0398 - Ich zerschlug die Bande des Satans
Dynamitpatronen mit dem bereits angeschlossenen Zeitzünder aus dem Kofferraum und brachte sie in Snyders Arbeitszimmer. Als er sie auf den Schreibtisch legte, zuckte Snyders Gesicht, und auch im Antlitz von Mirovia erschienen Anzeichen einer gewissen unbehaglichen Spannung.
»Verstehen Sie was von solchem Kram?« fragte Snyder.
»Nicht übermäßig viel«, erwiderte Phil ehrlich.
»Sollten Sie dann nicht lieber die Finger davon lassen?« brummte der Polizeichef.
Phil grinste flüchtig.
»Ich habe nicht die Absicht, uns in die Luft zu jagen«, antwortete er. »Ich will mir das hier nur mal richtig ansehen. Trotzdem sollten Sie mir einen Schraubenzieher besorgen, Snyder. Solange das Ding angeschlossen ist, möchte ich wenigstens das Uhrwerk stoppen.«
»Schön, das Ticken macht mich sowieso nervös.«
Snyder ging hinaus. Mirovia rutschte ungemütlich auf seinem Stuhl hin und her. Phil nahm seine Zigaretten und steckte sich eine an. Er sah den Festgenommenen an. Mirovia war in jeder Hinsicht ein übler Bursche, und es stand in seinem Gesicht geschrieben, daß er bedenkenlos seinen besten Freund verkaufen würde, wenn es ihm nur einen Vorteil einbrachte. Würde er auch Sorensky verpfeifen? Denn daß er wieder -wie vor elf Jahren - mit Sorrensky zusammenarbeitete, daran zweifelte Phil nicht. Wie sonst hätte Mirovia an Sorrenskys Mercury kommen können?
»Hier ist ein Schraubenzieher«, brummte Snyder, als er wieder hereinkam.
»Danke.«
Phil machte sich an die Arbeit. Für ein paar Minuten kehrte eine geradezu atemlose Stille ein. Mirovia starrte auf Phils Hände. Auf Phils Stirn erschienen ein paar glitzernde Schweißperlen. Endlich legte er den Schraubenzieher aus der Hand. Die Dynamitpatronen waren von dem Zeitzünder losgelöst, aber das Uhrwerk tickte noch immer.
»Puuh!« schnaufte Snyder. »Sie muten einem allerhand zu, G-man.«
Phil blickte auf seine Uhr und rechnete. Dann wandte er sich an Mirovia.
»Die Ladung wäre heute nacht um zehn Minuten nach drei explodiert«, sagte er. »Warum gerade 3.10 Uhr? Warum nicht um drei, Mirovia?«
Der Gangster verzog das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen.
»Finden Sie’s doch ’raus, Schnüffler!«
Phil tat, als habe er einen überraschenden Vorschlag vernommen.
»Das ist eine Idee!« sagte er und nickte zustimmend. »Finden wir es heraus.«
Er zündete sich eine neue Zigarette an, denn die von vorhin war im Aschenbecher aufgebrannt, als er sich mit der Entschärfung der Höllenmaschine beschäftigt hatte. Gerade wollte er eine neue Frage stellen, da klopfte es an der Tür. Der wachhabende Sergeant kam herein, und ihm folgte ein mittelgroßer grauhaariger Mann mit aufgeregtem Gehabe und in einet Kleidung, die offensichtlich in aller Eile angelegt worden war. Die Krawatte fehlte, obgleich der Mann einen guten Anzug trug, und von dem Hemd standen die obersten drei Knöpfe offen.
»Nanu, Bob«, staunte Snyder, »was machen Sie denn bei uns? G-man, das ist - ach, hol’s der Teufel, Bob, sagen Sie ihm selber Ihren Namen. Sie wissen, daß ihn keiner hier aussprechen kann.«
Der Graukopf grinste und fing an zu buchstabieren:
»L, l, a, n, w, y, l, l, e, n«, zählte er auf und sprach es auf eine Weise aus, die kein geborener Amerikaner nachsprechen konnte.
»Llanwyllen«, wiederholte Phil in der Art, wie sich jeder Amerikaner dieses Wortes annehmen würde. »Wales, was?«
»Ja, Sir! Die Leute hier sind ja alle ganz nett, aber glauben Sie, die hätten in zehn Jahren begriffen, wie ich heiße? Nichts zu machen. Sie haben es aufgegeben, und jetzt nennen sie mich einfach Bob.«
»Ich glaube«, sagte Phil lächelnd, »ich werde auch Bob vorziehen. Ich heiße Phil Decker.«
»Freut mich, Mr. Decker. Ich habe schon von Ihnen gehört. Die Leute in der Stadt reden alle über Sie und Ihren Kollegen. Wir hoffen sehr, Sir, daß Sie beide den Mörder von Ed Fuller bald fassen werden. Er war sehr beliebt in Lincoln Park, wissen Sie?«
Phil nickte ernst. Nach einem kurzen Schweigen wiederholte Snyder seine Frage:
»Bob, was machen Sie hier? Ist irgend etwas nicht in Ordnung?«
»Das will ich meinen, Will! Ich war heute abend mit meiner Frau bei Tim Crickers eingeladen. Sie wissen schon, Tim und Molly haben Silberne Hochzeit. Na ja, und es wurde ein bißchen später, als wir eigentlich gewollt hatten. Vor zehn Minuten sind wir nun endlich nach Hause gekommen. Und wie ich die Tür aufmache - also ich denke, mich trifft der Schlag. In der Bude sieht’s aus, als
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