0395 - Menschenschmuggel in Manhattan
immer noch mit dem Ball spielten. Dann sahen wir die Jungen nach allen Seiten auseinander laufen.
»So entstehen Gerüchte«, kommentierte Phil.
»Diese Art von Nachrichtensystem müssen wir uns auch noch aneignen«, meinte ich.
***
In zwei Minuten würden sämtliche Bewohner des Viertels wissen, dass zwei Leute vom FBI nach einem Chico suchten. Und kein Mensch würde Chico kennen.
Sonderbar, die Angst, die übergroße Angst dieser Menschen, als hätten sie alle etwas zu verbergen.
»Knöpfen wir uns mal die Hochhäuser vor, die heute einen neuen Fensterputzer angefordert haben. Es sind ja nicht soviel, und wir haben immerhin einen Namen, Chico«, sagte ich.
»Okay.« Phil ließ sich auf seinen Sitz fallen, und ich gab Gas.
»Wenn er mit der U-Bahn gefahren ist«, überlegte ich, »und er eine Wochenkarte hatte, dann muss er auf einer geraden Linie gefahren sein, sonst hätte er eine Umsteiger-Monatskarte benutzt, die von den normalen gut zu unterscheiden sind. Ohne umzusteigen, kann er von hier nur mit der Lenox-Linie oder der Lexington-Linie gefahren sein. Gibt es in den beiden Straßen oder in der Nähe Hochhäuser auf unserer Liste?«
»Ja.« Phil begann die Adressen vorzulesen: »125. Ecke Lenox, 123. Forther Building, Lexington, Ecke 110., Häuserverwaltung Bentmans.«
»Das sind die Nächsten?«
»Ja.« Phil knisterte neben mir mit dem Papier und sagte dann noch: »Klappern wir die erst ab, dann sehen wir weiter.«
»In Ordnung.«
Wir fuhren zuerst zu den beiden Lenox-Adressen. Die erste hatte nur die normale Crew vön drei auf vier Fensterputzer erhöht, bei der zweiten Adresse hatte ein Mann einen Unfall gehabt und lag im Krankenhaus. Wir fuhren weiter zur Lexington Avenue. Das Hochhaus der Bentmans Verwaltung war ein riesiger Bau, der fast nur aus Glas zu bestehen schien.
Weit oben an der glatten Fassade hingen drei Männer in ihren Gurten. Einer weiter oben, die beiden anderen tiefer.
»Der obere ist der Neue, er ist noch langsam«, kombinierte Phil.
Wir gingen zum Eingang und fragten nach dem Verwalter.
Ein Mann im grauen Overall kam gerade aus dem Keller.
Wir zeigten ihm unsere Ausweise.
»Wen suchen Sie?«, fragte er, während er seinen Overall abstreifte und ein blaues Uniformjackett anzog. Er hängte alles ordentlich in einen schmalen Wandschrank und drehte sich wieder zu uns.
»Einen Fensterputzer«, sagte ich.
»Einen Fensterputzer?«
»Ja, Sie haben doch einen neuen angefordert. Was macht der alte?«
»Keine Ahnung. Er ist einfach weggeblieben, passiert ja leider oft. Plötzlich bekommen Sie es mit der Angst zu tun. Unser Haus ist viel schwerer zu putzen als andere, weil es so wenig Zement hat.«
»Er blieb einfach weg?«
»Ja. Kam heute Morgen nicht, und weil er auch nicht anrief, nahmen wir einen anderen.«
Ich zeigte dem Mann das Foto.
»War er das?«
»Keine Ahnung, Mister. Ich habe hier seine Papiere, aber die einzelnen Gesichter kann ich mir nicht alle merken.«
»Aber vielleicht hat er mal gesagt, dass er Chico heißt?«
»Nee, ich hab ja nie mit ihm gesprochen. Fragen Sie doch seine Kollegen, die beiden haben vier Wochen mit ihm gearbeitet, die kennen ihn bestimmt.«
»Sonst erinnern Sie sich an nichts?«
»Nee, nur das er weggeblieben ist, und an den Krach.«
Ich fragte schnell: »Den Krach?«
»Ja, gestern, als er seinen Koller hatte.«
»Seinen Koller?«
»Na ja, wenn sie es plötzlich mit der Angst bekommen, dann schnappen sie immer über. Gestern traute sich der Kerl wohl plötzlich nicht mehr runter und stieg durchs Fenster rein. Und da musste er unbedingt in die Frauenumkleidekabine kommen.« Er lachte.
»Und weiter?«
»Weiß nicht weiter. Es gab oben ein großes Geschrei, und dann ist er im Lift abgehauen. Seine Gurte haben wir im Treppenhaus gefunden.«
»Wo finde ich seine Kollegen?«
»Moment, die sind heute im 13. Stock, dritter Lift. Kommen Sie mit.«
***
Wir fuhren mit dem Verwalter hinauf und gingen dann einen Gang entlang. Der Mann machte drei verschiedene Bürotüren auf, bis wir in den Raum kamen, an dessen Fenstern die drei Männer gerade hingen. Das heißt, von zweien sah man nur die Köpfe und vom dritten nur einen Fuß.
Wir öffneten das Fenster und zeigten den beiden unsere Ausweise. Als sie hereingeklettert waren, fragte ich: »Kennen Sie Chico?«
»Klar«, sagte der erste, »der hat hier gearbeitet, bis gestern.«
»Ist er das?« Ich zeigte ihm das Foto.
»Klar, das ist er. Sieht so komisch aus auf dem Bild, ist
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