04_Es ist was Faul
Leute.«
Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Hamlet blieb
sich treu und zögerte die Sache hinaus. Aber zugleich schien er
besserer Laune, weil er einen Entschluss gefasst hatte. »Reden
wir nicht mehr von mir«, sagte er, fast vergnügt. »Was läuft
denn bei Ihnen?«
Ich schilderte ihm meine Probleme, angefangen von Landens
gescheiterter Ent-Nichtung bis zur Notwendigkeit, fünf gute
Spieler für die Swindon Mallets zu finden.
»Hmm«, sagte Hamlet. »Ich wüsste schon, was Sie tun könnten. Wollen Sie's wissen?«
»Solange Sie mir nicht sagen wollen, wo Biffo spielen soll –
warum nicht?«
Er schüttelte den Kopf, sah sich vorsichtig um und senkte die
Stimme. »Tun Sie so, als wären Sie verrückt, und wenn es gar
nicht mehr anders geht, dann sorgen Sie dafür, dass alle tot
umfallen.«
»Danke, ich werde dran denken.«
»Plink!«, fauchte Alan, der übellaunig im Garten herumstocherte.
»Ich glaube, der Vogel sucht Ärger!«, bemerkte Hamlet.
Alan fauchte erneut und hackte mit seinem Schnabel nach
Hamlets Fuß. Das war keine gute Idee. Der Prinz von Dänemark war ein geübter Fechter. In einer einzigen raschen Bewegung sprang er auf und ließ sein Schwert durch die Luft zischen.
Noch ehe ich ihn hindern konnte, hatte er Alan den Schädel
rasiert. Der junge Dodo, der plötzlich eine kahle Stelle auf
seinem Kopf hatte, sah verdattert zu, wie seine Federn zu Boden
sanken.
»Noch so eine Frechheit, mein gefiederter Freund, und du
landest im Curry«, sagte Hamlet und steckte sein Schwert
zurück in die Scheide.
Pickwick, die das Geschehen aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, kam jetzt mit großen Sprüngen vom Komposthaufen herunter und stellte sich zwischen Alan und Hamlet. Ich
hatte noch nie so eine mutige Handlung von ihr gesehen, aber
sie schien fest entschlossen, ihren Sohn zu verteidigen, auch
wenn er ein Hooligan war. Alan erstarrte mit offenem Schnabel,
ob vor Angst oder Wut, war nicht zu erkennen.
»Telefon, Schatz«, rief meine Mutter. Ich ging ins Haus und
griff nach dem Hörer, den sie mir hinhielt.
Es war Aubrey Jambe. Er schlug mir vor, Alf Widdershaine
aus dem Ruhestand zu holen, und wollte wissen, ob ich sonst
schon neue Spieler entdeckt hätte.
»Ich arbeite dran«, sagte ich und suchte in den Gelben Seiten
nach der Rubrik »Spielervermittlung«. »Ich rufe Sie wieder an.
Verlieren Sie die Hoffnung nicht, Aubrey.«
Er grunzte und hängte ein. Ich rief Wilson Lonsdale & Partners, die größte Sportagentur, an. Zunächst verlief das Gespräch
sehr erfolgreich. Ich war begeistert, als ich hörte, dass es Dutzende von hochkarätigen Krocketspielern gab, die sofort antreten konnten. Allerdings reduzierte sich die Anzahl dramatisch,
als ich sagte, für welches Team sie antreten sollten.
»Swindon?«, sagte der Agent, mit dem ich telefonierte. »Ach,
das ist schade, wie es scheint, haben wir leider doch schon alle
Spieler anderweitig vergeben.«
»Ich dachte, es gäbe so viele.«
»Das muss ein Computerfehler gewesen sein. Schönen Tag
noch.« Die Leitung brach ab.
Ich telefonierte noch mit ein paar anderen Agenturen, aber
ich erhielt überall ähnliche Antworten. Goliath und Kaine
hatten vorgesorgt.
Dann rief ich meinen alten Krocket-Lehrer Alf Widdershaine
an. Er plauderte lange mit mir, und schließlich konnte ich ihn
überreden, ins Stadion rüberzugehen und mal nach dem Rechten zu sehen. Anschließend rief ich Jambe wieder an und sagte
ihm, dass Alf kommen würde. Dass die Agenturen alle abgesagt
hatten, teilte ich ihm lieber nicht mit.
Da ich im Augenblick nichts weiter tun konnte, dachte ich über
Landens Existenzproblem nach. Dann hatte ich eine Idee. Ich
rief Julie Aseizer an, die Frau aus der NichtungsopferSelbsthilfegruppe, die ihren Mann zurückgekriegt hatte. Ich
erzählte ihr, was ich erlebt hatte.
»Ach, ja!«, sagte sie. »So was kommt vor. Mein Ralph hat
auch eine ganze Weile geflackert wie eine Neonröhre, ehe seine
Ent-Nichtung dauerhaft funktioniert hat!«
Ich bedankte mich und hängte ein. Dann überprüfte ich
meinen Ringfinger. Der Ehering war immer noch nicht wieder
da.
Ich sah in den Garten hinaus, wo Hamlet gedankenschwer hin
und her wanderte. Alan folgte ihm in sicherem Abstand. Hamlet drehte sich um und warf ihm einen drohenden Blick zu. Der
kleine Dodo legte unterwürfig den Kopf auf den Boden. Hamlet
war jetzt offenbar eine Art Alpha-Dodo für ihn.
Ich lächelte und ging ins Wohnzimmer,
Weitere Kostenlose Bücher