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0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
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aussehen. Ich möchte es Rosa nicht antun, ihr Ed so zu zeigen. Wo soll die Obduktion gemacht werden?«
    Phil zuckte die Achseln.
    »Darüber wollten wir uns mit Ihnen unterhalten, Snyder. Hier in der Stadt dürfte es dafür keine Möglichkeit geben — oder?«
    »Wir sind zu klein. Aber warten Sie einen Augenblick!«
    Er telefonierte. Es dauerte lange, bis sich sein Teilnehmer meldete.
    »Ja, sie haben ihn gebracht«, sagte Snyder am Telefon. »Er — na, du wirst ja selber sehen, wie er aussieht. Ich wollte dich fragen, Pitt, ob wir die Obduktion bei euch machen lassen können. Danke. Ich schicke also den Wagen jetzt ’rüber.« Er legte den Hörer auf und drehte sich um. »Ich gehe ’raus und sage den Jungs Bescheid. Wir lassen die Obduktion drüben in Patterson machen. Die haben ein neues Krankenhaus. Sind Sie einverstanden?«
    Wir nickten nur und warteten, bis er draußen dem Fahrer die Route und das Ziel beschrieben hatte und wieder hereingekommen war. Schon in der Tür sagte er: »Ich möchte euch etwas zeigen. Fahrt hinter meinem alten Dodge her!«
    Knapp zwei Meilen weiter westlich hielt er an Und führte uns in den Innenhof eines Einkaufszentrums. Mehrere flachgestreckte Gebäudeflügel waren rechtwinklig zueinander angeordnet und umschlossen einen mit rauhen, dunkelgrauen Steinplatten ausgelegten Hof, in dessen Mitte ein kleines Beet freigelassen war, aus dem der schlanke Stamm einer jungen Birke wuchs.
    Nicht weit von dem schwarz-weiß-gefleckten Bäum entfernt gab es einen dunklen Spot auf den Steinplatten, etwa so groß wie der Umriß eines Kopfes.
    »Vielleicht ist es Blut von Ed«, sagte Snyder. »Er wollte hierhin, als er das Haus verließ.«
    Ich beugte mich sehr tief hinunter. Eine der Steinplatten war gesprungen. Ich verfolgte den Verlauf der Risse und fand, daß sie sternförmig von einem Zentrum her auseinanderliefen. Phil kniete neben mir nieder und schob die Klinge seines Taschenmessers vorsichtig in den breitesten Riß. Behutsam lockerte er die Bruchstücke an. Wenig später hatte er sie. Er hob sie hoch. Das Sonnenlicht spiegelte sich auf dem blanken, deformierten Geschoßkörper.
    »Kaliber neun Millimeter«, sagte Phil. »Wir sollten das hier fotografieren. Was meinst du, Jerry?«
    »Auf jeden Fall«, erwiderte ich und holte die nötigen Sachen aus dem Jaguar.
    Als wir fertig waren und uns die Umgebung und die Gebäudeteile des Einkaufszentrums genauer ansehen wollten, sagte Snyder ungeduldig:
    »Ich möchte euch noch etwas zeigen. Kommt!«
    Ich zögerte einen Augenblick. Hof und Gebäude konnten uns nicht weglaufen. Ich nahm einen der Plastikbeutel aus unserem Spurenkoffer und kratzte ein bißchen von dem geronnenen Blut ab, um es an einer weißen, sterilisierten Kunststoffschablone abzuwischen, die in den Beutel kam. Snyder beobachtete es mit gerunzelter Stirn.
    »Wofür?« fragte er knapp.
    »Um sicherzugehen, daß es wirklich Blut von Fuller ist«, erwiderte ich. »Wir sind vorläufig hier fertig.«
    »Wir können die Wagen stehen lassen. Es ist das Haus auf der anderen Straßenseite.«
    Wir gingen durch eine breite Einfahrt, die vermutlich von den Lieferanten des Einkaufszentrums benutzt wurde, und überquerten eine Straße. In einem hübschen, gepflegten und mit vielen Blumen verzierten Garten lag ein eingeschossiger Bungalow, an dem weißgekalkte Mauerabschnitte zu dunkelbraun gestrichenen Holzflächen kontrastierten.
    »Die Filialleiterin des Einkaufszentrums wohnt hier«, erklärte Snyder. »Sie ist gestern abend von einer Horde junger Männer überfallen worden. Unser Arzt ist schon wieder bei ihr. Da steht sein Wagen.«
    Er zeigte auf einen brandneuen Mercury. Phil stieß gerade das niedrige Gartentor auf, als an der Haustür ein kleiner dicker Mann mit der typischen Medizinertasche erschien. Er kam in schnellen, trippelnden Schritten den kiesbestreuten Weg von der Haustür her auf uns zu, nickte zuerst uns und dann dem Polizeichef zu und sagte:
    »Ich habe schon die Wache angerufen, Will. Ihr kommt zu spät. Sie ist gerade gestorben.«
    ***
    Zwanzig Minuten später standen wir vor dem Häuschen, in dem Edwin Fuller gewohnt hatte. Wir hatten uns nur eine Weile mit dem Arzt unterhalten und uns dann für den Besuch bei Fullers Witwe entschieden. Die Filialleiterin des Einkaufszentrums bewohnte den Bungalow zusammen mit ihrer Schwester, und es war klar, daß wir die Frau nicht zehn Minuten, nachdem ihre Schwester gestorben war, schon mit unseren Fragen belästigen konnten.

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