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0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

0396 - Wer erstach Jerry Cotton?

Titel: 0396 - Wer erstach Jerry Cotton? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer erstach Jerry Cotton (1 of 3)
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getauft worden war. Aber wenn er diese Antwort gab, war vorauszusehen, was der Junge erwidern würde. Trotzdem probierte es der Sergeant. Seine Ahnung hatte ihn nicht betrogen.
    »Warum haben Sie dich Ben getauft?« fragte der Junge sofort.
    »Keine Ahnung«, erwiderte der Sergeant geduldig.
    Statt der Frage, warum er denn keine Ahnung habe, womit der Sergeant nun schon rechnete, erntete er ein verständnisvolles Nicken. Der Junge schien Verständnis dafür aufbringen zu können, daß jemand von einer Sache keine Ahnung hatte.
    »Hast du auch einen Familiennamen?« fragte der Sergeant.
    »Sicher doch«, sagte der Junge. »Du fragst vielleicht. Einen Familiennamen hat doch jeder.«
    Der Sergeant wechselte das Thema. »Gefällt’s dir hier.«
    Der Junge zuckte die Achseln.
    »Wo sind die Gewehre?« fragte er.
    »Die sind im Schrank eingeschlossen.«
    Der Junge nickte. Er stellte sich nun vor den Schreibtisch, legte die Hände auf die Kante und stützte das Kinn darauf, was ihm seine Größe gerade noch erlaubte.
    »Ich habe sie gesehen«, sagte er und sah den Sergeanten ernst aus seinen blauen Augen an. »Es waren neun Jungen.«
    Der Sergeant runzelte die Stirn. Neun Jungen? dachte er.
    »Acht von ihnen hatten ein Motorrad«, fuhr der Junge fort. »Und einer hatte ein Auto. Einen Ford. Falcon. Gelb. Und weiße Räder.«
    »Ist schon lange her, daß du sie gesehen hast?« erkundigte sich der Sergeant, um das Gespräch in Gang zu halten. Er hatte nichts anderes zu tun, und dies war eine willkommene Abwechslung für ihn, der nach einer Nacht Dienst freiwillig die nächste Schicht übernommen hatte, weil die Station im Augenblick jeden Mann brauchte.
    »Gestern abend«, erwiderte der kleine Ben. »Gestern abend habe ich sie gesehen. Ich war auf dem Kinderspielplatz, als Mister Fuller angerannt kam. Aber er hat mich nicht gesehen, weil ich hinter dem Sandhaufen lag.«
    Die Erwähnung des Namens Fuller machte den übermüdeten Sergeanten schneller wach als eine eiskalte Dusche. Er räusperte sich. Jetzt nur nicht den Jungen erschrecken, sagte er sich. Er mußte genauso natürlich weiterreden wie bisher.
    »Ach so, ja«, meinte er deshalb und nickte beiläufig, »als Mister Fuller gerannt kam. Sicher. Aber ich habe keine Ahnung, wohin Mister Fuller wollte. Er hatte es eilig, was?«
    »Und wie! Erlief zu den Läden, wo die Frauen immer einkaufen. Und dort waren auch die Jungen mit den schwarzen Jacken. Ich sah, wie sie vom Hof kamen. Da wollte ich gerade nach Hause gehen.«
    »Sie kamen vom Hof zwischen den Läden?«
    »Ja. Das Auto hatten sie auch auf dem Hof. Die Motorräder nicht. Die standen vorn an der Straße. Aber mit dem Auto, waren sie bis auf den Hof gefahren. Ich habe gesehen, wie das Auto aus der Einfahrt ’rauskam.«
    »Der gelbe Ford Falcon mit den Weißwandreifen?«
    »Ja, der.«
    »Hast du zufällig das Kennzeichen des Wagens gesehen?«
    »Ja. Sicher. Aber ich hab’s vergessen. Ich weiß bloß noch, daß hinten eine Dreiundreißig stand. Das weiß ich genau. Vorn waren noch andere Zahlen, aber hinten war eine Dreiunddreißig.«
    Der Sergeant griff rasch zum Telefon.
    »Das genügt«, sagte er rauh, »damit kriegen wir sie.«
    ***
    »Gesundheit«, sagte der muskulöse Bursche mit der Neun-Milimeter-Pistole. Er hatte ein Gesicht wie ein zerklüftetes Gebirge am Rand einer Wüste. Auf dem rechten Nasenflügel wuchs eine Warze.
    »Danke«, erwiderte ich trocken und hatte ihm, bevor er sich’s versah, sein weißes Kavaliertuch aus der Brusttasche seines maßgeschneiderten Sommeranzugs gezogen, um mir damit die Nase abzutupfen. Er war so verdattert von meiner unerwarteten Frechheit, daß er mich ansah, als wäre ich ein Zebra ohne Streifen. Ich stopfte ihm das Tuch wieder in seine obere Tasche, und unwillkürlich schielte er hin, ob ich es auch ordentlich machte.
    So ungefähr hatte ich es mir gedacht. Meine Faust traf das Gelenk der Hand, mit der er die Pistole hielt. Sein Gesicht zuckte schmerzlich. Meine Rechte fuhr von seiner Tasche herab zu der Hand, ich packte sie, wirbelte auf dem Absatz herum und riß den Mann über meinen gekrümmten Rücken.
    Er prallte ungefähr mit der Geschwindigkeit eines Fallschirmspringers auf, nur war er nicht so geschickt wie diese Leute. Zwei, drei, Schritte schlidderte er durch das weiche Gras, bevor er zur Ruhe kam.
    Ich hatte genug von Neun-Millimeter-Pistolen jeder Bauart. Und da er sie immer noch in der Hand hielt, hechtete ich ihm nach, bevor er richtig wußte, wo er sich

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