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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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muß mich mit ihm mal darüber unterhalten.«
    Er streckte die Hand nach dem Buch aus, doch Fidelma blätterte die Pergamentseiten durch. Auf einem Blatt hatte sie Flecken entdeckt, rote, erdige Flecken. Sie konnte gerade noch erkennen, daß die Seite eine Eintragung über den Oberkönig Cormac Mac Art enthielt, bevor Adnar ihr das Buch freundlich, aber bestimmt aus der Hand nahm und wieder in das Tuch einwickelte.
    »Hier ist nicht der Ort, um Bücher zu lesen«, bemerkte er scherzhaft. »Es ist viel zu kalt. Macht Euch keine Sorgen, Schwester«, wandte er sich an Lerben, »ich werde dafür sorgen, daß das Buch sicher bei Torcán ankommt.«
    Fidelma erhob sich und begann Blätter, Zweige und vermoderte Rindenstücke von ihrem Gewand zu wischen.
    »Kennt Ihr Torcán denn gut? Es ist ein weiter Weg vom Land der Uí Fidgenti hierher.«
    Adnar verstaute das Buch unter seinem Arm.
    »Ich kenne ihn kaum. Er war Gast auf Gulbans Festung und kam jetzt als Olcáns Gast hierher, hauptsächlich zum Jagen und um einige der Stätten unserer Väter zu besuchen, für die unsere Gegend berühmt ist.«
    »Ich hätte nicht gedacht, daß die Uí Fidgenti dem Volk der Loígde willkommen sind.«
    Adnár stieß ein trockenes Lachen aus.
    »Es gab eine Reihe von Kriegen zwischen uns, das läßt sich nicht leugnen, doch es ist wohl an der Zeit, alte Streitigkeiten und Vorurteile zu überwinden.«
    »Ganz meiner Meinung«, erwiderte Fidelma. »Aber wir wissen schließlich beide, daß Eoganán, der Prinz der Uí Fidgenti, sich in vielen Feldzügen gegen die Loígde verschworen hat.«
    »Eroberungskriege«, pflichtete Adnár ihr bei. »Würde jeder sich auf sein Gebiet beschränken und nicht versuchen, sich in die Angelegenheiten anderer Stämme einzumischen, dann gäbe es keinen Grund zum Streit.« Er grinste verschlagen. »Aber Gott sei Dank wurden Kämpfer gebraucht, als ich ein junger Mann war, sonst wäre ich nie in meine jetzige Stellung aufgestiegen.«
    Fidelma neigte den Kopf zur Seite und musterte ihn.
    »Und jetzt nehmt Ihr, der Ihr Euern Wohlstand in den Kriegen gegen die Uí Fidgenti erworben habt, den Sohn des Prinzen dieses Stammes gastlich bei Euch auf?«
    Adnár nickte, »Das ist nun mal der Lauf der Dinge. Die Feinde von gestern sind heute die besten Freunde, obwohl, wie ich betont habe, der junge Mann genaugenommen Olcáns Gast ist und nicht meiner.«
    »Und die Geschwister von gestern sind heute die erbittertsten Feinde«, fügte Fidelma leise hinzu.
    Adnár zuckte mit den Schultern.
    »Ich wünschte, es wäre anders, Schwester. Aber es ist eben nun mal so.«
    »Na schön, Adnár. Ich danke Euch für Eure Aufrichtigkeit. Morgen erwarte ich Bruder Febal in der Abtei.«
    Sie wandte sich an Schwester Lerben, die schüchtern daneben stand, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie gehen oder sich an der Unterhaltung beteiligen sollte. Fidelma betrachtete das Mädchen mit einem freundlichen Lächeln. Lerben war höchstens sechzehn oder siebzehn Jahre alt.
    »Kommt, Schwester. Laßt uns zur Abtei zurückkehren, wir können uns unterwegs unterhalten.«
    Sie drehte sich um und begann dem Pfad in die Richtung zu folgen, aus der sie gekommen war. Einen Augenblick später gesellte sich Lerben zu ihr, während Adnár neben seinem Pferd stand, gedankenverloren dessen Maul streichelte und beobachtete, wie sie zwischen den Bäumen verschwanden. Dann zog er das Buch unter seinem Arm hervor, wickelte es aus seiner Stoffhülle und starrte es verdrossen an. Er hing lange seinen Gedanken nach, bevor er es wieder einwickelte, in die Satteltasche steckte, die Zügel seines Schlachtrosses losband und aufstieg. Dann stieß er seine Fersen in die Flanken des Pferdes und ließ es den Waldweg entlang zu seiner Festung traben.

K APITEL 9
    Schwester Fidelma war bereits wach, bevor die angstvolle Stimme die Dunkelheit durchschnitt. Das Drehen des Türgriffs an ihrer kleinen Kammertür hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Dank ihres unfehlbaren Gespüres für mögliche Gefahren war sie augenblicklich hellwach. Im Türrahmen stand ein Schatten. Es war mitten in der Nacht, nur der flüchtige Schein des Mondes erhellte den Raum und tauchte ihn in blaßblaues Licht. Die Kälte war beißend, und ihr Atem gefror zu weißen Wölkchen, während sie sich mühsam aufrichtete.
    »Schwester Fidelma!« Die Stimme der hochgewachsenen Nonne klang wie ein verängstigter Schrei.
    Fidelma erkannte sie trotz des unnatürlichen Tonfalls. Es war Äbtissin

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