0395 - Ich liebte eine Voodoo-Queen
durchschritt ihn, selbst die Papageien in den Bäumen bewegten sich nicht.
Ich ging zur Tür. Sehr wachsam, denn es konnte durchaus sein, daß man auf mich lauerte.
Das war nicht der Fall. Als ich die Klinke nach unten drückte und die Tür aufstoßen wollte, merkte ich, daß sie verschlossen war. Man hatte mich eingeschlossen.
Unhörbar mußte sich jemand von außen her herangeschlichen und den Schlüssel herumgedreht haben.
Noch einmal versuchte ich es. Auch rüttelte ich daran, klopfte gegen das Holz und hörte bereits an dem dumpfen Klang, daß ich es mit einer verdammt stabilen Tür zu tun hatte, die sich nicht so ohne weiteres mit Gewalt öffnen lassen würde.
Wenn ich dagegenrannte, würde ich mir eher die Schulter ausrenken, als einen Fluchtweg zu schaffen.
Das also ging auch nicht.
Was blieb mir?
Zunächst das unangenehme Gefühl, in einer Falle zu stecken. Und die zweite Möglichkeit, es am Fenster zu versuchen. Zwar hatte Bhuwani von einer schalldichten Scheibe gesprochen, aber das hieß nicht, daß man sie nicht im Notfall einschlagen konnte.
Ich klopfte dagegen, hörte den kompakt klingenden Ton und wußte Bescheid. Panzerglas, da war nichts zu machen. Diese Scheibe würde selbst Hammerschlägen widerstehen. Und eine zweite Tür gab es nicht. Wände, Fenster, der normale Ausgang und ein Toter.
Ich mußte mich erst mit dem Gedanken anfreunden, hier den Gefangenen zu spielen.
Ja, ich hatte mich einwickeln lassen.
Noch bestand kein Grund zur Panik.
Es war schließlich kein lichtloses Verlies, in dem ich steckte.
Durch das Telefon auf dem Schreibtisch konnte ich Kontakt zur Außenwelt halten. Bevor ich hier durchdrehte, wollte ich meinen Chef informieren.
Schon als ich den Hörer abhob, bekam ich ein dummes Gefühl.
Das verstärkte sich noch, als ich kein Freizeichen vernahm. In der Leitung herrschte die Stille des Todes.
Das war kein Zufall…
Ich legte den Hörer wieder zurück und spürte abermals die kalten Finger über meinen Rücken gleiten. Allmählich entschwand der Optimismus, so daß ich mich wie ein Mensch fühlte, den man in eine komfortable Zelle gesperrt hatte.
Ich ging zum Fenster.
Vor mir lag der Garten, eine exotische Pflanzenwelt. Der Dschungel war zum Greifen nahe. Gern wäre ich hineingegangen, aber ich war ja gefangen.
Vorhin hatte ich die Raubkatze an der kurzen Leine des Tarzan-Verschnitts gesehen. Jetzt war sie frei. Aus irgendeiner Deckung mußte sie mich belauert haben, ich jedenfalls sah sie erst, als sie sich löste und in die Höhe sprang.
Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück, doch sie erwischte nicht mich, sondern die Scheibe, gegen deren Außenwand die Krallen kratzten, bevor der Körper nach unten sackte.
Was das bedeuten sollte, war mir nicht klar. Vielleicht eine Warnung, es nicht mehr zu versuchen. Auch der Gepard zog sich zurück. Er hielt sich dabei in meinem Blickfeld, und ich konnte seinen geschmeidigen Gang bewundern.
Gern hätte ich ihm länger nachgeschaut, aber dafür war nicht der richtige Zeitpunkt. Auch wenn es noch so wenige Chancen gab, ich mußte versuchen, dieses verdammte Zimmer und damit auch das Haus zu verlassen.
Ich drehte mich um.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, in einer anderen Welt zu stehen, aber was ich da vor der Tür sah, war keine Einbildung.
Vor mir stand Oganda!
***
Er grinste mich an. Dabei hatte sich komischerweise nur sein breiter, wulstiger Mund verzogen, das übrige Gesicht blieb völlig starr.
Wie eine Statue stand er da, ohne sich zu rühren. Gerade die Regungslosigkeit ließ ihn so gefährlich erscheinen. Mein Magen zog sich allmählich zusammen.
Oganda sprach kein Wort. Es war auch nicht nötig, allein seine Anwesenheit sagte mir genug.
Ich atmete flach und zwang mich, logisch zu überlegen. Der Typ war in das Zimmer gekommen. Durch geschlossene Türen oder Wände hatte er bestimmt nicht gehen können, also mußte er die Tür lautlos geöffnet haben, während mich der Gepard abgelenkt hatte.
Eine außergewöhnliche Situation, wenn ich allein daran dachte, daß sich noch ein Dritter im Raum befand.
Der Tote.
Oganda mußte ihn gesehen haben, aber er stellte keine Fragen.
Auch ich sah keinen Grund, ihm eine Erklärung zu geben, ich wollte nur mein Auftreten verbessern und ihm zeigen, daß mich seine Gegenwart nicht schrecken konnte.
Deshalb ging ich vor. Die linke Hand behielt ich in der Tasche. Ich wußte nicht, welchen Auftrag er hatte, aber festhalten lassen wollte ich mich von ihm
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