0394 - Wir stellten den Messermörder

sagte er und führte Phil zu dem mächtigen Schreibtisch von der Größe eines mittleren Tennisplatzes. »Ihr Chef hat mich schon informiert.«
    Phil legte dem Direktor ein Foto von Camden vor, das er sich vorher im Labor des FBI Districtgebäudes hatte anfertigen lassen.
    »Das ist er«, nickte Mr. Fields, »allerdings führten wir ihn unter dem Namen Stan Redwood. Er hatte drei Jahre wegen Erpressung und Raubes erhalten. Vor zwei Jahren haben wir ihn nach Chicago entlassen. Dort sollte er sich polizeilich melden, ist aber nie erschienen. Seitdem war er spurlos verschwunden.«
    »In New York führte er offenbar ein ehrbares Leben«, sagte Phil. »Hatte er Komplizen, die ihm auf die Beine geholfen haben?«
    »Möglich ist es. Als er unsere Gastfreundschaft nicht länger beanspruchte, war er allerdings so gut wie mittellos.«
    »Hat man die Beute aus seinen früheren Straftaten gefunden?«
    »Bis zum letzten Cent. Es blieb nicht mal etwas für den Anwalt übrig, sodass er einen Pflichtverteidiger bekam.«
    Mr. Fields steckte eine lange Virginia in Brand und lehnte sich im Ledersessel zurück.
    »Da ist allerdings noch eine merkwürdige Geschichte«, sagte er dann. »Redwood alias Camden war zwei Monate mit einem anderen Häftling in einer Zelle zusammen. Eines Tages griff dieser andere einen Beamten an und verletzte ihn erheblich. Redwood schwor, dass nur dieser Joe Hull der Täter war, und der Beamte konnte sich nicht genau besinnen.«
    »Und was ist daran so merkwürdig?«, fragte Phil verständnislos.
    »Dass Hull zur gleichen Zeit an einer Sehnenentzündung an beiden Armen litt und gar nicht in der Lage war, den Beamten derart zuzurichten. Ich habe eher das Gefühl, Redwood wollte seinem Zellengenossen einen Strick drehen.«
    »Sitzt Hull noch?«
    »Er wurde vor sechs Monaten auf Bewährung entlassen.«
    »Und Sie glauben, dass er es auf Camden abgesehen haben könnte?«, fragte Phil zweifelnd.
    »Zweifellos. Aber da spricht ein simpler Punkt dagegen: Joe Hull steht unter Polizeiaufsicht und muss sich täglich einmal auf dem Revier melden«, erzählte Mr. Fields sanft und blies einen Rauchring.
    »Dann bleiben ihm noch 23 und eine halbe Stunde jeden Tag, in denen er den Mord verübt haben könnte«, meinte Phil.
    »Das schon, aber das Revier liegt in San Francisco«, sagte Fields achselzuckend.
    »Und was ist dieser Hull von Beruf?«
    »Heringsfischer. Ein bodenständiger Mensch. Bis heute hat er San Francisco nicht wieder verlassen.«
    »Dann scheidet er aus. Hatte Redwood noch sonst Kontakt mit Mithäftlingen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Er war nach dieser Affäre mit Joe Hull ein Muster an Unterwürfigkeit und suchte sich durch gute Führung besonders hervorzutun.«
    Für alle Fälle notierte sich Phil noch die Angaben über Joe Hull.
    »Das 31. Revier in Frisco kann Ihnen behilflich sein, falls Sie ihn sehen wollen, Agent Decker«, sagte Fields.
    »Danke, das lohnt die Spesen nicht«, meinte Phil lachend und verabschiedete sich.
    Draußen war es bereits dunkel, als er sich auf den Weg nach New York machte.
    Camden alias Redwood musste also nach seiner Entlassung ein Ding gedreht haben. Oder sollte er in seinem alten Metier weitergemacht haben? Dann wäre sein Vermögen zwar erklärlich, nicht aber, dass keine einzige Anzeige wegen Erpressung in letzter Zeit eingelaufen war, die auf Redwood passte.
    Die Fälle der letzten zwei Jahre waren alle aufgeklärt bis auf einen, und da hatte das Opfer nicht gezahlt, sondern sich unter Polizeischutz gestellt.
    Wie war Redwood also zu dem Geld gekommen? Und warum war er umgebracht worden, wenn nicht wegen des Geldes?
    Der Mörder hatte nicht mal die Brieftasche angerührt.
    Der Weg zurück nach New York dauerte über eine Stunde, obwohl die Autobahn über Newark auf jeder Seite vierspurig ist. Unterwegs kehrte Phil noch ein und ließ sich eine Büchse Bier und zwei Hamburger bringen.
    Als Phil durch den Holland Tunnel nach Manhattan fuhr, schaltete er das Funksprechgerät ein und erkundigte sich nach mir. Als er die Antwort bekam, schaltete er Rotlicht und Sirene ein und scheuchte den Verkehr vom Broadway.
    Mit durchdringendem Geheul jagte der rote Jaguar quer durch Manhattan nach Norden.
    Vor dem 67. Polizeirevier in der Park Avenue, gegenüber dem Central Park, stoppte Phil mit radierenden Reifen. Bevor noch der Wagen richtig stand, stürmte er heraus und riss die Tür auf.
    Mit einem Satz flankte er über die hüfthohe Holzbarriere und schob ein paar Cops