0394 - Wir stellten den Messermörder
Burt Keene. So nannte er sich zumindest, als ich ihn das letzte Mal sah.«
Keene wälzte sich noch immer auf dem Fußboden. Er hielt die rechte Hand umklammert und verschloss krampfhaft die Augen.
»Wo ist Phil?«, fragte ich ernst.
»Ich habe ihn noch nicht gesehen«, sagte Dunhill bekümmert.
Er holte seine Trillerpfeife hervor und gab ein durchdringendes Signal damit. Minuten später kamen zwei Beamte die Treppe heruntergestürmt.
»Kümmert euch um den Verletzten«, sagte Dunhill, »der Mann ist festgenommen.«
»Wir haben soeben den Krankenwagen verständigt«, sagte einer der beiden, »Agent Decker ist durch einen Streifschuss verletzt worden.«
»Wo steckt er?«, fragte ich erregt.
»Im Nachbarhaus in einem Himmelbett«, grinste der Cop trocken.
Ich jagte schon die Treppe hinauf.
Zwei Minuten später stand ich vor Phil, der zufrieden grinsend in einem altmodischen Bett lag.
Er ließ sich gerade von einem hübschen Mädchen den Verband erneuern.
»Ich werde wohl noch ein paar Tage hierbleiben, ich glaube nicht, dass ich reisefähig bin«, versicherte Phil.
Ich sah mir den Grund seines Wohlbefindens an. Sekundenlang beneidete ich ihn. Ich erzählte ihm in wenigen Worten, dass wir Keene geschnappt hatten.
»Also gehört er doch zur Bande von Shore«, meinte mein Freund.
»Das werden wir bald haben.«
Der Krankenwagen war mit Sirenengeheul vorgefahren. Statt Phil wurde Keene eingeladen. Mein Freund war über den Aufschub nicht böse.
Da sich der Streifschuss als nicht gefährlich herausgestellt hatte, ließ ich Phil allein. Die Leute, die ihn aufgenommen hatten, pflegten ihn wie eine kranke Siamkatze. Und Phil schnurrte wohlig.
***
Dunhill nahm mich mit ins Präsidium. Seine Leute waren vorausgefahren. Sie hatten einen von den Schlägern erwischt, denen wir das Intermezzo im Fortune Inn zu verdanken hatten.
»Es sind keine Verbrecher«, sagte Dunhill und angelte sich die nächste Virginia aus seinen unerschöpflichen Taschen. »Shore wird sie gekauft haben, damit sie euch eine Abreibung verpassen.«
Keene befand sich bereits auf der Krankenstation, als wir eintrafen. Vorher jedoch hatten sie ihm seine Taschen umgedreht und alles auf Dunhills Schreibtisch gelegt.
Etliche Dietriche, eine benutzte Fahrkarte der Union Pacific Eisenbahn und ein kleiner Schlüssel erregten unsere Aufmerksamkeit. Der Schlüssel trug die Nummer 34 und sah wie ein Hotelschlüssel aus.
»Können Sie herausfinden, aus welchem Hotel dieser Schlüssel stammt?«, fragte ich Dunhill.
»Mal sehen, wer alles Sicherheitsschlösser hat. Wir haben eine Liste hier, seit die Hoteldiebstähle zugenommen haben.«
Er fischte sich aus einem Aktenordner die entsprechende Liste und begann zu telefonieren. Dunhill gab jedes Mal eine Beschreibung des Gastes von Nr. 34.
Nach einer halben Stunde schon strahlte Dunhill. Der Portier eines Hotels erinnerte sich an einen Mann, auf den die Beschreibung passte.
Zu unserer Überraschung erzählte er jedoch, der Mann wohnte nicht auf 34, sondern auf Nummer 11.
»Fahren wir mal hin«, schlug ich vor. »Vielleicht stammt der Schlüssel noch aus New York, dann haben wir Keenes Unterkunft hier nur per Zufall gefunden.«
In dem alten Nash rasten wir los. Dunhill war ein ausgezeichneter Fahrer und kannte alle Winkel der Stadt.
Über den Sunny Boulevard und den Jefferson Place erreichten wir das Hotel in wenigen Minuten.
Den Ausweis brauchten wir gar nicht erst zu zeigen. Der Portier führte uns sofort nach Nummer 11.
»Der Gast ist erst heute Nachmittag eingezogen«, sagte er und öffnete die Tür mit seinem Hauptschlüssel.
Es war das Zimmer von Burt Keene. In seiner Reisetasche steckte noch die Zulassung für den in New York gemieteten Buick. Ich hatte sie schon einmal gesehen.
Es waren nur ein paar Kleidungsstücke, die sich in der Tasche befanden. Mehr Gepäck hatte er nicht.
»Schade«, sagte Dunhill und streifte die Asche in das Waschbecken, »kein Hinweis auf seine Auftraggeber.«
Ich hatte gerade eine getragene Jeans hervorgeholt, aus der eine Thermosflasche rollte.
»Schau an, er war wohl Antialkoholiker«, grinste mein Kollege und schraubte den Verschluss auf.
Es war kein Tee, der sich darin befand. Nur ein länglicher Gegenstand, in braunes Packpapier gehüllt.
Als wir es aufrollten, blinkte matt glänzend ein Wurfmesser.
Es war beidseitig geschliffen und passte genau zu den vier Exemplaren, die wir schon kannten.
***
Mit offenem Mund schaute der Portier zu.
»Stimmt etwas
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