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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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bei der Jagd zu begleiten. Mein Vater weiß, daß Jagen meine Lieblingsbeschäftigung ist. Wahrscheinlich habe ich den Brief noch in meinem Gepäck.«
    »Und Ihr habt weder Gespräche noch Gerüchte über eine Verschwörung oder einen Aufstand gehört?«
    »Nein! Das kann ich beschwören!«
    »Wie hat Adnár von dem Komplott gegen Cashel erfahren?« fragte Eadulf.
    »Vermutlich von Torcán oder einem seiner Männer. Ich weiß es nicht.«
    »Aber er hat gesagt …« begann Eadulf.
    Von der Zellentür her hörten sie ein Geräusch. Bruder Febal stand plötzlich im Eingang. Seine sonst so ebenmäßigen Gesichtszüge waren wutverzerrt.
    »Was hat das zu bedeuten? Mit welchem Recht seid Ihr hier eingedrungen, Schwester?« fragte er, als er Fidelma erkannte. »Dieser junge Mann hier ist Adnárs Gefangener. Ihm wird vorgeworfen, sich an einer Verschwörung gegen Cashel beteiligt zu haben.«
    »Aufgrund meiner Stellung und Machtbefugnisse habe ich das Recht, ihn zu verhören«, erwiderte Fidelma ruhig. »Ihr solltet das eigentlich wissen, Febal.«
    »Ohne Adnárs Zustimmung kann ich das nicht gestatten.«
    »Das braucht Ihr auch nicht.« Fidelma warf einen langen, nachdenklichen Blick auf Gulbans Sohn. »Ich habe keine weiteren Fragen mehr, Olcán. Demnächst wird der Fall vor dem obersten Brehon der Loígde verhandelt. Bis dahin müßt Ihr Euch mit Eurer neuen Unterkunft abfinden.«
    »Aber ich bin unschuldig!« protestierte Olcán.
    »Dann betrachtet diese vorübergehende Unbill als eine Art Prüfung«, empfahl ihm Fidelma mit einem Lächeln. »In seinem Werk De Providentia warnt uns Seneca mit den Worten: Ignis aurum probat, miseria fortes viros – Feuer prüft Gold, Unglück tapfere Männer. Möget Ihr Euch als tapfer erweisen.«
    Mit diesen Worten verließ sie die Zelle, Eadulf im Schlepptau.
    Bruder Febal bedeutete einer Wache, die Tür zu schließen, und folgte den beiden.
    »Ich werde Adnár darüber berichten müssen.«
    »Ab sofort unterstehen alle Bewohner dieser Festung den Weisungen der Loígde, die entweder von ihrem Kriegsschiff, das in der Meerenge vor Anker liegt, erteilt werden, oder von Beccan, ihrem obersten Richter, der im Auftrag Eures Häuptlings Bran Finn handelt. Folglich obliegt es nicht mehr Adnár, seine Zustimmung zu geben oder nicht. Bei der Vorverhandlung werden wir die Wahrheit über die tragischen Ereignisse erfahren.«
    Bruder Febal sah sie böse an.
    »Auf diesen Augenblick wartet niemand sehnlicher als ich. Dann wird endlich alles, was ich über Draigen gesagt habe, ans Licht kommen.«
    Bevor er weiterreden konnte, hatte Fidelma Eadulf schon zu dem kleinen Anlegesteg außerhalb der Festung geführt. Der Mönch war überrascht, als sie den wartenden Bootsführer bat, sie zu dem gallischen Handelsschiff zurückzurudern, und noch überraschter, als sie, dort angekommen, Odar aufforderte, sie unverzüglich zu begleiten.
    »Ich möchte, daß Ihr mich zu dem Bauern bringt, bei dem Ihr die Pferde ausgeliehen habt«, erklärte sie ihm.
    »Barr?«
    »Ja, das ist der Mann. Wohnt er weit von hier?«
    »Ein kleiner Spaziergang über den Berg, aber leicht zu bewerkstelligen, wenn wir ein gleichmäßiges Tempo vorlegen«, antwortete der Seemann.
     
    Barr war ein untersetzter Mann mit einem buschigen braunen Bart und machte den Eindruck, als könne er ein Bad gebrauchen. Seine Kleider waren ebenso schmutzig wie sein Gesicht. Als sie eintrafen, arbeitete er gerade mit der Hacke auf einem Acker. Sein feistes Gesicht und die Art, wie er sie aus seinen kleinen, dunklen Augen ansah, brachte Fidelma auf den Gedanken, daß ein Schwein doch vergleichsweise ansehnlich war.
    »Odar«, begrüßte sie der Bauer barsch, »falls Ihr wieder einmal gekommen seid, um Pferde zu mieten, die habe ich verkauft. In diesem eisigen Winter ist cuirm ein weitaus besserer Trost für mich.«
    »Wir sind nicht wegen der Pferde gekommen, Barr«, mischte sich Fidelma ein.
    Der Mann sah sie fragend an und wartete.
    »Habt Ihr Eure Tochter schon wiedergefunden?«
    Barr stieß ein bellendes Lachen hervor.
    »Ich habe gar keine Tochter. Was …«
    Dann weiteten sich seine Augen, und Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. Barr war kein guter Lügner.
    »Warum habt Ihr der Äbtissin erzählt, daß Eure Tochter verschwunden ist?«
    Barr schwieg verwirrt.
    »Man hat Euch aufgetragen, in die Abtei zu gehen, nicht wahr?«
    »Das war doch nichts Verbotenes«, protestierte der Bauer.
    »Der junge Herr befahl mir, hinzugehen und zu behaupten, daß

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