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0394 - Wir stellten den Messermörder

0394 - Wir stellten den Messermörder

Titel: 0394 - Wir stellten den Messermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir stellten den Messermörder
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auf den kleinen Flur mündeten.
    Als ich die Tür aufstieß, kam mir eine Wolke von Tabak- und Alkoholdunst entgegen, in der alle Insekten in wenigen Minuten absterben mussten. Durch die lauthals geäußerte Erregung blieb mein Eintreten vollkommen unbemerkt.
    Ich schob mich an der Wand entlang und suchte einen freien Stuhl. Zwischen einem rüstigen Endneunundachtziger und einem Kleiderschrank auf Füßen ließ ich mich nieder.
    Die Diskussion tobte ungezügelt durch den kleinen Raum, in dem sich gut dreißig Personen befanden. Als sich meine Augen an den Dunst gewöhnt hatten, prägte ich mir die Gesichter ein. Es waren Durchschnittstypen, deren Muskeln meistens viel besser ausgebildet waren als ihr Verstand.
    Der Anführer saß auf einem Barhocker, der neben einem ausgedienten Klavier stand. So konnte er alle Anwesenden überblicken und wurde auch besser gesehen.
    Es schien sich um Mr. Shore zu handeln, wie ich aus den Zurufen feststellte. Er verkündete soeben pathetisch, es müsse etwas gegen Leute unternommen werden, die den Frieden in Manhattan störten.
    Die Zuhörer klatschten frenetischen Beifall. Mit wütenden Zwischenrufen machten sie immer wieder darauf aufmerksam, was mit den »Friedensstörern«, geschehen sollte.
    »Wir bleiben streng gesetzlich«, verkündete Mr. Shore und warf sich in die Brust, »es darf nur passiver Widerstand geleistet werden.«
    Das Gemurmel drückte alles andere als Zustimmung aus.
    »Quatsch«, knurrte der Kraftmensch mir gegenüber und rammte den Ellbogen auf das Holz des Tisches, dass die Gläser sprangen.
    »Was meinst du, Kumpel?«, sagte er und fixierte mich.
    »Genau richtig«, sagte ich im Brustton der Überzeugung. »Siehst du, es gibt weitaus bessere Methoden, um sich durchzusetzen«, meinte er vertraulich.
    »Stimmt, zum Beispiel ein Messer«, bluffte ich. Während ich das Bierglas ansetzte, beobachtete ich scharf seine Reaktion.
    Seine Augenbrauen hoben sich nur um eine winzige Kleinigkeit, doch es entging mir nicht. Außerdem glaubte ich zu erkennen, wie sich seine Wangenmuskeln strafften.
    »Prost«, sagte er kurz und leerte das Glas.
    Von der Versammlung wurde jetzt eine Resolution angenommen, deren Dummheit anscheinend niemand auffiel. Es sollte eine Pressekampagne gestartet werden.
    An Spenden kamen genau 3 Dollar 35 zusammen.
    Als sich ein Teil der Leute verlaufen hatte, ließ sich Mr. Shore am Nebentisch mit ein paar Burschen nieder, die wenig vertrauenerweckend aussahen. Ich verwickelte mein Gegenüber in ein belangloses Gespräch und versuchte gleichzeitig, mit einem Ohr der Unterhaltung hinter meinem Rücken zu lauschen.
    Als ich den Namen Camden hörte, konnte ich mich kaum noch auf den Kleiderschrank vor mir konzentrieren.
    ***
    Nach einer Weile stand ich auf und kehrte nach ein paar Minuten in den Raum zurück. Der Kraftprotz saß jetzt bei Shore am Tische. Ich angelte mir meinen Stuhl und setzte mich zu der Runde.
    »Eh, wie war doch noch dein Name?«, wandte sich der Große an mich.
    »Jerry, einfach Jerry, soeben von New Orleans angekommen. Habe gehört, hier gibt es für Schauerleute mehr zu holen als bei uns im Süden.«
    »Das kommt darauf an«, sagte Shore und musterte mich eindringlich.
    »Spezialität?«
    »Bananenstauden schleppen«, sagte ich prompt.
    »Red kein Blech, ich will wissen, was deine eigentliche Aufgabe ist. Mit solchen Händen trägt man keine Kisten oder Bananen.«
    »Well«, antwortete ich grinsend, »zur Not kann ich auch mit einem Schießeisen umgehen.«
    »Na also«, brummte Shore, »warum nicht gleich so?«
    Die anderen beiden saßen mit unbeweglichen Gesichtern dabei. Sie rauchten und sagten kein einziges Wort.
    »Was ist, habt ihr einen Job zu vergeben?«, fragte ich.
    »Vielleicht. Du kannst dich morgen bei Joe melden«, sagte Shore und deutete auf meinen Gesprächspartner von vorhin.
    Der Kleiderschrank aus Muskeln und Knochen grinste zutraulich! »Kannst mich morgen um dieselbe Zeit hier wieder treffen«, sagte er und holte ein Paket Karten aus der Tasche. »Wie steht es mit einem Spielchen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen«, antwortete ich und stand auf.
    Es war offensichtlich, dass die Burschen sich erst über mich erkundigen wollten, bevor sie mich in ihren Verein aufnahmen.
    Wobei der innere Kreis des Debattierclubs sicher ganz andere Methoden anwandte, als Shore sie lauthals verkündete.
    Und dazu gehörten außer Shore und seinem vertrauten Joe bestimmt noch die zwei Killer, die

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