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0399 - Totentanz im Urnengrab

0399 - Totentanz im Urnengrab

Titel: 0399 - Totentanz im Urnengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Rio.
    Auch in der modernen Zeit konnte man in Brasilien auf Eselskarren nicht verzichten. Wir rollten über eine staubige Piste. Hochbeladene Lastwagen, Tiergespanne und Personenwagen schoben sich aneinander vorbei. Natürlich fehlten auch die Radfahrer nicht, die sich zwischen die motorisierten Fahrzeuge drängten.
    Wir bogen schließlich ab. Der Weg wurde schmaler, aber nicht besser. Dafür wuchsen hin und wieder trockene Grasbüschel aus dem Boden. Sie fristeten auf irgendwelchen Erdhügeln ein trauriges Dasein.
    Unser Blick klärte sich, und ich sah vor mir auf einer breiten Hügelkuppe die drei gewaltigen Klötze. Widerliche Wohnsilos, die mich an Pferdeställe erinnerten, und in die man die Menschen hineingepfercht hatte. Zu uns hingewandt, befanden sich die breiten Außengänge, sogenannte Loggien. Dort hatten die Bewohner auch ihre Leinen gespannt, an denen bunte Wäschestücke flatterten.
    Vor den Häusern vertrieben sich zahlreiche Kinder mit einem Fußball die Zeit. Brasilien brachte ja immer wieder große Ballartisten heraus, und auf jedem freien Platz wurde gebolzt. Manchmal nur mit leeren Konservenbüchsen.
    Vor den langen Häusern hockten die älteren oder arbeitslosen Männer und starrten in die Sonne. Ein Lieferwagen kam uns entgegen. In seine offene Heckklappe hatten sich zwei Mädchen gedrängt, die ein Stück mitfahren wollten.
    Über allem stand die südliche Sonne als heißer Ball. Gnadenlos brannte sie auf die trockene Erde nieder.
    Wir fuhren auf ein Haus zu. »In welcher Etage Bender wohnt, weiß ich nicht«, erklärte Ravina. »Aber es gibt an den Häusern Klingelschilder, vorausgesetzt, man hat sie nicht abgerissen.«
    »Herrliche Aussichten.«
    Pete grinste mich an. Sein dunkler Schnauzbart zog sich dabei in die Breite. »Was wollen Sie machen? Hier ist nicht England.«
    »Obwohl es bei uns auch gefährliche Ecken gibt.« Ich löste den Gurt. Bevor ich ausstieg, griff er unter die Jacke und holte einen Revolver hervor. Er wog die Waffe in der Hand. »Das ist hier manchmal das beste Argument. Sehen Sie sich nur die Leute an. Die fressen unseren Wagen fast mit den Augen auf.«
    »Ich werde mich beeilen.«
    »Tun Sie das.«
    Eine Staubwolke empfing mich. Ich starrte durch die Wolke und sah die Gesichter der vor dem Haus sitzenden Männer nur verschwommen. Es waren auch junge, kräftige Burschen darunter.
    Zumeist trugen sie nur schmutzige Unterhemden und kurze Hosen.
    Ihre dunkle Haut glänzte in der Sonne, und sie schauten mir mit glitzernden Augen nach, als ich zum Eingang ging.
    Pflaster gab es hier nicht. Jeder meiner Schritte wirbelte den Staub auf. Wenn die Regenzeit begann, würde sich dieses Gebiet in ein einziges Schlammloch verwandeln.
    Die breite Haustür befand sich an der Schmalseite des Gebäudes und stand sperrangelweit offen. Man konnte sie nicht abschließen, weil sie schief in den Angeln hing. Aber die Klingelschilder waren vorhanden. Ich hatte Glück, fand den Namen Bender in der fünften Etage und brauchte nicht allzu hoch.
    Wenig später fand ich mich in einem viereckigen und relativ breiten Flur wieder, in dem kleine Kinder hockten und rauchten, während sie mit bunten Autos spielten.
    Ich ging an den Kindern vorbei und auf das Treppenhaus zu, aus dem mir zahlreiche Gerüche entgegenwehten. Sie voneinander zu unterscheiden, war so gut wie unmöglich. Da mischten sich scharfe Gewürze mit irgendwelchen Kohlarten und anderen Gemüsesorten.
    Zudem roch es noch nach Toilette.
    Natürlich war es auch nicht ruhig. Der Stimmenwirrwarr wurde untermalt von lauter Radiomusik und dem Gedröhne von den Fernsehapparaten.
    In der zweiten Etage sah ich die beiden Mädchen. Bei diesen dunkelhäutigen Personen ist das Alter schlecht zu schätzen. Meiner Ansicht nach waren sie blutjung. Beide trugen enge Hemden mit runden Ausschnitten. Die Boxerhosen saßen provozierend knapp und zeigten mehr, als sie verhüllten. Die Mädchen lehnten zudem in einer typischen Haltung an der Wand, die mir genug sagte, und sie rauchten dabei ein Zeug, dessen Qualm mich an Marihuanagestank erinnerte.
    Natürlich quatschten sie mich an. Eine hob ihr Hemd hoch und zeigte, was sie zu bieten hatte.
    Ich ging vorbei.
    Auf der Treppe wurde ich von ihrem Schimpfen verfolgt. Ein paarmal vernahm ich die Worte Yankee und Gringo.
    Die Wohnungen selbst waren nur von den Loggien aus zu erreichen. Auch in der fünften Etage, die ich zu meinem Ziel auserkoren hatte. Ich mußte eine Metalltür öffnen, und kaum war ich ins

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