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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Fragen offenbar nicht folgen.
    »Natürlich vertraue ich ihr. Sie ist meine Äbtissin, das Oberhaupt dieser Abtei.«
    »Und mögt Ihr sie?«
    »Sie ist eine weise und verläßliche Beraterin.«
    »Ihr habt nichts gegen sie vorzubringen?«
    »Was sollte ich vorbringen?« stieß Schwester Síomha hervor. »Ich muß erneut feststellen, daß mir Eure Fragen nicht gefallen.«
    Das Mädchen betrachtete Fidelma mit einer Mischung aus Mißtrauen und Verärgerung.
    »Bei Fragen geht es nicht darum, ob sie einem gefallen oder nicht. Wenn sie von einer dálaigh der Brehon-Gerichtsbarkeit gestellt werden, muß man sie beantworten.« Erneut hatte Fidelma beschlossen, dem Mädchen, das ihre Autorität immer wieder mißachtete, mit einer angriffslustigen Antwort zu begegnen.
    Schwester Síomha zuckte zusammen. Sie war es nicht gewohnt, von jemandem so herausgefordert zu werden.
    »Ich … ich habe keine Ahnung, warum Ihr mir diese Fragen stellt, aber Ihr scheint damit irgendeine Kritik an mir und nun auch an der Äbtissin andeuten zu wollen.«
    »Warum sollte ich Euch kritisieren?«
    »Versucht Ihr jetzt, mir das Wort im Mund umzudrehen?«
    »Das Wort im Mund umzudrehen?« wiederholte Fidelma überrascht. »Ich versuche keineswegs, Euch das Wort im Mund umzudrehen. Ich stelle lediglich Fragen, um mir ein Bild davon zu machen, was hier passiert ist. Beunruhigt Euch das so sehr?«
    »Das beunruhigt mich überhaupt nicht. Je eher das Geheimnis aufgeklärt ist, desto eher können wir zu unserem normalen Alltag zurückkehren.«
    Schwester Fidelma gab auf. Sie hatte versucht, Síomha ihren Hochmut auszutreiben, war dabei jedoch kläglich gescheitert.
    »Na schön. Ihr seid meiner Meinung nach eine urteilsfähige und intelligente Person, Schwester Síomha. Ihr behauptet, die Tote ohne Kopf stamme nicht aus dieser Gemeinschaft. Was glaubt Ihr, woher sie kam?«
    Schwester Síomha zuckte die Achseln.
    »Ist es nicht Eure Aufgabe, das herauszufinden?« fragte sie sarkastisch.
    »Und ich tue mein Bestes, um diese Aufgabe zu erfüllen. Wie dem auch sei, Ihr habt mir versichert, daß es sich nicht um ein Mitglied Eurer Gemeinschaft handelt. Könnte es sich denn um jemanden aus der Gegend hier handeln?«
    »Die Tote war ohne Kopf. Ich habe Euch doch schon gesagt, daß ich sie nicht erkannt habe.«
    »Aber sie könnte doch aus der Gegend hier stammen. Vielleicht gehörte das Mädchen zu Adnárs Gemeinschaft jenseits der Bucht?«
    »Nein!« Die Antwort kam so scharf und schnell, daß Fidelma überrascht die Augenbrauen hob.
    »Ach? Kennt Ihr Adnárs Gemeinschaft denn so genau?«
    »Nein … nein; es ist nur so, daß ich nicht glaube …«
    »Ah«, Fidelma lächelte. »Wenn Ihr nur glaubt , daß es so ist oder nicht so ist, dann wißt Ihr es nicht. Ist dem nicht so? Also vermutet Ihr es lediglich, Schwester Síomha. Wenn Ihr in diesem Fall von Vermutungen ausgeht, habt Ihr das bei den Antworten auf meine vorherigen Fragen vielleicht auch nur getan?«
    Schwester Síomha war empört.
    »Wie könnt Ihr unterstellen …!«
    »Entrüstung ist keine Antwort«, erwiderte Fidelma selbstgefällig. »Und Arroganz ist keine Lösung für …«
    Ein schüchternes Klopfen ertönte. Schwester Brónach trat durch die Bodenklappe ein.
    »Was gibt es?« fuhr Schwester Síomha sie an.
    Die ältere Nonne zuckte angesichts der barschen Begrüßung zusammen.
    »Die Mutter Oberin schickt mich. Sie verlangt Euch unverzüglich zu sehen.«
    Schwester Síomha atmete langsam aus.
    »Soll ich denn die Wasseruhr alleinlassen?« fragte sie in verbittertem, sarkastischem Tonfall und deutete auf die Schale hinter ihr.
    »Ich werde mich darum kümmern«, erwiderte Schwester Brónach ruhig.
    Schwester Síomha erhob sich und starrte Fidelma einen Augenblick an.
    »Ich nehme an, ich habe Eure Erlaubnis, jetzt zu gehen? Ich habe Euch alles gesagt, was ich über diese Angelegenheit weiß.«
    Fidelma neigte wortlos den Kopf, und die junge Verwalterin stapfte in unverhohlenem Zorn hinaus. Fidelma machte sich den Vorwurf, daß sie ihrem temperamentvollen Gegenüber gestattet hatte, den Ton der Befragung zu bestimmen. Sie hatte gehofft, ihr scharfer, unnachgiebiger Fragestil könnte Schwester Síomhas Hochmut bezwingen, doch sie hatte sich geirrt.
    Schwester Brónach brach das Schweigen.
    »Sie ist verärgert«, bemerkte sie leise, während sie zur Feuerstelle hinüberging und das Becken mit dem dampfenden Wasser kontrollierte.
    Genau in diesem Augenblick sank die schwimmende Kupferschale

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