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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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den Ball aus einer Entfernung von über
    vierzig Metern durchs Tor. Es war wirklich bedauerlich, dass
    Neandertaler so wenig ehrgeizig und aggressiv waren. Ich hätte
    sie sonst gut gebrauchen können im Team.
    »Fällt Ihnen was auf?«, fragte ich, während wir den Platz überquerten und die Krocketspieler mit gut koordinierten Bewegungen an uns vorbeirannten.
    »Es gibt keine Kinder, nicht wahr?«
    »Der jüngste Neandertaler ist zweiundfünfzig«, sagte ich.
    »Die männlichen Angehörigen der Spezies sind alle unfruchtbar. Das ist einer der wichtigsten Streitpunkte mit ihren Besitzern.«
    »Da wäre ich auch sauer.«
    Wir erreichten das Haus von Stiggins und traten ohne weitere Umstände ein. Ich kannte mich mit den Sitten der Neandertaler ein bisschen aus und wusste, dass man das Haus eines
    Neandertalers zwar niemals ohne Einladung betreten durfte,
    aber wenn man erwartet wurde, benahm man sich wie zu
    Hause. Das Haus war vollständig aus Holzresten und anderen
    recycelten Abfällen gebaut und vollkommen rund, mit einem
    großen Herd in der Mitte. Es war sehr gemütlich und warm,
    aber keineswegs eine Wohnhöhle, wie Bowden sie wohl erwartet hatte. Es gab einen Fernseher, richtige Sofas und Stühle und
    sogar eine Stereoanlage. Stiggins erwartete uns am Kamin
    stehend, und neben ihm stand eine etwas kleinere, weibliche
    Neandertalerin.
    »Willkommen!«, sagte Stig. »Das ist Felicity – wir bilden eine
    Gemeinschaft.«
    Seine Frau trat schweigend auf uns zu und umarmte uns
    nacheinander, wobei sie an unseren Achselhöhlen und unserem
    Haar schnupperte. Ich sah wie Bowden zurückzuckte, und Stig
    stieß ein kurzes Lachen aus, das wie eine Mischung zwischen
    Husten und Grunzen klang.
    »Mr Gable, Sie fühlen sich nicht wohl«, sagte Stig.
    Bowden zuckte die Achseln. Er fühlte sich tatsächlich nicht
    wohl, und er wusste, dass es keinen Sinn hatte, einen Neandertaler belügen zu wollen.
    »Ich bin noch nie im Haus eines Neandertalers gewesen«,
    sagte er schließlich.
    »Sind sie anders als andere Häuser?«
    »O ja, sehr«, sagte Bowden und zeigte auf die mächtigen, aus
    Holzabfällen zusammengeleimten Balken.
    »Kein einziger Nagel, kein Bolzen und keine Schraube«, sagte
    Stiggins. »Haben Sie schon mal gehört, wie das Holz jammert,
    wenn man eine Schraube hineindreht? Ganz schrecklich.«
    »Gibt es irgendwas, was Sie nicht selbst machen?«
    »Kaum. Man beleidigt die Dinge, wenn man sie nicht vollständig nutzt. Und das Geld, das wir verdienen, geht in das
    Rückkaufprogramm. Wenn es Zeit ist zu gehen, können wir
    vielleicht die Eigentumsdokumente erwerben.«
    »Entschuldigen Sie, wozu ist das dann noch gut?«
    »Damit wir frei sind, wenn wir sterben, Mr Gable. Mögen Sie
    was zu trinken?«
    Mrs Stiggins erschien mit einem Tablett und vier Gläsern, die
    aus alten Flaschen hergestellt worden waren. Wir nahmen die
    Gläser, und unsere Gastgeber leerten ihre auf einen Zug. Ich
    versuchte dasselbe, musste aber gleich schrecklich husten – es
    war, als hätte ich Benzin getrunken. Bowden verschluckte sich,
    würgte und schien zu ersticken. Unsere Gastgeber lachten laut
    grunzend.
    »Ich weiß nicht, was daran so witzig ist«, sagte Bowden mit
    tränenden Augen.
    »Bei den Neandertalern werden Gäste traditionellerweise gedemütigt«, erklärte Stig und nahm uns die Gläser ab. »Deshalb
    haben wir Wasser getrunken und Ihnen Kartoffelschnaps
    angeboten. Das Leben ist schön. Nehmen Sie bitte Platz.«
    Wir setzten uns aufs Sofa, und Stig kümmerte sich um das
    Essen. Ein Kaninchenbraten brutzelte über dem Feuer, und ich
    stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Wir würden wohl
    doch keine Raupen und Käfer verspeisen müssen.
    »Diese Krocketspieler auf dem Rasen da draußen«, sagte ich,
    »glauben Sie, man könnte sie überreden, für die Swindon Mallets zu spielen?«
    »Nein. Nur Menschen definieren sich über Konflikte mit anderen Menschen. Wettkämpfe haben keine Bedeutung für uns.
    Gewinnen oder verlieren, das ist für uns völlig gleichgültig. Die
    Dinge sind so, wie sie sein sollen.«
    Ich überlegte, ob es Sinn hatte, Geld anzubieten. Mit dem
    Monatsgehalt eines Spitzenspielers konnte man bestimmt eine
    ganze Menge Rückkaufprogramme bezahlen. Aber Neandertaler haben ein sehr eigenartiges Verhältnis zum Geld, besonders
    wenn sie das Gefühl haben, sie hätten es nicht verdient. Also
    sagte ich lieber nichts.
    »Ist Ihnen zu den geklonten Shakespeares noch was eingefallen?«, fragte

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