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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Tag, an dem der alte Bettler Euch die Abschrift von Teagasg Rí verkaufte, des Werkes, das Oberkönig Cormac verfaßt hat. Erinnert Ihr Euch?«
    Schwester Comnat sah sie verdutzt an. Am liebsten hätte sie gefragt, warum die Rechtsgelehrte so sprunghaft das Thema wechselte, doch sie wußte das Funkeln in Fidelmas Augen richtig zu deuten.
    »Ja«, antwortete sie. »Das war in der Woche, bevor Schwester Almu und ich nach Ard Fhearta aufbrachen.«
    »Kam der Bettler direkt in die Bibliothek?«
    »Nein. Er ging zuerst zur Äbtissin und gab ihr das Buch. Sie schickte nach mir und fragte mich, ob es sich lohnte, den Band zu kaufen. Äbtissin Draigen hat zwar viele Stärken, aber ein Verständnis für Bücher und Bibliotheken gehören nicht dazu. Ich sah sofort, daß die Abschrift gut war.«
    »Waren irgendwelche Seiten des Buches beschädigt oder herausgetrennt?«
    »Nein. Für ein so altes Buch war es in einem ausgezeichneten Zustand. Es hatte sogar noch einen besonderen Wert, denn im Anhang war eine Kurzbiographie des Oberkönigs hinzugefügt. Also stimmte ich zu, daß die Abtei das Buch kaufen oder von dem Alten gegen Nahrungsmittel eintauschen sollte.«
    »Ich verstehe. Hat die Äbtissin das Buch behalten?«
    »Nein, ich kümmerte mich darum und brachte es sofort in die Bibliothek. Dort bat ich Schwester Almu, es durchzusehen und in den Bestand einzuordnen.«
    »War Schwester Almu trotz ihrer Jugend eine gelehrige Schülerin?«
    »Sie war sehr gelehrig. Sie hatte eine sehr schöne Handschrift und konnte Griechisch, Latein und Hebräisch.«
    »Kannte sie auch die Oghamschrift und die Sprache der Féine?«
    »Selbstverständlich. Ich selbst habe sie darin unterrichtet. Sie hatte eine rasche Auffassungsgabe. Bei allem Respekt für die Verblichene – Almu hatte sich zwar nicht mit Leib und Seele der Verbreitung des Glaubens verschrieben, doch sie war eine begeisterte Büchernärrin und interessierte sich besonders für alte Chroniken.«
    »Also hat Almu das Buch durchgesehen?«
    »Ja.«
    »Wenn ihr irgend etwas Ungewöhnliches an dem Buch aufgefallen wäre, mit wem hätte sie darüber gesprochen?«
    Schwester Comnat runzelte die Stirn.
    »Ich bin die Bibliothekarin.«
    »Aber«, Fidelma wählte ihre Worte mit Bedacht, »falls sie Euch nicht damit behelligen wollte, könnte sie sich dann auch ihrer Freundin, Schwester Síomha, anvertraut haben?«
    »Schon möglich. Ich wüßte aber nicht, warum sie das hätte tun sollen.«
    Unvermittelt erhob sich Fidelma und lächelte.
    »Macht Euch keine Gedanken, Schwester Comnat. Ich glaube, so langsam wird mir alles klar.«
    Draußen an Deck fragte sie Ross, ob einer seiner Matrosen sie unverzüglich zu Adnárs Festung rudern könnte. Auf dem Weg dorthin gestand ihr Eadulf, daß ihm die Lage höchst verworren erschien, obwohl Fidelma mit ihm alles besprochen hatte, was seit ihrer Ankunft in der Abtei Der Lachs aus den Drei Quellen passiert war. Eadulf kannte Fidelmas entrückten Blick bereits und wußte, was ihr undurchdringlicher, gelassener Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. Je dichter Fidelma ihrer Beute auf den Fersen war, desto weniger war sie geneigt, ihre Gedanken preiszugeben.
    Fidelma legte beruhigend eine Hand auf seinen Arm.
    »Die Voruntersuchung kann erst stattfinden, wenn Beccan so weit ist«, sagte sie. »Das gibt Euch reichlich Zeit, Euch Klarheit zu verschaffen.«
    »Wollt Ihr behaupten, Almu und Síomha wußten von einem Geheimnis, hinter dem Torcán her war? Von einem Geheimnis, dessentwegen er sie ermordete und auch uns getötet hätte?«
    »Ihr habt eine rasche Auffassungsgabe, Eadulf«, erwiderte Fidelma lächelnd. Da legte das Boot auch schon am Kai von Dún Boí an.
    Ein Krieger wollte ihnen den Zutritt zur Festung verwehren.
    »Adnár weilt drüben in der Abtei, Schwester. Er ist nicht hier.«
    »Ich möchte auch nicht Adnár sprechen, sondern Olcán.«
    »Olcán ist unser Gefangener. Ich habe nicht die Befugnis, Euch zu ihm vorzulassen.«
    Fidelma blickte ihn finster an.
    »Als dálaigh der Gerichtsbarkeit habe ich die Befugnis, mit ihm zu sprechen, das werdet Ihr doch wohl einsehen.«
    Der Krieger zögerte, doch da er sah, daß sich auf ihrer Stirn ein Gewitter zusammenbraute, trat er hastig den Rückzug an.
    »Hier entlang, Schwester«, murmelte er eilfertig.
    Olcán war in einer Zelle im Kellergewölbe eingesperrt. Er wirkte ungepflegt und wütend.
    »Schwester Fidelma! Was geht hier eigentlich vor?« rief er und sprang von seinem Strohsack auf. »Warum

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