0397 - Ein Duft von Tod und Grauen
Stadtbummel mitgebracht hatten.
Sie lachten und unterhielten sich über Kleider und gleichzeitig über die stattfindende Modenschau, auf die alle so gespannt waren und darauf warteten, wie sie wohl ankommen würde.
Ellen blieb dicht hinter dem Eingang stehen. Eine Stehlampe deckte sie, und sie ließ sich auf einen Ledersitz fallen, um im Sitzen einmal ruhig nachzudenken.
Auch sie fühlte sich unwohl. Irgend etwas stimmte nicht mit ihr.
Manchmal hatte sie das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Das Blut schien eine andere Temperatur bekommen zu haben, es raste schneller durch die Adern, kochte, und wenn sie atmete, glaubte sie, Dampfschwaden auszustoßen.
Hinzu kam dieser Schock!
Sie hatte erfahren, was mit Dana Forrester geschehen war. In ihrem Zimmer war sie angegriffen worden. Säure hatte ihr Gesicht zerstört. Jetzt lag sie im Krankenhaus, und Ellen wußte, daß Dana nie mehr so aussehen würde wie früher.
Daran hatte sie ebenfalls zu knacken. Über ihrer Truppe lag ein Fluch. Am liebsten hätte sie die abendliche Modenschau abgesagt, was auch nicht ging, denn bei Vertragsbruch mußten sie hohe Konventionalstrafen zahlen.
Über ihr und der Truppe lag ein Fluch!
Diesen Satz empfand sie als eine Tatsache, an der es nichts zu rütteln gab, und die Truppe mußte hindurch, ein Zurück gab es nicht mehr. Ellen Winter dachte daran, daß sie ihren vier übriggebliebenen Mädchen die Tatsachen noch berichten mußte. Sie würden durchdrehen, wenn sie hörten, was mit Dana geschehen war. Bisher hatte man ihr nicht geglaubt, über Danas Träume war sogar gelacht worden, man hatte selbst die Wunden nicht ernst genommen, und nun würde der Schock kommen, dessen war sich Ellen Winter sicher.
Sie stand auf. Nach wenigen Schritten schon wurde sie entdeckt.
Sina, das Mädchen mit den grauen Haaren, in die rote Strähnen gefärbt waren, winkte ihr zu. »Da bist du ja endlich, Ellen. Wo hast du so lange gesteckt?«
Sina bekam keine Antwort. Ellen ging auf die Sitzgruppe zu und fand noch einen Platz. Sie setzte sich den vier Mädchen gegenüber.
Nebeneinander hockten sie auf der halbrunden Couch. Zwischen ihnen standen die Tüten und Pakete.
Janet, Laura, Isabell und Sina – so lauteten ihre Namen. Blutjunge Geschöpfe, bis auf Ellen war keine älter als 25. »Lach doch mal«, sagte Laura. Sie war aufgeregt, ihr Gesicht zeigte eine Röte, und sie blies eine Haarsträhne aus der Stirn. »Tut mir leid, Mädchen, aber mir ist das Lachen vergangen.«
»Wieso?« fragte Janet und beugte sich vor.
»Ich habe soeben erfahren, daß Dana in ein Krankenhaus eingeliefert worden ist.«
Prompt verschwand der lächelnde Ausdruck aus den Gesichtern der Mädchen. Er wechselte in einen erschreckten, auch fragenden, und Ellen sah sich genötigt, weiter mit ihren Neuigkeiten herauszurücken. Sie wollte dies dosiert machen und hörte auch die Frage, die man ihr stellte.
»Waren die Verletzungen denn so schlimm? Wir haben sie doch gesehen, nur Schnitte.« Isabell schaute die anderen bei beifallheischend an, aber die blieben stumm, so daß sich Ellen Winter genötigt sah, die nächsten Erklärungen zu geben.
»Es hat mit den Schnittwunden nichts zu tun«, erklärte sie.
»Nichts?«, fragte Sina.
»Nein, Dana ist aus einem anderen Grund eingeliefert worden. Man hat ihr Gesicht zerstört.«
Jetzt war es heraus, und Ellen las das Entsetzen auf den Gesichtern der Mädchen ab. Alle anderen wußten, daß es für ein Mannequin nichts Schlimmeres geben konnte, als das Zerstören des Gesichts. Das und der Körper waren ihr Kapital.
»Wollt ihr Einzelheiten wissen?«
Die Mädchhen blieben stumm. Laura wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Auge. Die anderen hatten die Lippen fest zusammengepreßt und nickten dann.
»Es war Säure«, sagte Ellen. »Ob Schwefel- oder Salzsäure, das kann ich nicht sagen. Vielleicht auch eine andere, uns unbekannte. Dana hat trotzdem noch Glück gehabt, weil sie von einem Zimmermädchen gefunden wurde, das noch etwas vergessen hatte.«
Die anderen sprachen nichts. Sie saßen starr, auf ihren Plätzen, nur auf den Gesichtern bildete sich allmählich eine glänzende Schicht aus Schweiß.
»Der Killer, nicht?« hauchte die blonde Janet.
»Vielleicht.«
Janet redete weiter. »Er muß es doch gewesen sein. Erst nahm er die Sensen, dann hat er es mit Säure versucht. Hier im Hotel ist ein Killer, ein Wahnsinniger, ein Verrückter.« Janet sprang auf und schaute die anderen an. »Sagt ihr doch auch mal was,
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