0395 - Ich liebte eine Voodoo-Queen
Oberkörper wurde von keinem Fetzen Stoff bedeckt.
Dafür trug sie einen langen Rock, auf den sie eigentlich auch hätte verzichten können, da der Rock zu beiden Seiten hin offen war und tief unter dem Bauchnabel nur von einer Schleife zusammengehalten wurde.
Das Gesicht der Frau wirkte puppenhaft. Weiche Züge, Schmollmund, kleine Nase. Ohne daß diese Person sich rührte, strahlte sie eine Sinnlichkeit aus, die einem Mann den Verstand rauben konnte.
Auch ich blieb nicht unbeeindruckt, denn ihre schwellenden Formen luden direkt dazu ein, mit den Fingerspitzen auszuprobieren, ob aus diesem noch ruhenden Vulkan ein aktiver wurde.
Meinen Namen kannte sie, ich ihren nicht, und so fragte ich sie flüsternd: »Wie heißt du?«
»Ich bin Moira…«
Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ich kenne dich nicht.«
Da hob sie die dunklen Brauen. »Das glaube ich dir gern. Aber du wirst mich kennenlernen. Sehr genau sogar. Genauer geht es nicht mehr«, hauchte sie, streckte einen Arm aus und berührte mit drei Fingern meine rechte Wange.
Dieses Streicheln ging mir durch und durch. Es war sanft, aber ich hatte das Gefühl, von Raubtierkrallen berührt zu werden, denn die langen Fingernägel zogen Spuren in meine Haut. »Ich will dir noch etwas sagen, John«, hauchte sie. »Moira ist mein Name, aber man nennt mich die Voodoo-Queen oder Königin der Zombies. Ich hoffe, du weißt jetzt Bescheid, Sinclair…«
Verdammt, jetzt wußte ich Bescheid und hörte noch ihr leises Lachen, als mich Oganda fortschleppte.
***
»Ist John noch immer nicht zurück?« fragte Suko, als er an diesem Nachmittag das Büro betrat.
Glenda Perkins schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Und wo ist er hin?«
»Keine Ahnung.«
Suko räusperte sich unwillig. »Das geht mir in letzter Zeit verdammt auf den Wecker. Überlege mal. Erst fliegt er ohne mich nach Germany, zuvor hat er sich als Ritter in einer ferneren Vergangenheit betätigt, und jetzt ist er wieder auf Achse.«
»Warum sagst du mir das, Suko? Ich habe ihn nicht losgeschickt. Das war Sir James.«
»Hm.« Suko überlegte. »Am besten wird es sein, wenn ich ihn mal frage.«
Glenda winkte ab. »Wieso? John ist erst seit drei Stunden unterwegs. Man kann ihn aufgehalten haben.«
»Klar. Mich macht nur stutzig, daß man ein so großes Geheimnis um seinen neuen Auftrag macht. Du weißt nichts, mir sagt man nichts. Was ist denn da im Busch?«
»Bin ich eine Hellseherin?«
»Leider nicht.«
»Okay, dann frag Sir James.«
»Das werde ich auch.«
»Aber beeile dich, Suko. Wie ich weiß, muß er gleich verschwinden. Irgend ein Geburtstagsfest eines hohen Tiers. Mit Staatsempfang und dergleichen.«
»Die drei Minuten, die ich brauche, wird er noch Zeit haben.«
Suko war fest entschlossen, sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Wenn er etwas haßte, dann war es die in seinen Augen unnötige Geheimniskrämerei. Es lagen sowieso genügend Probleme an, die gemeinsam in Angriff genommen werden mußten, da wollte er sich nicht noch mit anderen Dingen herumschlagen, für die er kein Verständnis hatte. Sie hatten eine erste Spur zu dem geheimnisvollen Hector de Valois aufgetan und erfahren, daß er zu den Templern gehört hatte, die wiederum mehr über den Gral, Aibon und Johns Kreuz wußten.
Sir James war noch in seinem Büro, aber er befand sich bereits im Aufbruch und schaute auch auf die Uhr, als Suko über die Schwelle trat. »Wenn es nicht sehr wichtig ist, halten Sie mich bitte nicht auf, Suko. Das soll kein Rausschmiß sein, aber ich muß leider zu einer offiziellen Feier, wie Sie sicherlich wissen.«
»Klar, Sir, und es dauert auch nicht lange.«
»Um was geht es?«
»Um John.«
Sir James lächelte. »Wieso? Ist ihm etwas passiert?«
»Noch nicht…«
»Das müssen Sie mir erklären.«
»Er ist seit drei Stunden weg und noch nicht zurückgekehrt.«
»Ich weiß.«
»Und wo ist er hin, Sir?«
Der Superintendent atmete tief ein. »Das, mein lieber Suko, kann ich Ihnen leider nicht sagen. Es ist eine geheime Kommandosache, wenn Sie verstehen.«
»Tut mir leid, Sir…«
»Ich mußte John allein gehen lassen, weil man es verlangt hat.«
Sir James schaute Suko scharf an. »Das hat mit Ihnen nichts zu tun. Ich mußte mich selbst fügen. Außerdem waren Sie ja noch beschäftigt.«
»Sir, ich verstehe Sie. Nur – was ist, wenn John etwas passiert? Dann weiß kein Mensch Bescheid.«
»Doch – ich.«
»Entschuldigen Sie, aber sind Sie immer so schnell zur Stelle,
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