Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
Vom Netzwerk:
andere Höhle voraus, Adnár.«
    Der Häuptling zwängte sich durch den gewundenen Gang, gefolgt von Eadulf und Fidelma.
    Im subterraneus der Abtei, wo Torcán oder Adnár eine zweite Laterne zurückgelassen hatten, bat Fidelma Eadulf, sich auf eine Holzkiste zu setzen, und bedeutete dem boaire , ihr einen der Krüge zu reichen, die an einer Seite der Höhle aufgereiht standen und, dem unverkennbaren Geruch nach zu urteilen, cuirm enthielten. Dann nahm sie ein Stück Tuch, tauchte es in den Alkohol und begann, Eadulfs Wunde damit abzutupfen.
    »Was sind das für schwerwiegende Neuigkeiten, die Ihr erfahren habt, Adnár?« fragte sie unterdessen und ignorierte Eadulfs leises Stöhnen und Protestieren, als der Alkohol an den abgeschürften Hautstellen zu brennen begann.
    »Ihr müßt Euren Bruder Colgú benachrichtigen. Er schwebt in größter Gefahr. Torcáns Vater, Eoganán von den Uí Fidgenti, bereitet einen Aufstand gegen Euern Bruder in Cashel vor, und Torcán war an dem Komplott beteiligt – ich habe gehört, wie er darüber gesprochen hat. Vermutlich steckt auch Olcán mit ihnen unter einer Decke, denn sein Vater, Gulban, das Falkenauge, gehört ebenfalls zu den Verschwörern. Zur Belohnung würde ihn Eoganán zum Häuptling der Loígde machen. Ich habe Olcán festnehmen lassen und bin Torcán anschließend hierher gefolgt – ich dachte, er würde sich mit anderen Verschwörern treffen. Ich kam hinzu, als er Euch gerade töten wollte, und stieß als erster zu, aber ich wollte ihn nur verwunden. Er hätte uns noch mehr über das Komplott erzählen können.«
    Fidelmas Überraschung war nicht geheuchelt. Sie hatte angenommen, daß auch Adnár an der Verschwörung der Uí Fidgenti beteiligt war, aber Adnárs Darstellung warf ihren Verdacht von einem Moment auf den anderen über den Haufen.
    »Gulban ist Euer Häuptling, Adnár«, wandte sie ein. »Seid Ihr ihm denn nicht treu ergeben?«
    »Nicht, wenn er ein Komplott gegen die Loígde und den rechtmäßigen König schmiedet. Warum?« fragte er plötzlich stirnrunzelnd. »Zweifelt Ihr etwa an meiner Loyalität gegenüber den Loígde und Cashel?«
    Fidelma schüttelte den Kopf.
    Adnár fuhr fort: »Ich verstehe nicht, was Torcán damit erreichen wollte, Euch zu töten. Es wäre für ihn und seine Mitverschwörer doch viel vorteilhafter gewesen, Euch als Geisel zu nehmen – falls ihr Angriff gegen Cashel gescheitert und es zu Verhandlungen gekommen wäre.«
    »Hinter dieser Sache steckt noch viel mehr«, bemerkte Fidelma leise. »In der Höhle dort drüben liegen zwei Köpfe – der von Schwester Almu, die aus Gulbans Kupferminen flüchtete und, wie ich glaube, die Abtei von dem geplanten Aufstand unterrichten wollte, und noch ein anderer – der von Schwester Síomha.«
    Adnár sah sie erstaunt an.
    »Ich verstehe nicht. Wollt Ihr damit sagen, daß Torcán die beiden getötet hat? Aber warum? Vielleicht, damit sie die Verschwörung nicht verraten?«
    Fidelma hatte die Reinigung von Eadulfs Wunde beendet. Es handelte sich lediglich um eine Hautabschürfung, was ihre Vermutung, daß sie ihm mit einem Stein beigebracht worden war, bestätigte. Torcán mußte ihn entweder geworfen oder dem sächsischen Mönch damit gegen die Schläfe geschlagen haben.
    »Wenn es stimmt, was Ihr sagt, dann muß ich als Friedensrichter dieses Bezirkes Euren Fund bezeugen.«
    Da Fidelma ihm nicht widersprach, verschwand Adnár erneut durch die Öffnung zur Nachbarhöhle.
    »Ihr solltet mir lieber erklären, was hier eigentlich los ist«, stöhnte Eadulf und preßte eine Hand gegen die Schläfe.
    »Was hier los ist«, flüsterte Fidelma, »ist, daß sich die Nebel der Verwirrung allmählich zu lichten beginnen.«
    »Nicht für mich«, seufzte Eadulf mit verständnislosem Gesichtsausdruck. »Aber der junge Mann, der gerade getötet wurde, war der Häuptling, der uns bei den Kupferminen zu seinen Gefangenen erklärt hat.«
    »Ach, ich dachte mir schon, daß Ihr das gleich enthüllen würdet«, sagte Fidelma. »Haltet lieber mal ein Weilchen den Mund.«
    »Wer ist er?«
    Fidelma gab nach und erklärte es ihm. Inzwischen war Adnár zurück. Er machte ein grimmiges Gesicht.
    »Ich habe sie gesehen, Schwester. Wirklich eine schlimme Sache. Als dálaigh vertretet Ihr eine höhere Instanz als ich. Was gedenkt Ihr in dieser Angelegenheit zu unternehmen?«
    Fidelma antwortete nicht gleich, sondern half zunächst Eadulf, aufzustehen.
    »Als erstes könnt Ihr mir behilflich sein, Bruder Eadulf ins

Weitere Kostenlose Bücher