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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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hält man mich hier gefangen?«
    Fidelma wartete, bis der Krieger die Zelle verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor sie dem jungen Mann antwortete.
    »Hat Adnár Euch das nicht gesagt?«
    Gulbans Sohn blickte von Fidelma zu Eadulf und breitete hilflos die Arme aus.
    »Er beschuldigt mich irgendeiner Verschwörung.«
    »Euer Vater Gulban hat sich heimlich mit den Uí Fidgenti verbündet, um Cashel zu stürzen.«
    »Mein Vater?« stieß Olcán verbittert hervor. »Mein Vater pflegt mich nicht in seine Pläne einzuweihen. Werde ich beschuldigt, nur weil ich der Sohn meines Vaters bin?«
    »Nicht deshalb. Adnár behauptet, daß Ihr und Torcán in die Verschwörung verwickelt wart. Wollt Ihr bestreiten, von dem Komplott gewußt zu haben? Obwohl Euer Freund Torcán daran beteiligt war?«
    Olcáns Gesicht war von Wut verzerrt.
    »Torcán weilte zu Gast bei meinem Vater. Nur auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin habe ich ihn zum Jagen und Fischen begleitet, ihm Gesellschaft geleistet und ihm jede erdenkliche Gefälligkeit erwiesen.«
    »Warum seid Ihr neulich in die Abtei gekommen und habt mich ausgefragt, und warum habt Ihr danach Odar auf dem gallischen Schiff aufgesucht und auch ihm all diese Fragen gestellt?«
    »Weil Torcán mich darum gebeten hat.«
    Die Antwort überraschte Fidelma.
    »Pflegt Ihr Torcán immer zu gehorchen, ohne eine Erklärung dafür zu verlangen, warum Ihr ihm als Laufbursche dienen sollt?«
    »Nein, so war es nicht. Torcán sagte, er habe den Verdacht, daß Ihr und Ross etwas im Schilde führt … Er meinte, Ihr hättet verhindert, daß Adnár bei der Bergung des gallischen Schiffes seinen rechtmäßigen Anteil erhielt.«
    »Und das habt Ihr geglaubt?«
    »Ich wußte, daß hier etwas Merkwürdiges im Gange ist, und ich wußte, daß Ihr und Ross daran beteiligt wart.«
    »Wollt Ihr damit sagen, daß Ihr nichts von dem geplanten Aufstand wußtet, bevor Adnár Euch hier einsperren ließ?«
    »Wirklich nicht. Ich lag gestern morgen noch im Bett und schlief, als mich Adnárs Männer weckten und hierherbrachten. Später tauchte er bei mir auf und erzählte, er habe Torcán getötet. Er sagte, mein Vater sowie Torcán und Eoganán von den Uí Fidgenti hätten gemeinsam ein Komplott geschmiedet, um die Macht in Cashel an sich zu reißen. Beim heiligen Kruzifix, Schwester, ich interessiere mich nicht für Machtspielchen und Herrschaftsbereiche. Ich habe nichts davon gewußt.«
    Fidelma schüttelte verwundert den Kopf.
    »Eure Geschichte klingt dermaßen unglaubwürdig, Olcán, daß Ihr womöglich tatsächlich die Wahrheit sagt. Ein Verschwörer, der obendrein noch zum Mörder wurde, würde sich eine sorgfältiger durchdachte Geschichte zurechtlegen.«
    Eadulf sah Fidelma überrascht an. Er hatte gerade darüber sinniert, wie verdächtig sich Olcán durch seine Darstellung machte.
    »Fidelma«, unterbrach er sie, »wir haben von Schwester Comnat erfahren, daß Torcán Gulbans Hauptstadt in ein Heerlager verwandelte und dort seine Männer trainierte. Wie kann es sein, daß Olcán nichts davon gewußt hat?«
    »Ich habe meinen Vater seit Monaten nicht gesehen. Wir verstehen uns nicht besonders gut, das habe ich Euch doch längst erklärt.«
    »Wie lange seid Ihr schon bei Adnár zu Gast?« fragte Fidelma.
    »Ich bin zwei Tage vor Euch hier angekommen. Ich glaube, das habe ich Euch gegenüber bereits erwähnt.«
    »Ihr wart also gar nicht hier, als die Leiche ohne Kopf gefunden wurde?«
    »Nein. Auch das habe ich Euch bereits gesagt.«
    »Wo wart Ihr vorher?«
    »Ich weilte als Gast beim Häuptling der Duibhne.«
    »Wie lange?«
    »Drei Monate.«
    »Wir brauchen nur jemanden zu diesem Häuptling zu schicken, um das zu überprüfen.«
    »Dann schickt doch jemanden hin. Ich habe nichts zu verbergen.«
    »Wann seid Ihr also in das Gebiet der Beara zurückgekehrt?«
    »Einige Tage, bevor ich bei Adnár eintraf. Ich bin auf mehr oder weniger direktem Wege hierhergekommen, denn ich wußte, daß Adnár mich wesentlich freundlicher empfangen würde als mein Vater. Der hat bereits einen meiner Cousins als tánaiste adoptiert, als seinen auserwählten Thronfolger. Ich habe keinerlei Ambitionen, in die Fußstapfen meines Vaters zu treten.«
    »Wie konnte Gulban Euch dann bitten, für Torcán den Gastgeber zu spielen?« wollte Eadulf wissen.
    »Am Morgen nach Schwester Fidelmas Ankunft in der Abtei traf Torcán hier ein. Er überbrachte mir ein Schreiben meines Vaters, in dem dieser mich bat, Torcán

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