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0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
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befand.
    Vielleicht war er auf anderen Gebieten nicht sonderlich begabt, aber von dieser Art Gesellschaftsspiel, das wir im Augenblick miteinander spielten, verstand er allerlei. Er riß die Knie hoch, als ich angesegelt kam. Mit dem rechten Hüftgelenk stürzte ich gegen seine Kniescheiben.
    Es gelang mir, den Arm mit der Pistole zu packen. Er versuchte, sich loszureißen, aber ich hielt sein Gelenk umklammert wie mit einem Schraubstock.
    Wir kamen zugleich hoch, aber er rammte mich mit dem Ellenbogen.
    Ich ließ los und schlug sofort zu. Mit der Rechten erwischte ich ihn in der Brustgrube. Er kam mit der Pistole auf mich zu. Daß er schießen würde, stand in seinen kleinen, gelblich-grünen Augen. In der Scheune wurden Snyders sonore und Phils vertraute Stimmen laut, aber ich hatte keine Zeit, mich um das zu kümmern, was da vorging. Mit aller Kraft, die ich ’reinlegen konnte, schlug ich meinem Gegner den Pistolenarm weg.
    »Gut, Junge«, keuchte er, »du machst mir Spaß. Endlich ein Gegner.«
    Seine Linke kam so unverhofft, daß ich sie einstecken mußte, wenn es mir auch gelang, das Kinn aus der Ziellinie zu ziehen. Er traf mein rechtes Schlüsselbein, und auch da machte sich die Wucht des Schlages unangenehm bemerkbar.
    Ich wich zur Seite aus, und er dachte, ich wollte ihm davonlaufen. Jedenfalls dachte er falsch und reagierte auch so. Er warf das rechte Bein vor, um es mir in den vermeintlichen Weg zu stellen. Das genügte mir. Von der Seite schlug ich ihm so unverhofft auf das Handgelenk, daß er die Pistole fallenließ und sich das Gelenk mit der linken Hand festhielt.
    Ich gab der Waffe einen Tritt, um sie erst einmal außer Reichweite zu bringen. Der Kampf hatte auch mich ein bißchen Luft gekostet, und ich wollte einen Atemzug verschnaufen, aber der Halunke hatte das genau bemerkt. Er hatte die Schmerzen in seiner Hand vergessen und wollte mir seine Rechte ans Kinn knallen. Ich wehrte ab und konterte so lange, bis ich eine Lücke in seiner Deckung fand. Dann stieß ich zu, und er ging leicht in die Knie.
    Als er sich aufrichtete, merkte ich, daß ihn der Schlag angeknackst hatte. Seine Bewegungen wirkten unkontrolliert und fahrig. Trotzdem brachte er es fertig, mir einen Haken seitlich an den Kiefer zu setzen. Der Schlag vibrierte in meinem Gehirn wider. Wenn ich nicht doch noch den kürzeren ziehen wollte, wurde es Zeit, den Kampf zu Ende zu bringen. Als ich meine Deckung aufbaute, um ihn beim nächsten Angriff abzufangen, grinste er verächtlich.
    »Sieh an!« keuchte er, »Die zweite Runde!«
    Ein oder zwei Sekunden suchte er eine Lücke, dann brach er einfach vor. Ich ließ ihn hineinlaufen und pumpte ihm eine ganze Serie, kurz und wuchtig, in den Oberkörper.
    Sein Grinsen war verschwunden, und er wich Schritt für Schritt zurück. Aber ich blieb am Mann. Als er mir das Kinn einen Augenblick hinhielt, nahm ich sein Angebot an. Mein gerader Haken traf genau den Punkt.
    Zunächst torkelte er, mit seltsam kraftlos wirkenden Bewegungen, drei, vier kurze Schritte zurück. Dann knickte das rechte Knie ein, und zugleich wurde sein Blick glasig. Ein gurgelndes Stöhnen kam aus seinem offenen Munde, als er endlich auf die Bretter ging - oder in diesem Falle ins Gras.
    Ich rieb mir die schmerzenden Knöchel. Vier oder fünf Sekunden lang gönnte ich mir den Luxus tiefer Atemzüge, dann suchte ich, noch immer keuchend, die Pistole. Ich bedeckte sie mit einem sauberen Taschentuch, bevor ich sie anfaßte und in meine Rocktasche gleiten ließ. Als ich zur Scheune hinblickte, standen drei Männer mit erhobenen Armen und Gesicht zur Wand gerichtet, Phil klopfte sie der Reihe nach ab, und Snyder hielt sie mit seiner Waffe in Schach. Dort war also alles okay.
    Ich wandte mich wieder meinem Gegner zu, bückte mich und tätschelte ein bißchen sein Gesicht.
    »Komm«, sagte ich, »komm, mein Junge.«
    Langsam kam er wieder zu sich. Ich spürte das Gewicht der schweren Neun-Millimeter-Pistole in meiner Rocktasche und fragte mich, ob aus dieser Waffe vielleicht das Geschoß gekommen war, das wir aus dem Hof des Einfkaufszentrums hatten. War dieses zerklüftete Antlitz das Gesicht eines Copkillers? Ich nahm meine Dienstpistole in die Hand. Mit einer Kopfbewegung machte ich ihm klar, in welche Richtung er zu gehen hatte.
    »Na?« brummte Phil, als wir an der Scheune ankamen. »Genügt dir deine Morgengymnastik.«
    Ich spürte das Brennen der Kratzer, die ich davongetragen hatte. Meine angeschlagene Schulter hing etwas

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