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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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nicht zu zeigen. Sie mußte für alles offen sein. Doch wenn Schwester Lerbens Behauptungen stimmten, war er ein verbitterter und böser Mensch.
    Es war Olcán, der das Gespräch eröffnete.
    »Wie geht Eure Untersuchung voran? Ich habe gehört, daß Ihr unseren Bruder Febal vernommen habt? Ist er denn nun der gefürchtete Frauenmörder?«
    Bruder Febal schien seinen Humor nicht zu teilen.
    Fidelma antwortete ernst.
    »Wir werden warten müssen, bis die Untersuchung abgeschlossen ist, bevor wir uns ein Urteil erlauben können.«
    Adnár hob die Augenbrauen in gespielter Überraschung.
    »Möge der Himmel auf uns herabstürzen! Ich glaube, sie verdächtigt Euch tatsächlich, Febal.«
    Bruder Febal zuckte die Achseln. Sein anziehendes Gesicht wirkte sanft.
    »Ich habe die Wahrheit nicht zu fürchten.«
    Ein Grinsen huschte über Olcáns bläßliche Züge, und er deutete auf den Tisch.
    »Nun, ich fürchte, ich verhungere, wenn wir das Mahl nicht bald beginnen. Schwester Fidelma, würdet Ihr uns die Ehre erweisen und das Gratias sprechen, wie es hier Brauch ist?«
    Fidelma neigte den Kopf.
    »Benedic nobis, Domine Dem, et omnibus donis Tuis quae ex largitate …«
    Nach dem Gebet setzten sie sich zu Tisch. Nun traten Diener heran, um den Wein einzuschenken und die Platten herumzureichen. Überrascht stellte Fidelma fest, daß Adnár nicht nur für jeden ein Messer hatte bereitlegen lassen – man aß mit einem Messer in der rechten Hand und benutzte links nur die Finger –, sondern daß jeder Tischgast auch eine saubere Umhbrat oder Serviette bekam, die normalerweise während des Essens über die Knie gebreitet und nach Beendigung der Mahlzeit zum Abwischen der Hände benutzt wurde. Im allgemeinen begegnete man solcher Kultiviertheit sonst nur bei Königen und Bischöfen. Adnár war offensichtlich daran gelegen, mit der vornehmen, festlich gedeckten Tafel seine gesellschaftliche Stellung hervorzuheben.
    »Bitte fangt an, Fidelma. Möchtet Ihr lieber Wein oder Met?«
    Silberne Pokale waren mit Rotwein aus fernen Ländern gefüllt, aber es standen auch Krüge mit heimischem Met auf dem Tisch. Sie sah, daß Bruder Febal diesen dem Wein vorzog. Es gab Ochsenfleisch, Hammel und Wild, außerdem Fisch, Gänseeier und sogar eine Speise aus ron oder Robbenfleisch. Diese war früher sehr beliebt gewesen, wurde heutzutage jedoch kaum noch gegessen. Einer Überlieferung zufolge hatte einst ein Druide im Westen des Landes eine Familie in Robben verwandelt, und nun mochte niemand mehr Robbenfleisch essen, um nicht die eigenen Artgenossen zu verspeisen.
    Fidelma nahm etwas von dem Wild, das mit wildwachsendem Knoblauch zubereitet war, dazu Gerstenfladen und Pastinaken.
    »Ernsthaft«, ergriff Adnár das Wort, »wie geht Eure Untersuchung voran? Habt Ihr die Identität der Toten ohne Kopf inzwischen festgestellt?«
    »Nicht mit Sicherheit«, erwiderte Fidelma und nippte an ihrem Wein.
    Torcáns Blick war durchdringend.
    »Heißt das, Ihr habt eine Vermutung, um wen es sich handeln könnte?«
    Fidelma gab vor, daß ihr Mund zu voll war, um sofort zu antworten.
    »Nun, ich für mein Teil weiß, wer es getan hat«, murmelte Bruder Febal.
    Der bleichgesichtige Olcán deutete mit dem Messer auf Febal.
    »Das habt Ihr Schwester Fidelma gegenüber bereits klargestellt. Sicher hat Äbtissin Draigen nicht gerade Eure Zuneigung geweckt.«
    »Sie weckt sie aber in ihrer Tochter«, bemerkte Fidelma leise.
    Bruder Febal verstand die Veränderung ihrer Tonlage sofort.
    »Ihr habt also mit Lerben gesprochen?« Er schien keineswegs beunruhigt. »Nun, sie ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie ihre Mutter. Lügnerinnen, alle beide!«
    »Ist sie nicht auch aus dem gleichen Holz geschnitzt wie ihr Vater?« fragte Fidelma mit Unschuldsmiene.
    Bruder Febal wollte gerade etwas entgegnen, schien sich jedoch eines Besseren zu besinnen. Er versuchte, Fidelmas Gesichtsausdruck zu deuten.
    »Falls sie mich beschuldigt hat …« hob er an, und sein Gesicht wurde zornesrot.
    »Wessen könnte sie Euch beschuldigen?«
    Bruder Febal schüttelte abwehrend den Kopf.
    »Nichts. Nichts. Das Mädchen ist einfach eine zwanghafte Lügnerin. Das ist alles.«
    »Und Ihr wollt immer noch behaupten, daß ihre Mutter sich mehr für Frauen interessiert als für Männer? Wollt Ihr diese Beschuldigung aufrechterhalten? Und die Beschuldigung, daß Mutter und Tochter eine widernatürliche Beziehung unterhalten?«
    »Habe ich das nicht gesagt?«
    »In der Abtei teilt sonst niemand

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