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0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
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übermäßig schnell auf den Weg. Schwitzend kam er oben an.
    Der ältere Aufseher steckte sich eine Zigarette an, während der jüngere den Karabiner wachsam im Hüftanschlag hielt.
    »Sieh mal, Puertos«, sagte der Ältere, »was wir beide voneinander zu halten haben, wissen wir, nicht wahr? Wir kennen uns jetzt sechs Jahre —«
    »Sieben«, verbesserte der Sträfling.
    »Sieben schon? Ja, wie die Zeit vergeht. Für wieviel Jahre bist du eigentlich verdonnert worden, Puertos?«
    »Fünf bis zwölf Jahre.«
    Der Ältere kratzte sich im Genick und schob dabei die Mütze ein wenig mehr in die Stirn, um Schatten für die Augenpartie zu bekommen.
    »Sieben Jahre - und dabei hättest du nach fünf Jahren schon gehen können, wenn du vernünftiger gewesen wärst. Möchtest du eigentlich mit aller Gewalt deine zwölf Jahre voll machen?«
    Über das sonnengebräunte Gesicht des Gefangenen huschte ein Schatten. Puertos knurrte:
    »Ihr wißt verdammt genau, daß man hier ’raus will, vom ersten Tage an.«
    »Kann ich verstehen«, nickte der alte Aufseher. »Aber du mußt uns auch verstehen. Du weißt, daß ich immer versuche, mit euch so gut wie möglich auszukommen. Aber wir haben unsere Vorschriften. Und die verlangen von mir, daß ich etwas von dir fordere. Was hast du hinter der Pappel aufgehoben und eingesteckt, he? Gib mir das Ding.«
    Der Gefangene preßte die Lippen hart aufeinander. Aber er sagte nichts. Es dauerte eine Weile, bis der Mann in die Hosentasche griff und einen zusammengefalteten Zettel zum Vorschein brachte. .
    »Für Mac Lindsay«, sagte er dumpf. »Ich sollte ihn Mac Lindsay geben, heute abend beim Essen.«
    »Augenblick«, sagte der alte Aufseher gemächlich und klappte seine Brieftasche auf: »Leg’s da ’rein.«
    Der Gefangene gehorchte. Als er den Zettel los war, drehte er sich abrupt um und lief den Hang hinab, um wieder an seine Arbeit zu gehen.
    ***
    »Ein ganz übler Bursche, dieser Sorrensky«, sagte Snyder, als wir Fullers Witwe verlassen hatten.
    »Wie lange wohnt er schon hier?« fragte ich.
    »Fünf oder sechs Jahre. Es heißt, er sei aus einem Jugendgefängnis gekommen.«
    »Wie alt ist er?«
    »Knapp dreißig Jahre, schätze ich.«
    »Haben Sie das mit dem Jugendgefängnis nachgeprüft?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Snyder sah mich groß an.
    »Ich weiß nicht, wie Sie darüber denken, Cotton, aber für mich ist ein Mann, der seine Strafe abgebüßt hat, nicht unbedingt ein schlechterer Kerl als andere, die noch nie in einem Gefängnis saßen. Gut, er hat was ausgefressen, aber dafür hat er schließlich auch bezahlt. Wenn er von vorn anfangen will, und wenn er das gerade in der Stadt versuchen will, in der ich Polizeichef bin - schön, mir soll es recht sein. Ich lege ihm keine Knüppel zwischen die Beine. Von mir aus kann er jede Chance haben.«
    »Ein guter Standpunkt«, stimmte ich zu. »Ich wollte, alle Leute wären so tolerant wie Sie, Snyder.«
    Er winkte ab.
    »Ach, machen Sie keinen Heiligen aus mir. Mit Gefühlen hat mein Standpunkt nicht viel zu tun. Ich sage mir nur, daß man den Leuten noch eine Chance geben muß. Wenn man sie überall zurückstößt, bleibt ihnen ja schließlich gar kein anderer Weg als der zum nächsten Verbrechen.«
    »Das ist klar. Aber Sie sagten, dieser Sorrensky sei ein übler Bursche. Wie meinten Sie das?«
    »Kein Mensch weiß, wovon er in den letzten zwei Jahren gelebt hat. Einer ordentlichen Arbeit ist er hier jedenfalls nicht naeligegangen. Dabei sitzt er aber tagelang in den Kneipen herum und fängt wegen jeder Mücke, die um seinen Kopf schwirrt, einen Streit an. Ich habe ihm schon zweimal eine Warnung zukommen lassen. Beim drittenmal schmeiße ich ihn aus unserer Stadt raus.«
    Wir hatten unsere Wagen erreicht.
    »Warten Sie einen Augenblick, Snyder«, bat ich und zog die rechte Tür des Jaguar auf. Ich nahm den Hörer des Sprechfunkgerätes und rief unsere Leitstelle. Diesmal klang die Antworte ziemlich schwach. »Cotton«, sagte ich. »Ich möchte alles, was in unseren Archiven oder in der Washingtoner Zentrale über einen Walter Sorrensky vorhanden ist. Vor allem interessiert mich, ob es eine Verbindung zu Jack Sorrensky gibt oder ob die Namensgleichheit auf Zufall beruht. Ende.«
    Ich legte den Hörer zurück.
    »Was nun?« erkundigte sich Snyder.
    »Wohnt dieser Sorrensky in der Nähe?« fragte ich.
    »Zweite Seitenstraße links.«
    »Kommen Sie. Es kann nicht schaden, sich den Mann einmal anzusehen.«
    »Mir soll’s recht sein.

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