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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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der Zeit, als sie die alte Frau so oft besuchte, hat sie sich sonderbar verhalten.«
    »Ihr habt mir bisher für keine Eurer Behauptungen Beweise vorgelegt oder mir den Grund für die Feindseligkeit zwischen Euch erklärt.«
    »Die Alte hat sie völlig durcheinandergebracht mit ihren Erzählungen und ihren …«
    Er unterbrach sich und zuckte die Achseln.
    »Während ich in Gulbans Armee diente, starben meine Eltern, und Draigen ging fort und lebte bei der Alten in den Wäldern.«
    »Und deshalb haßt Ihr sie?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich weiß nichts Genaues über die Geschichte, aber Draigen geriet mit dem Gesetz in Konflikt und mußte schließlich Schadensersatz leisten. Zu diesem Zweck verkaufte sie das armselige Stück Land und trat in die Abtei Der Lachs aus den Drei Quellen ein. Der Verlust des Landes hat mich sehr verärgert, das will ich nicht leugnen. Ich hätte einen Teil davon geerbt. Also machte ich meinen Anspruch auf meinen Anteil an dem Land gerichtlich geltend, aber meine Klage wurde von einem Brehon abgewiesen.«
    »Ich verstehe. Und diese Klage war der Grund für Eure Feindschaft?«
    Adnár zuckte mit den Schultern.
    »Ich nahm ihr übel, was sie getan hatte, doch ich war ja inzwischen zu Wohlstand gekommen und brauchte das Land nicht unbedingt. Es ging mir ums Prinzip. Nein, der Haß kam ursprünglich von Draigens Seite. Vielleicht haßte sie mich wegen der Klage. Danach ging sie mir aus dem Weg. Als ich dann bó-aire in diesem Bezirk wurde, war sie gezwungen, wieder Umgang mit mir zu pflegen. Sie schickt jedoch immer Dritte zu mir. Ihr Haß gegen mich ist unversöhnlich.«
    »Hat Draigen Euch einen Grund für ihren Haß genannt?«
    »O ja. Sie gibt mir die Schuld am Tod unserer Eltern. Aber das klingt für mich nicht glaubwürdig. Vielleicht hat sie mir einfach übelgenommen, daß ich vor Gericht gegen sie klagte. Was auch immer der ursprüngliche Grund war, mit den Jahren ist ihr Haß nur noch stärker geworden.«
    »Sie bestreitet das und behauptet, Ihr wäret derjenige, der sie haßt. Deshalb frage ich Euch noch einmal, ist es inzwischen so, daß Ihr Draigens Haß erwidert?« Fidelma erkannte, daß sie es mit zwei einander widersprechenden Aussagen zu tun hatte, die keinen Raum für Kompromisse ließen.
    »Zuerst fühlte ich mich verletzt, dann wurde ich wütend auf sie. Ich glaube aber nicht, daß ich sie jemals richtig gehaßt habe. Natürlich waren da die Geschichten, die über Draigen kursierten. Ich hörte von ihrer Vorliebe für junge Novizinnen. Dann, als ich erfuhr, daß der Leichnam einer jungen Frau im Brunnen entdeckt worden war, fürchtete ich das Schlimmste.«
    »Warum?«
    Zum ersten Mal hob er den Kopf und blickte ihr direkt in die Augen.
    »Warum?« wiederholte er, als hätte er die Frage nicht verstanden.
    »Warum solltet Ihr daraus den Schluß ziehen, daß Eure Schwester, Eure eigene Schwester, das Mädchen aufgrund einer verbotenen Beziehung ermordet hatte? Ich kann da keinen Zusammenhang erkennen. Zumindest nicht anhand dessen, was Ihr mir bisher erzählt habt.«
    Adnár schien sich in seiner Haut nicht ganz wohlzufühlen, während er über ihre Worte nachdachte.
    »Es stimmt, daß ich Euch keinen wirklich logischen Grund nennen kann. Ich habe einfach das Gefühl, daß alles auf furchtbare Weise zusammenpaßt.«
    »Hat Euer anam-chara , Bruder Febal, Euch diese Erklärung nahegelegt?«
    Die Frage kam scharf und direkt.
    Adnár zuckte zusammen.
    Fidelma erkannte an der leichten Röte, die ihm ins Gesicht stieg, daß sie mit ihrer Vermutung ins Schwarze getroffen hatte.
    »Seit wann kennt Ihr Bruder Febal?«
    »Seit ich zurückgekehrt und hier bó-aire geworden bin.«
    »Und was wißt Ihr über seine Vergangenheit?«
    »Früher war die Abtei Der Lachs aus den Drei Quellen eine gemischtgeschlechtliche Gemeinschaft, ein conhospitae , wie man das nennt. Bruder Febal war einer der Mönche, die dort lebten. Febal und Draigen heirateten. Unter der früheren Oberin, Äbtissin Marga, war Febal der Pförtner der Gemeinschaft. Dann wurde meine Schwester zur rechtaire ernannt, zur Verwalterin, das ist, wie Ihr wißt, das zweithöchste Amt nach der Äbtissin. Soviel ich weiß, war die Beziehung zwischen Draigen und Febal von einem Tag auf den anderen beendet. Draigen nutzte die Gebrechlichkeit und das hohe Alter der Äbtissin aus. Sie begann alle männlichen Mitglieder aus der Abtei zu vertreiben und sie in ein Kloster ausschließlich für Nonnen umzuwandeln. Bruder Febal war

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