Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0399 - Totentanz im Urnengrab

0399 - Totentanz im Urnengrab

Titel: 0399 - Totentanz im Urnengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
des nahen Flusses lag. Wenn man sich in diesem Land einmal auf einem Fluß befindet, gelangt man immer an ein Ziel. Man muß sich treiben lassen. Jeder Fluß mündet in einen anderen, der wiederum in einen größeren, und schließlich erreicht man irgendwann das Meer. Die Reise des Mannes nach Rio hin war abenteuerlich und hat mehr als zwei Wochen gedauert. Al Bender wußte ja, daß es den Weißen offiziell verboten war, das Gebiet der Aiminas-Indianer zu betreten. Er und seine Kumpane hatten sich nicht daran gehalten. Die Gier nach Gold war bei ihnen stärker gewesen. Und so konnte sich Al Bender auch nicht mit den einheimischen Behörden in Verbindung setzen, um über seine Erlebnisse zu berichten. Er wäre eingesperrt und bestraft worden. Was blieb ihm anderes übrig, als sich der Botschaft anzuvertrauen? Wir haben ihm zunächst nicht geglaubt und uns den Film mehrmals angesehen, aber schließlich waren wir überzeugt.«
    »Und verständigten mich«, unterbrach ich ihn.
    »Nein, noch nicht. Wir wollten die Sache intern regeln, bis uns plötzlich aus den Elendsvierteln die Nachricht erreichte, daß ein zehnjähriger Junge drei Zombies gesehen hatte. Und die Beschreibung dieser Wesen stimmt mit denen aus dem Urwald exakt überein. Wissen Sie jetzt, wie der Hase läuft, Mr. Sinclair?«
    »Ja, in Rio irren drei lebende Leichen herum.«
    »Genau. Und die sollen Sie vernichten.« Der Diplomat nahm einen Schluck.
    Ich nickte dem Mann zu. »Gut, damit bin ich einverstanden. Nur muß ich weitere Informationen haben.«
    »Die können Sie bekommen.«
    »Was hat dieser Al Bender mit den Urnen gemacht? Hat er sie vielleicht Ihnen gebracht?«
    Der Mann hob beide Arme. »Gott bewahre, nein! Er hat sie zu einem alten Friedhof geschafft, wo auch ein altes Gebäude existiert, in das Urnen gestellt werden können.«
    »Gut. Und wo ist Bender jetzt?«
    »Der hält sich in seiner Wohnung auf.«
    »Will er nicht außer Landes?«
    »Doch, aber wir haben einen Riegel vorgeschoben. Erst muß dieser verdammte Fall geklärt sein, dann kann er meinetwegen fliegen. Oder sind Sie anderer Meinung?«
    »Nein, das war gut. Aber wie hat sich das mit dem zehnjährigen Jungen verhalten?«
    Der Diplomat lächelte. »Das wiederum ist eine Geschichte für sich. Manuel, so heißt der Kleine, lebt in einem der Elendsviertel von Rio. Manuel ist den Zombies begegnet und konnte ihnen entkommen. Es gab für ihn nur einen Menschen, dem er sich anvertrauen konnte. Das war Padre Sainho. Und dieser Mann, ein Idealist durch und durch, ist auch ein Bekannter von mir. Wir haben uns oft getroffen, außerdem spenden wir hin und wieder für seine Gemeinde. Der Padre erzählte mir von den Erlebnissen des Jungen, und ich, der den Film kannte, zog natürlich die richtigen Schlüsse, ohne dem Padre etwas von dem Streifen zu sagen. Ich versprach ihm nur, mich um diese Sache zu kümmern. Das ist alles.«
    »Dann weiß der Patre nicht, daß ich hier bin?«
    »So sieht es aus.«
    »Könnte er uns helfen?«
    »Damit hätten Sie einen guten Verbündeten. Übrigens, er kennt auch Sie, Mr. Sinclair?«
    »Wieso?«
    »Sie waren doch zweimal in Rio. In den Armenvierteln gibt es zwar so gut wie kein Telefon, aber Nachrichten verbreiten sich sehr schnell. Oft sind die Padres die Zentralen, bei denen alles zusammenläuft. Man hat Ihren zweimaligen Besuch in Rio wohl nicht vergessen. Als ich mit dem Geistlichen sprach, erwähnte ich auch Ihren Namen, Mr. Sinclair, und da leuchteten seine Augen auf.«
    »Das ist positiv. Weiterhin denke ich darüber nach, was die drei Zombies nach Rio getrieben haben könnte.«
    Der Diplomat nickte. »Das ist die Frage.«
    »Sie wissen die Lösung auch nicht?«
    »Leider nein. Wichtig erschien es mir einzig und allein, die lebenden Leichen zu finden.«
    Auch für mich war dies vorrangig. Trotzdem, im tiefen Dschungel wären die lebenden Toten viel besser untergebracht gewesen. Welcher Grund hatte sie also in dieses weit entfernte Rio getrieben? Dafür mußte es doch ein Motiv geben.
    Darüber dachte ich nach und kam eigentlich nur zu einem Ergebnis, von dem ich allerdings auch nicht wußte, ob es den Tatsachen entsprach. Vielleicht suchten die lebenden Leichen mit den innen ausgehöhlten Körpern auch nur nach ihren Resten. Den Knochen und der Asche, die in drei verschiedenen gläsernen Urnen verteilt lagen. Für mich gab es keine andere Möglichkeit. Das mußte es einfach sein.
    Aber waren sie allein gekommen? Konnten sie es tatsächlich schaffen,

Weitere Kostenlose Bücher