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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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hielt einen Augenblick inne, schlich dann vorsichtig Stufe um Stufe hinauf und lauschte.
    Da war das Schleifen wieder.
    Jetzt lag der Fußboden in Augenhöhe, und Fidelma blickte sich um.
    Jemand saß am Fenster und las, das Tageslicht nutzend, ein Buch.
    Sie seufzte erleichtert auf.
    Es war Berrach. Das Geräusch, das sie gehört hatte, war durch die Schritte der gehbehinderten Schwester entstanden.
    »Guten Morgen, Schwester Berrach!« grüßte Fidelma und kletterte die letzten Stufen hinauf.
    Die junge Nonne fuhr erschrocken zusammen und ließ das Buch, in das sie sich vertieft hatte, beinahe fallen.
    »Ach, Ihr seid es, Schwester Fidelma.«
    »Was macht Ihr denn hier?«
    Berrach reckte abwehrend das Kinn.
    »Ich habe Euch doch erzählt, daß ich gerne lese. Da Schwester Comnat und Schwester Almu noch nicht zurück sind und Schwester Síomha nicht da ist, um mir Vorschriften zu machen, muß ich nun nicht mehr mitten in der Nacht hier hinauf schleichen, wenn ich lesen will.«
    Fidelma setzte sich neben Berrach.
    »Auch ich bin hergekommen, um zu lesen, aber ich konnte unten keine Lampe finden.«
    »Hier liegen Kerzen.« Berrach deutete auf einen Tisch. »Sucht Ihr ein bestimmtes Buch?«
    »Ich wollte mir eines der Jahrbücher ansehen, die es hier geben soll. Und was lest Ihr gerade?« Fidelma beugte sich vor und warf einen Blick auf das Geschriebene.
    » Eo na d Trí d Tobar … Der Lachs aus den Drei Quellen!«
    Fidelma war völlig perplex. Konnte das bloßer Zufall sein? »Was ist das für ein Text?«
    »Ein kurzer Bericht über das Leben von Necht, der Reinen, der Gründerin unserer Abtei«, antwortete Schwester Berrach.
    »Wird darin auch ihr Streitgespräch mit Dedelchu, dem heidnischen Priester, erwähnt?«
    Berrach starrte sie überrascht an.
    »Ihr wißt wirklich eine Menge über diesen Ort. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht und jetzt zum ersten Mal etwas darüber gelesen.«
    »Man schnappt immer das eine oder andere auf, Berrach. Steht in dem Buch viel über Dedelchú? Ein merkwürdiger Name. Die letzte Silbe ist leicht zu übersetzen, sie bedeutet ›Wachhund von‹ – der Wachhund von Dedel. Ich frage mich, wer oder was Dedel ursprünglich war? Die Bedeutung dieser alten Namen zu verstehen ist faszinierend, findet Ihr nicht auch?«
    Berrach schüttelte den Kopf.
    »Eigentlich nicht. Ich interessiere mich mehr für Geschichte, dafür, wie die Menschen früher lebten. Aber wir haben hier in der Bibliothek eine Kopie des Wörterbuchs von Longarad.«
    »Tatsächlich? Und Ihr habt einige der Chroniken gelesen?«
    Berrach bejahte.
    »Ich habe in allen Jahrbüchern gelesen, die in der Bibliothek zu finden sind.«
    »Kennt Ihr auch die Chroniken von Clonmacnoise?«
    »Kennen? Ja. Schwester Comnat hat die Kopie selbst angefertigt. Sie verbrachte sechs Monate in der Abtei des heiligen Kieran und schrieb dort das Buch ab, natürlich mit Zustimmung des Abtes. Ihr findet es hier irgendwo im Regal.«
    »Es ist nicht mehr hier. Es wurde verliehen, und zwar, wie Schwester Lerben behauptet, an Torcán, der gerade als Gast bei Adnár weilt.«
    »Torcán, der Sohn von Eoganán von den Uí Fidgenti?« fragte Berrach verblüfft. »Was will denn der damit?«
    »Genau das hoffte ich herauszufinden. Ich glaube, er interessierte sich vor allem für die Geschichte von Cormac Mac Art. Eine bestimmte Seite war besonders häufig aufgeschlagen worden, ein Abschnitt über Cormacs Tod. Wahrscheinlich wißt Ihr auch nicht mehr, was dort steht?«
    Berrach runzelte nachdenklich die Stirn.
    »Ich verfüge über ein gutes Erinnerungsvermögen und ein ausgezeichnetes Langzeitgedächtnis.« Sie überlegte eine Weile. »In dem Kapitel geht es darum, wie Cormac seinen Feind Fergus tötete und danach ein weiser und angesehener Oberkönig wurde. Dann ging es noch um das Handbuch, das er geschrieben hat, und …« Sie überlegte einen Augenblick. »Ach ja. Dann ist da von einem goldenen Kalb die Rede, das in Tara aufgestellt wurde. Man erklärte es zu einem Gegenstand kultischer Verehrung, zu einer Gottheit, die alle anzubeten hatten. Die Priester dieses Kultes forderten Cormac auf, dem goldenen Idol zu huldigen, er aber weigerte sich und erklärte, er würde lieber dem Goldschmied huldigen, der dieses herrliche Bildnis geschaffen hatte. In dem Kapitel heißt es weiter, der oberste Priester des Kultes habe es so eingefädelt, daß dem Oberkönig bei einem Essen die Gräten eines Lachses im Halse steckenblieben, so daß er daran

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