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0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
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erreichten wir die alte, verfallene Bude. Durch Gesten machte ich Snyder klar, daß ich zu der Ecke wollte, wo der Cadilllac stand, während Phil und er in die andere Richtung schleichen sollten. Sie verstanden und liefen geduckt durch das kniehohe Gras.
    Der große Wagen hatte ein Kennzeichen aus dem Bundesstaat New York.
    Ich sah mich vorsichtig um und entdeckte unweit des Wagens ein paar besonders schadhafte Stellen in der Bretterwand der Scheune. Von drinnen war dumpfes Stimmengemurmel zu hören. Ich schlich näher und riskierte einen Blick.
    Drinnen herrschte dämmriges Zwielicht, an das sich die Augen erst einmal gewöhnen mußten. Dann aber konnte ich vier Männer erkennen, die gar nicht weit von meinem Beobachtungsposten auf Balken hockten und miteinandfr sprachen.
    »… waren abgemacht!« sagte einer gerade. »Fünfundzwanzig! Und keine fünfzehn! Ihr wollt mich wohl übers Ohr hauen, was?«
    »Aber mein lieber Sorrensky!« erwiderte ein anderer, der mit im undeutlichen Zwielicht ziemlich dick vorkam, »habe ich Sie jemals betrogen? Ich habe Ihnen fünfundzwanzig Prozent zugesagt, und Sie bekommen fünfundzwanzig Prozent. Aber Sie überschätzten den Wert der Waren.«
    »Ich weiß, was ich ’rausgeholt habe!« erwiderte der erste eigensinnig. »Trotz des Risikos habe ich eine knappe Stunde lang Kisten und Kartons aufgeladen! Jeden Augenblick hätte mich einer erwischen können. Ich habe geschwitzt, bis ich ausgedürrt war wie ein Knochen in der Wüste. Und das für schäbige zweihundert Bucks?«
    »Wenn Sie es nicht glauben, Sorrensky, kann ich Ihnen die Sachen zurückbringen lassen. Es ist noch nichts angetastet. Dann können Sie abrechnen. Und Sie werden nicht einmal auf achthundert Dollar kommen. Soll ich mich stundenlang mit Ihnen herumstreiten? Ich habe auch noch andere Dinge zu tun. Überlegen Sie es sich! Zweihundert Dollar bar in die Hand - oder ich lasse Ihnen den ganzen Kram wieder zurückbringen!«
    Ich hatte genug gehört. Lange würde das Gespräch sowieso nicht mehr dauern. Der Dicke war entschlossen, den Rückzug anzutreten, quer durch das Getreidefeld sicherlich, durch das er gekommen war. Ich war der Meinung, daß ich ihn daran hindern sollte. Also kroch ich leise zu der offensichtlichen Tür, aus der sie gleich herauskommen mußten. Ich richtete mich auf und wartete. Schon hörte ich ihre Schritte näherkommen, da fing das Kitzeln in meiner Nase an. Ich schnüffelte, stieß leise die Luft durch die Nase aus, aber es half nichts.
    Mit der Gewalt einer Naturkatastrophe brach mein Niesen heraus, als der erste gerade in der Tür erschien.
    »Gesundheit!« sagte der Mann und hielt mir die Mündung einer schweren Neun-Millimeter-Pistole unter die Nase.
    ***
    Sechs Minuten nach acht bewegte sich die Tür der Polizeistation von Lincoln Park. Der Sergeant am Pult hob den Kopf und blickte über seine Lesebrille hinweg mit gerunzelter Stirn auf die Tür, die zur Ruhe kam und nun einen Spalt offenstand.
    »Ist da jemand?« fragte er.
    Etwas unterhalb der Türklinke erschien ein Köpfchen mit hellblonder Bürstenfrisur. Ein paar große, hellblaue Augen hagten um die Tür. Die Stupsnase besaß zwei dunkle Tupfer, da, wo sie von nicht ganz sauberen Fingern berührt worden war.
    »Komm ’rein Kleiner«, sagte der Sergeant freundlich.
    Die schmächtige Gestalt eines acht oder neunjährigen Jungen erschien in der Türöffnung. Der Kleine trug eine in den Knien stark ausgebeulte Cordhose. Die Ärmchen staken bis zu den Ellenbogen in den Hosentaschen. Offenbar war dieses Hauptkleidungsstück auf das rasche Wachsen des Jungen berechnet worden, denn im Augenblick war es ihm sicher noch um ein bis zwei Nummern zu groß, so daß es den größten Teil des buntkarierten Baumwollhemdes bedeckte.
    »Bist du ganz allein hier?« fragte der kleine Mann.
    Der Sergenant nickte.
    »Ganz allein«, bestätigte er.
    »Warum?«
    Der Junge drehte sich auf dem linken Absatz langsam einmal um sich selbst, wobei er alles, was in sein Blickfeld geriet, aufmerksam betrachtete. Er nahm von der an ihn gerichteten Frage einfach keine Notiz.
    »So einen Kalender haben wir auch im Büro«, sagte er und zeigte auf den Abreißkalender an der Wand.
    »Ein hübscher Kalender«, sagte der Sergeant.
    »Mir gefällt er gar nicht«, widersprach der Kleine und beendete seinen Rundblick. »Wie heißt du?« forschte er.
    »Ich heiße Ben. Das ist aber lustig! Warum heißt du auch Ben?«
    Der Sergeant seufzte. Warum hieß er Ben? Weil er so

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