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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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der Weisheit lebe.«
    Äbtissin Draigen zuckte die Achseln.
    »Ich begreife wirklich nicht, warum Ihr Euch so für die alte Religion interessiert. Es ist doch allgemein bekannt, daß der ›Lachs der Weisheit‹ ein sehr machtvolles Symbol des heidnischen Glaubens war. Vielleicht verehren wir deshalb Christus als Lachs aus den Drei Quellen: er ist sowohl Teil der Dreifaltigkeit als auch ein Quell der Weisheit. Aber das bringt uns doch sicher nicht weiter, wenn wir den Mörder finden wollen, der die Verbrechen hier in der Abtei begangen hat?«
    Fidelmas Miene verriet nichts.
    »Vielleicht doch. Vielen Dank, Mutter Oberin.«
    Sie setzte ihren Weg zur Bibliothek fort, während die Äbtissin ihr verwundert nachschaute.
    »Schwester Fidelma!«
    Die Stimme klang leise, aber eindringlich. Zuerst konnte Fidelma sie nicht orten und wandte den Kopf, um nachzusehen, wer sie angesprochen hatte. Im Eingang zu dem steinernen Vorratsraum neben dem Turm stand eine schlanke Gestalt. Es war Schwester Lerben.
    Fidelma trat auf sie zu.
    »Guten Morgen, Schwester.«
    Lerben bedeutete ihr, einzutreten, als wolle sie bei dem Gespräch nicht beobachtet werden. Fidelma runzelte die Stirn, leistete der dringlichen Aufforderung jedoch Folge. Im Lagerraum war Schwester Lerben damit beschäftigt gewesen, beim Schein einer Laterne Kräuter zu sortieren. Draußen war es zwar wolkig, aber hell, hier drinnen dagegen dunkel.
    »Was kann ich für Euch tun, Schwester?«
    »Gestern habt Ihr mir all diese Fragen gestellt …« begann sie zögernd. Fidelma unternahm keinen Versuch, ihrem Redefluß nachzuhelfen. »Gestern habe ich ein paar Dinge über … über Febal gesagt, meinen Vater.«
    Fidelma sah sie mit unverwandtem Blick an.
    »Möchtet Ihr sie zurücknehmen?« fragte sie schließlich.
    »Nein!«
    Dieses eine Wort klang grausam und unbeherrscht.
    »Na schön. Was dann?«
    »Muß das in einem Bericht festgehalten werden? Äbtissin Draigen hat … hat mir jetzt die Funktion einer dálaigh erklärt. Sie sagt … nun, ich möchte nicht, daß bekannt wird, nun … was ich über den Bauern und meinen Vater gesagt habe.«
    Offensichtlich hatte dieses Thema die Gefühle des Mädchens völlig durcheinandergebracht. Fidelma ließ sich erweichen und erwiderte nachsichtig: »Wenn es für die Aufklärung der Morde an Almu und Síomha nicht von Bedeutung ist, muß auch nichts davon bekannt werden.«
    »Wenn es nicht von Bedeutung ist? Wie wollt Ihr das feststellen?«
    »Sobald ich meine Nachforschungen abgeschlossen habe. Wo wir gerade davon sprechen – ich war neulich überrascht, Euch im Wald zu begegnen, als Ihr das Buch für Torcán zu Adnárs Festung brachtet. Hattet Ihr keine Angst, Ihr könntet Febal begegnen?«
    »Dem?« Ihre Stimme wurde wieder schärfer. »Nein. Ich habe keine Angst mehr vor ihm. Jetzt nicht mehr.«
    »Woher kennt Ihr Torcán?«
    »Ich habe ihn nie gesehen.«
    Fidelma war verblüfft.
    »Wieso habt Ihr dann dieses Buch, was war es noch gleich …?«
    Schwester Lerben zuckte die Achseln.
    »Irgendeine alte Chronik, glaube ich, ich weiß es nicht genau. Ich habe Euch doch erzählt, daß ich im Lesen und Schreiben nicht sehr bewandert bin.«
    »Ja, das habt Ihr erwähnt. Also hat Euch jemand das Buch gegeben, damit Ihr es zu Torcán bringt?«
    »Ja.«
    »Und wer? Ich dachte, nur die Bibliothekarin dürfte die Erlaubnis erteilen, ein Buch aus der Bibliothek zu verleihen.«
    Schwester Lerben schüttelte den Kopf.
    »Nein, auch die rechtaire ist dazu befugt.«
    »Die rechtaire !«
    »Ja. Schwester Síomha gab mir das Buch und bat mich, es zu Adnárs Festung zu bringen und Torcán zu übergeben.«
    »Schwester Síomha! Am Nachmittag vor ihrem Tod?«
    »Ich glaube schon.«
    »Hat sie Euch erklärt, warum Torcán die Erlaubnis erhielt, das Buch auszuleihen, anstatt es sich hier in der Abtei anzusehen?«
    »Nein. Sie trug mir lediglich auf, es zu ihm zu bringen und unverzüglich zurückzukommen. Das ist alles.«
    Fidelma spürte eine schreckliche Enttäuschung. Jedes Mal, wenn sie hoffte, einen Punkt aufklären zu können, tauchten wieder neue Fragen auf, die sie verwirrten. Sie dankte Schwester Lerben, verließ den Vorratsraum und betrat den Turm.
    Im Hauptraum der Bibliothek war es dunkel, und Fidelma hielt im Finstern vergeblich Ausschau nach einer Lampe.
    Sie tastete sich zum Fuß der Treppe, die in den zweiten Stock hinaufführte. Plötzlich hörte sie ein Geräusch, als würde jemand über ihr einen Sack über den Boden schleifen.
    Sie

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