Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder

Titel: 0397 - Wir suchten Jerry Cottons Mörder
Autoren: Wir suchten Jerry Cottons Mörder (2 of 3)
Vom Netzwerk:
packte den Jungen an seiner Lederjacke, drehte sie ein wenig, so daß er genug von der Jacke in die Hand bekam, und dann hob er den Jungen mit einer Hand hoch und setzte ihn auf den nächsten freien Barhocker.
    »Weine nicht, Sonny«, sagte er dabei. »Mutti kommt ja gleich.«
    Ein Gelächter der Umstehenden, untermalt von einem anerkennenden Gemurmel, quittierte Nevilles burschikosen Scherz. Der ergraute G-man wandte sich wieder dem Säufer zu und legte ihm wieder die Hand auf die Schulter. Seine Stimme klang hart und energisch:
    »Schluß jetzt, Nat!«
    Der Rowdy erstarrte sichtlich. Dann verzog sich sein Gesicht zu einem freudigen Grinsen.
    Er suchte Streit, und da schien einer zu sein, der ihm den Gefallen tun wollte. Ganz langsam wandte er sich Nevillle zu, wobei er das Männchen mit einer lässigen Gebärde zurückstieß, so daß er freie Bahn hatte.
    Neville nahm seine Hand nicht von Nats Schulter.
    »Geh’ nach Hause, Nat«, riet er dem Betrunkenen. »Oder jedenfalls zu der Bank, wo du schläfst, wenn du kein Zimmer mehr hast.«
    »Ich habe ein Zimmer«, grollte Whisky-Nat, um den Streit ein weinig zu schüren.
    »Gratuliere«, sagte Neville trocken »Dann muß die Wirtin neu in New York sein.«
    Wieder lachten die anderen. Whisky-Nat lief rot an.
    »Nimm deine Pfote da weg!« fauchte er.
    »Gern«, erwiderte Neville.
    Völlig unvermittelt schoß Nats linke Hand vor. Er hielt ein Bierglas, aber er hielt es so, daß der Boden in seinem Handteller saß und er die Glasöffnung seinem Gegner ins Gesicht rennen konnte. Wenn sein Gegner nicht Neville gewesen wäre.
    Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte Neville den Arm gepackt. Ein zweiter Ruck, und der Arm lag auf Nats Rücken, eisern festgehalten in jenem alten Polizeigriff, der noch immer der wirksamste ist. Neville konnte den Arm auf Nats Rücken mit einer Hand festhalten, und eine kleine Drehung schon würde genügen, um den Raufbold in die Knie zu zwingen.
    »Du solltest nach Hause gehen, Nat«, mahnte Neville ruhig. »Und du kannst dir dafür zwei Wege aussuchen. Der eine führt direkt zu deinem Zimmer. Der zweite ist etwas länger, er führt nämlich über die Ausnüchterungszelle des nächsten Reviers und das Polizeischnellgericht. Also such dir den Weg aus, der dir am meisten zusagt, und laß es mich wissen.«
    »Whisky-Nat war glutrot vor Wut gewesen, als Neville ihn in den Polizeigriff nahm. Als er dann aber etwas von Ausnüchterungszelle und Schnellgericht hörte, wurde er plötzlich kreidebleich.«
    »Ich geh’ sofort nach Hause«, murmelte er resignierend. »Sofort. Direkt. Ich mach’ höchstens einen Bogen, wenn mir ’ne Laterne in den Weg kommt. Großes Ehrenwort.«
    »Fein«, sagte Neville und ließ ihn los. »Gute Nacht, Nat. Schlaf dich aus.«
    Whisky-Nat rückte sich den verbeulten Hut zurecht.
    Und was niemand erwartet hatte, geschah: Whisky-Nat verließ ohne weiteren Aufenthalt das Lokal. Für ein paar Sekunden wußten die Leute vor Staunen nicht, wen sie eher anstarren sollten: den davonschlurfenden Raufbold oder den Mann, der ihn spielend zur Vernunft gebracht hatte. Nur der Junge auf dem Barhocker piepste:
    »Schade! Und ich hatte mich so auf das Theater gefreut!«
    »Verrückte Zeiten sind das«, brummte Neville. »Es fällt einem immer schwerer, einen Kindergarten von einer Kneipe zu unterscheiden.«
    Der Junge lief rot an. Er sprang vom Hocker, riß ein Schnappmesser aus der Tasche und piepste wütend:
    »Jetzt habe ich aber genug, Opa!«
    Das Messer schoß vor.
    »Ich habe auch genug«, sagte Neville, »endgültig. Am allermeisten von Messerhelden jeglicher Sorte.«
    Er wehrte sich des Angriffs durch eine schallende Ohrfeige, die den Jugen von den Füßen riß. Zugleich verlor er das Messer dabei. Neville hob es auf und steckte es ein, nachdem er die Klinge ins Heft zurückgeschüttelt hatte.
    »Solche Messer sind verboten«, erklärte er dabei. »Trotzdem kannst du versuchen, es beim nächsten Revier abzuholen. Mal sehen, was man dir dort erzählen wird.«
    »Sie räumen hier ja mächtig auf«, brummte ein Arbeiter an der Theke, als er sah, daß sich der Junge puterrot vor Blamage hochrappelte und zum Ausgang stürzte.
    »Ja«, bestätigte Neville, »ich habe heute meinen Putz-Tag!«
    Auch dieses Gelächter verriet, daß Neville einhellig Sympathie errungen hatte.
    »Wie wär’s mit einem Bier?« fragte der Arbeiter.
    »Schon so gut wie ausgetrunken«, erwiderte Neville und sah aus den Augenwinkeln, wie Fuchsgesicht zur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher