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0398 - Die Töchter von Atlantis

0398 - Die Töchter von Atlantis

Titel: 0398 - Die Töchter von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht. Das Kruzifix kündete keinerlei Gefahr an, sodass ich das Gefühl haben konnte, neutrale Wesen vor mir zu sehen, die ich mir gern aus der Nähe anschauen wollte, nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte.
    Die uns trennende Distanz war nicht sehr groß. Um sie aber direkt zu erreichen, musste ich ins Wasser, das mir an der Stelle, wo sich die Nixen befanden, sicher auch bis zu den Hüften reichen würde. Um nicht nass zu werden, wollte ich einen neuen Weg gehen und die Klippenbuckel ausnutzen, die aus der schäumenden Fläche schauten. Über sie konnte ich dann in die Nähe der Nixen springen.
    Den feuchten Bereich des Landes hatte ich nicht verlassen. Tiefe Spuren blieben zurück. Bald schon gurgelte das Wasser wieder in meinen Schuhen, aber mit den nächsten beiden Schritten erreichte ich den ersten Felsen, auf den ich kletterte.
    Das Schiff lag links von mir. Der Wind und die Wellen bewegten es. Altes Holz knarrte, als würde eine Kreatur schrecklich leiden.
    Durch Löcher in den Segeln orgelte der Wind ebenfalls und spielte mit den nicht festgezurrten Dingen, die sich an Deck befanden.
    Manchmal rollte auch etwas herum. Das Geräusch erreichte mich stets als leises Grollen.
    Die Nixen kümmerten sich nicht um mich. Sie tobten und schwammen im Wasser. Manchmal gebärdeten sie sich wie kleine Kinder, die sich freuten, endlich schwimmen zu können.
    Sie zogen ihre Kreise, glitten voneinander weg, dann verwischte stets der untere Teil ihres Körpers, sodass nur mehr der Kopf und die Schultern aus dem Wasser schauten sowie die langen Haare, die wie aufgeschwemmte Vliese hinter ihnen herschwammen.
    Die Gesichter waren dem Mondlicht zugewandt. Bleich leuchtete die Haut, Tropfen lagen darauf und wurden zu winzigen Kugelspiegeln, die den Gesichtern einen fremden Glanz verliehen.
    Oft schwammen sie unter Wasser aufeinander zu, streckten ihre Arme aus. Die Hände berührten sich, und die Körper bildeten dann ein Dreieck. Das Wasser trug sie. Nur in gewissen Abständen bewegten sie ihre langen, geschwungenen Schwanzflossen, und manchmal hörte ich auch ihr leises Singen.
    Mit Sprüngen erreichte ich den zweiten und auch den dritten Felsen. Der vierte war zu weit entfernt, außerdem ziemlich spitz, sodass ich auf seiner glatten Fläche kaum einen Halt gefunden hätte.
    Deshalb blieb ich stehen und sprang nicht mehr weiter.
    Die Nixen schauten mich an, ich blickte zurück, blickte in die drei mir entgegengestreckten Gesichter und sah das Lächeln auf ihren Zügen Sie kamen mir freundlich entgegen, Feindschaft konnte ich nicht erkennen. Eine winkte sogar. Es war Sina, die in den langen, dunklen Haaren verfremdet aussah. Aus der Bewegung erkannte ich, dass sie mich ins Wasser locken wollte, aber ich tat ihnen den Gefallen nicht. Sie waren Wesen aus einer anderen Welt, magische Existenzen, auch wenn sie wie Menschen aussahen, und so wartete ich ab.
    Isabell schwamm bis dicht an den Felsen heran. Sie streckte ihre Arme aus dem Wasser und hielt sich am Gestein fest. Dicht vor meinen Fußspitzen klammerte sie die Finger in das nasse Gestein und hätte mich fast noch berührt.
    »Du bist John, nicht?«
    »Ja, ihr kennt mich.«
    »Willst du nicht zu uns kommen, Mensch? Im Wasser ist es herrlich, so warm und wunderbar.«
    »Nein, danke.« Ich schüttelte den Kopf. »An Land fühle ich mich wohler.«
    »Wir lieben die Menschen.«
    »Das mag sein, aber ich möchte gern wissen, wer ihr seid?«
    »Nixen, Wassernixen, wie du willst…«
    Ich ging sehr gut auf die Unterhaltung ein. »Wart ihr das schon immer?«
    »Ja…«
    Jetzt hatte ich praktisch bestätigt bekommen, dass sie sich an ihr früheres und eigentliches Leben nicht mehr erinnern konnten. Die Vergangenheit hatte sie eingeholt und hielt sie voll und ganz in ihrem Bann. Atlantis war wieder einmal stärker gewesen.
    »Und wo kommt ihr her?« fragte ich.
    »Aus einem fernen Land.«
    »Atlantis?«
    »Ja« erwiderte Isabell. »Ein Land voller Geheimnisse, Erinnerungen und Rätsel.«
    »Es gibt dieses Land nicht mehr,« hielt ich ihr vor.
    »Das wissen wir.«
    »Aber ihr habt überlebt?«
    »Ja, wir wurden nicht getötet wie unsere Herrin Macha Rothaar. Wir hatten das Glück und konnten die Menschen erleben. Vom Wasser aus sahen wir zu, und wir nahmen uns derer an, die von anderen gemieden wurden.«
    »Wer war das?«
    »Die drei Henker…«
    Ich wäre fast vom Felsen gerutscht, so sehr hatte mich ihre Antwort getroffen. Die Nixen und die Henker! Das konnte ich nicht

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