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04 - Die Tote im Klosterbrunnen

04 - Die Tote im Klosterbrunnen

Titel: 04 - Die Tote im Klosterbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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fand sich Weiberhaß in Finnians Bußvorschriften, die Febal als Rechtfertigung für seine Haßgefühle verstehen könnte, doch vielleicht hatte sein Haß ganz andere Wurzeln. Und ein Mann, der zum Haß fähig war, zu leidenschaftlichen Gefühlen, ein solcher Mann konnte durchaus fähig sein, diese Gefühle auch auf anderen Wegen zum Ausdruck zu bringen. Auch durch Mord.
    Fidelma stand auf und reckte sich und verspürte plötzlich Unbehagen. Nein, Widerwillen. Nicht so sehr gegen die Frauenfeindlichkeit eines einzelnen Mannes wie Febal, sondern gegen eine ganze Bewegung unter den Anhängern des Glaubens, die er vertrat. Fidelma war in ihrer Kultur zutiefst verwurzelt, doch das Christentum veränderte diese Kultur. Die neuen Ideen aus Griechenland, Rom und aus anderen Ländern, die in die Entwicklung der neuen Religion einflossen, beeinflußten allmählich die weltanschaulichen Grundlagen der irischen Kirche. Es waren Frauen gewesen, ebenso wie Männer, die die fünf Königreiche zum Christentum bekehrt hatten – jeder Frauenname eine Legende: die fünf Schwestern von Patrick, dem Obersten Apostel von Irland, und Frauen wie Darerca, Brígida, Ida, Etáin sowie zahllose andere.
    Aber nach zweihundert Jahren Christentum hatte sich eine Gruppe von Kirchenvertretern, darunter sogar einige Frauen, zusammengefunden, die das irische Zivilrecht nicht anerkannte. Unter der Führung des Finnian von Clonard hatten sie ein Kirchenrecht geschaffen, mit dem sie das Fénechus-Gesetz, das in den fünf Königreichen galt, ersetzen wollten.
    Febal hatte die Bußvorschriften des Cummean erwähnt, die von Finnians Gesetzen angeregt worden waren. Sie wurden nun, mit ausdrücklicher Billigung Ultans von Armagh, von Kloster zu Kloster verkündet. Cummean war erst vor vier Jahren gestorben, und schon bekannten sich einige der männlichen Anhänger des Glaubens zu seinem Kirchenrecht, das, genau wie Febals Ansichten, auf den Lehren des Paulus von Tarsus beruhte.
    Fidelma hatte guten Grund, sich an den Bußvorschriften des Cummean zu stoßen. Cummean war verantwortlich für den tragischen Tod ihrer Freundin aus Kindertagen, Liadin, die mit ihr zusammen in Cashel erzogen wurde. Liadin war Nonne geworden und außerdem eine ausgesprochen begabte Dichterin. Sie verliebte sich in Cuirithir, einen Dichter aus dem Königreich von Connacht. Der Abt der Gemeinschaft, der Cuirithir angehörte, war Cummean. Er forderte von seinen Untergebenen eine sehr harte Selbstzucht, und er schickte Cuirithir in die Fremde und untersagte ihm, Liadin jemals wiederzusehen. Als Begründung dienten ihm die Lehren des Paulus von Tarsus. Cuirithir verließ Irland und ward nie wieder gesehen. Liadin wurde bald darauf krank und starb als gebrochener, unglücklicher Mensch. Ihr Kummer war grenzenlos gewesen.
    Fidelma hielt nicht viel von Gesetzen, die die Menschen ohne ersichtlichen Grund unglücklich machten und ihnen ihr höchstes Gut nahmen – die Liebe. Liadin und Cuirithir hätten Cummeans übertriebenes Asketentum ignorieren und stark genug sein müssen, um gemeinsam fortzugehen. Während sie im Sterben lag, hatte Liadin ihr letztes Lied geschrieben, das mit folgenden Versen endete:
     
    Warum sollte ich verbergen,
    was mein Herz noch immer begehrt,
    mehr als alles in der Welt.
     
    Ein glühendheißer Liebessturm
    brachte mein Herz zum Schmelzen.
    Ohne seine Liebe kann es nimmermehr schlagen.
     
    Wenige Tage später hatte sie ihr Herz tatsächlich dazu gebracht, daß es nicht mehr schlug.
    Fidelma stieß einen tiefen Seufzer aus und schüttelte den Kopf. Sie sollte nicht an diese Dinge denken. Sie sollte keine moralischen Urteile fällen, sondern nach Beweisen suchen, anhand deren sie die Schuldigen an den beiden entsetzlichen Morden dingfest machen konnte.
    Zumindest war ihr nächster Schritt jetzt klar. Sie mußte ein längeres Gespräch mit Schwester Brónach führen.
    Sie erhob sich und begann am Strand entlang zu dem hölzernen Anlegesteg zurückzugehen.
    Als sie die Stufen zum Kai erklomm, bemerkte sie plötzlich vor dem Grün und Braun der fernen Hügel, die die Durchfahrt zur Meerenge umschlossen, ein weißes Segel. Von Adnárs Festung erschallte ein Horn weit über die kleine Bucht, das offensichtlich die Einfahrt des Schiffes in die Meerenge ankündigen sollte.
    Fidelma hob die Hand, um ihre Augen gegen die Sonne abzuschirmen, und spähte über die glitzernde Wasserfläche.
    Plötzlich begann ihr Herz schneller zu schlagen.
    Es war die Foracha , die barc

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