mein Freund.
    »Will, duck dich!«
    Ich hatte ihm die Worte hinterher gebrüllt und war gleichzeitig in die Knie gegangen.
    Hinter mir sprachen Petra Schwamborn und ihr Chef miteinander. Die Worte interessierten mich nicht, denn die Beretta lag bereits in meiner rechten Hand, deren Gelenk ich auf dem der linken abgestützt hatte, um den Schuß nur nicht zu verreißen.
    Schräg jagte das Pferd nach unten.
    Die alte Frau taumelte noch. Will Mallmann war viel zu weit entfernt, um sie noch vorher zu erreichen und aus der Gefahrenzone schleudern zu können.
    Aber die Distanz stimmte für einen Schuß.
    Zweimal feuerte ich. Meine Augen zuckten kurz, als ich die kleinen Mündungsflämmchen vor der Mündung sah. Ich wußte sofort, daß ich getroffen hatte.
    An der rechten Flanke des Geisterschimmels blitzte es zweimal auf, als die Kugeln hineinhieben. Und das nächste Wiehern wurde zu einem fast menschlichen Röcheln, als der Vorwärtsdrang des Tieres abrupt gestoppt wurde.
    Ich ließ die Arme sinken.
    Will Mallmann hatte die Frau mittlerweile erreicht. Er hielt sie umfaßt und zog sie zur Seite, denn über ihren Köpfen wütete die Weiße Magie meiner abgefeuerten Silberkugeln im Körper des Tieres.
    Dieses Pferd war nur Mittel zum Zweck gewesen. Es gehörte nicht zur hohen Kategorie der Geistwesen oder Dämonen und mußte seiner Schwäche Tribut zollen.
    Es zerplatzte.
    Stücke wurden aus seiner Haut gerissen. Große Löcher blieben zurück, so daß die Geisterscheinung wie ein nicht ausgefülltes Puzzle wirkte. Dann brach es zusammen.
    Ich hörte noch ein Rauschen, als würde Wind durch den Blätterwald fahren, und einen Moment später stürzte das Tier rechts vom Weg in die Bäume.
    Dort blieb es hängen.
    Wir hörten das Knacken der Äste, die dem Druck nicht hatten standhalten können, sahen auch, wie sich die Zweige bogen und die Blätter in Bewegung gerieten.
    Das Pferd aber blieb dort hängen, und da begann auch sein Auflösungsprozeß, aber nicht zu Staub wurde es, sondern zu einer anderen Masse, die man mit dem Wort Schleim bezeichnen konnte.
    Als hätte sich ein Regen über den Baum und dessen nähere Umgebung

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