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0397 - Der Fluch des Inka

0397 - Der Fluch des Inka

Titel: 0397 - Der Fluch des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ungewisse.
    Sie erreichten die Ruine und traten durch das große Tor. Jorgensen leuchtete mit der starken Lampe den Boden aus. Sie näherten sich der Grube, in der sich die Toten befanden. Sie stiegen die künstlichen Stufen hinab.
    Nicole interessierte sich nur für den Priester. Während Jorgensen leuchtete, hob sie die Abdeckung von ihm fort. Da unten lag die Lederhülle.
    »Was versprechen Sie sich eigentlich davon, Nicole?« wollte Jorgensen wissen. »Bei Dunkelheit können Sie doch ohnehin nichts sehen. Zumindest nicht viel«, schränkte er ein.
    »Vielleicht will ich nichts sehen, sondern nur etwas spüren«, sagte Nicole.
    Sie tastete über die vernähte Hülle. Die war hart wie Holz… nein, nicht ganz. Eher wie eine Kunststoffschicht, die sich leicht eindrücken läßt. Aber trotzdem fest und luftdicht. Es war nicht auszuschließen, daß der in der Hülle bestattete Priester noch vollständig erhalten war.
    Nicole preßte die Lippen zusammen. Sie legte den goldenen Brustschild zur Seite und berührte die Hülle jetzt mit beiden Händen. Sie versuchte, Schwingungen aufzunehmen. Aber anscheinend reichten ihre schwarzen Para-Fähigkeiten dafür doch nicht aus.
    Früher war das anders gewesen. Damals, als Sara Moon ihr schwarzes Blut eingeimpft hatte, weil sie sie zu einer Dämonin machen wollte. Aber das hatte nicht geklappt. Lediglich Nicoles auch vorher schon latent vorhandene Para-Fähigkeiten hatten sich enorm verstärkt. Doch bei einem späteren Treffen in der Blauen Stadt in Mexiko war es Sara Moon gelungen, Nicole diese Kräfte, die sie einst künstlich verstärkt hatte, wieder weitestgehend zu entziehen.
    Aber etwas war geblieben, nur reichte das in diesem Fall nicht aus.
    Nicole hätte wahrscheinlich das Amulett als Verstärker benötigt. Aber das war zusammen mit Zamorra verschwunden.
    Sie richtete sich wieder halb auf. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, den Ruf zu versuchen. Wenn das Amulett sich in »Hörweite« befand, würde es dem Ruf folgen und in Nicoles Hand landen – ebenso konnte Zamorra es in noch stärkerem Maße zu sich Rufen.
    Aber vielleicht brauchte er es gerade in diesem Moment äußerst dringend und würde in tödliche Gefahr geraten, wenn Nicole es ihm fortholte…
    Es mußte eine andere Möglichkeit geben.
    Der Verdacht in ihr wurde immer stärker, daß die Ursache für das Verschwinden und die Rätsel, die die ganze Festung umgaben, in der Person dieses so ungewöhnlich bestatteten Priesters zu finden waren.
    Sollte sie es mit dem Dhyarra-Kristall versuchen, dem Toten seine Geheimnisse zu entreißen?
    »Da kommt jemand«, unterbrach Jorgensen ihre Gedanken.
    Nicole schreckte hoch. »Bitte?«
    »Ich höre einen Automotor. Ich glaube, Trevor und das Mädchen sind zurückgekommen. Vielleicht haben sie es sich doch überlegt.«
    Nicole verzog das Gesicht. Die vermutliche Rückkehr der beiden Angsthasen interessierte sie in diesem Moment überhaupt nicht. Sie betrachtete wieder den goldenen Brustschild. Das Licht aus Jorgensens Lampe traf die Scheibe und ließ die Blaue Stadt wieder erscheinen.
    Plötzlich war da etwas in Nicole, das sie selbst nicht so recht verstand.
    Sie folgte einer Eingebung, ohne sich selbst Rechenschaft darüber zu geben. Eigentlich war der Plan, der schlagartig in ihr entstand, Frevel.
    Sowohl an den Intentionen der Archäologie, wie auch noch viel mehr an dem Toten!
    Wenn er wirklich tot war…
    Warum sie mit einem Mal daran zweifelte, begriff sie selbst nicht. Aber hin und wieder ließ sie sich von solchen spontanen Einfällen leiten und war damit bisher immer recht gut gefahren.
    »Geben Sie mir Ihr Messer, Jorgensen«, verlangte sie.
    »Mein Messer? Was wollen Sie damit?«
    Sie streckte die Hand aus. »Nun machen Sie schon – bitte!«
    Er griff zu seinem Gürtel, an dem ein Gartenmesser mit etwa fünfzehn Zentimeter langer, stabiler Edelstahlklinge hing. Er löste den Sicherheitsriemen, zog das Messer hervor und reichte es Nicole.
    »Was haben Sie vor, Nicole?«
    Die Französin packte jetzt blitzschnell mit beiden Händen zu.
    Noch ehe Jorgensen begriff, was sie da tat, hatte sie die Hülle herumgerollt.
    Der tote Priester lag jetzt auf dem Rücken! Und im nächsten Moment stieß Nicole die Klingenspitze gegen die Hülle!
    Sie drückte mit aller Kraft. Augenblicke lang fürchtete sie, die Klinge würde sich verbiegen oder abbrechen. Aber dann drang sie mit einem dumpfen Laut durch.
    Sofort zerrte sie daran. Krachend teilte sich das knochenharte Leder

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