0394 - Wir stellten den Messermörder
den beiden gefalteten Händen die Waffe aus der Hand. Es klirrte metallisch, als sie auf das Pflaster fiel.
Im nächsten Augenblick musste ich einen Schlag mit dem Handrücken meines Gegners einstecken. Er hatte blitzschnell reagiert.
Außer unserem Keuchen war weiter kein Geräusch von dem Kampf zu hören. Wie zwei wütende Boxer hieben wir aufeinander ein, wobei ich feststellte, dass mein Gegner in Bestform war.
Als er einen Schwinger landen wollte, duckte ich rechtzeitig ab und ließ den Schlag ins Leere gehen. Vom Schwung vorwärts gerissen, taumelte er an mir vorbei.
Das rechte Bein hochreißen, war das Werk einer halben Sekunde. Ich traf ihn gegen das Standbein, und er verlor den Halt.
Mit einem genau sitzenden Boxhieb gab ich ihm den Rest. Wie vom Blitz getroffen, suchte er nähere Berührung mit dem Pflaster. Ohne einen Laut von sich zu geben, warf er sich mir zu Füßen und blieb besinnungslos liegen.
Schwer atmend drehte ich mich um. Da riss der angeblich Betrunkene den Arm hoch. Er hatte die ganze Zeit keine drei Schritt von uns entfernt gestanden und musste den Kampf beobachtet haben.
Eine grelle Stichflamme schoss auf mich zu, der ich nicht mehr ausweichen konnte. Ich hörte ein dumpfes Plopp und fühlte einen brennenden Schmerz im Gesicht.
Als ich dem neuen Gegner blind und aufstöhnend entgegentorkelte, gab er mir den Rest. Irgendetwas streifte meine Schläfe, sodass ich Sterne sah.
Von der Explosion in meinem Kopf wurde der Fall übertönt, mit dem ich mich ebenfalls zu Boden legte. Dann verließ mich das Bewusstsein, und ich fühlte nichts mehr.
***
Phil war in das FBI-Gebäude zurückgekehrt und machte Recherchen im Messermörder-Fall. Er wurde dabei von einem Kollegen unterbrochen, der ihn in die Fernschreibzentrale rief.
Ein ziemlich langer Streifen beschrifteten Papiers ringelte sich vor dem Fernschreiber auf.
Phil nahm den Anfang in die Hände und pfiff leise durch die Zähne. Er hatte vor ein paar Stunden alle Personalien sowie die Fingerabdrücke von Stig Camden an das Archiv in Washington durchgegeben, um nichts unversucht zu lassen.
Und was jetzt ans Tageslicht kam, war Phil eine Zigarette wert.
Als er den Stummel wegwarf und den Papierstreifen abriss, wusste er eine ganze Menge mehr über Stig Camden. Zum Beispiel, dass er drei Jahre im Zuchthaus New Brunswick abgesessen hatte, insgesamt sechsmal vorbestraft und unter vier verschiedenen Namen registriert war.
Das letzte Mal hatte Camden in New Brunswick vor Gericht gestanden. Dort war er auch vor zwei Jahren entlassen worden. Wie er es geschafft hatte, sich in der kurzen Zeit in Manhattan das gut gehende Geschäft aufzubauen, war vorläufig noch ein Rätsel.
Zufrieden mit der neuen Spur, ging Phil zu seinen Akten zurück. Eine Stunde später erstattete Phil Mr. High Bericht. Der Chef schlug ihm vor, einen Besuch im Zuchthaus New Brunswick zu machen.
»Okay, wenn Sie dort anrufen und dem Direktor versichern, dass ich ein anständiger Mensch bin, fahre ich hin«, sagte Phil und griff zum Hut, »ich will nur nicht, dass er mich dort behält.«
Mr. High ließ sich mit der Strafanstalt verbinden, und Phil nahm den Paternoster ins Parterre. Er hatte meinen Jaguar zur Verfügung, da ich es vorgezogen hatte, für den Abend auf ein Taxi auszuweichen.
New Brunswick liegt etwa 50 Meilen westlich von New York und ist ein mittleres Provinznest mit ein paar Kasernen und einer mächtigen Strafanstalt, ganz in roten Backsteinen erbaut.
Obwohl die offizielle Besuchszeit schon längst vorbei war, drückte Phil unverdrossen den Klingelknopf am großen Portal, bis die Klappe auf sprang.
»Wohl verrückt geworden, wie?«, knurrte ein bärtiger Wächter und schaltete die Beleuchtung ein. Es wurde langsam dämmerig.
»No, ich dachte nur, ihr schlaft schon«, beruhigte ihn Phil. »Der Chef erwartet mich.«
Nach einer telefonischen Rückfrage ließ der Mann Phil ein und begleitete ihn durch alle Gittertüren.
»Bei euch kann wohl nicht mal eine Maus ungefragt entwischen«, sagte Phil anerkennend, als er das zwölfte Tor durchschritten hatte und die elektrischen Warnanlagen sah.
»Mäuse nicht, aber Ratten«, brummte der Wärter und klopfte an eine eichene Tür.
Sekunden später stand Phil vor dem Direktor des Zuchthauses New Brunswick. Mr. Fields war nicht größer als ein ausgewachsener Pygmäe. Er hatte schlohweißes Haar und war gepflegt gekleidet wie zu einem Empfang beim Präsidenten.
»Ich habe alle Unterlagen hier, Agent Decker«,
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