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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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hoffe, du hast nichts gegen Käfer und Würmer. Du
    kannst mich ja anrufen, wenn ich wieder mal existiere. Ich lie –«
    Das Telefon in meiner Hand verstummte, und mein Ehering
    war wieder verschwunden. Ich hörte dem Signalton eine Weile
    zu und tippte mir mit dem Hörer nachdenklich an die Stirn.
    »Ich liebe dich auch, Landen«, sagte ich leise.
    »War das Ihr Kontaktmann in Wales?«, fragte Bowden, der
    ein Fax von der Karen-Blixen-Gesellschaft in seiner Hand
    schwenkte.
    »Nein, nicht direkt.«
    »Neue Spieler für den SuperHoop?«
    »Schön wär's. Goliath und Kaine haben sämtliche Spieler im
    Land eingeschüchtert. Die einzige, die keine Angst hat, ist
    Penelope Hrah, die auch für eine anständige Mahlzeit spielen
    würde und der es völlig egal ist, was andere sagen, tun oder
    denken.«
    »Ist der nicht vor ein paar Jahren im Halbfinale zwischen den
    Newport Strikers und den Dartmoor Wanderers ein Bein
    abgerissen worden?«
    »Ich kann nicht wählerisch sein, Bowden. Wenn ich sie in die
    Verteidigung stelle, kann sie zumindest jeden anknurren, der
    sich einem Tor nähert. Gehen wir zum Essen?«

    In Swindon lebten etwa dreihundert Neandertaler. Sie wohnten
    alle in einem kleinen Dorf westlich der Stadt, das von der übrigen Bevölkerung nur »die Reservation« genannt wurde. Da sie
    im Umgang mit Werkzeugen äußerst geschickt waren, hatte
    man ihnen seinerzeit nur sechs Morgen Land mit Kanalisation,
    Strom und Wasseranschlüssen zugewiesen und gesagt, sie
    sollten sich ihre Behausungen selber bauen. Und das hatten sie
    auch getan.
    Die Neandertaler waren keine Menschen und auch nicht unsere direkten Vorfahren, sondern eher entfernte Verwandte. Sie
    hatten sich ungefähr zur selben Zeit wie die Menschen entwickelt, waren dann aber vom erfolgreicheren homo sapiens
    verdrängt worden und am Ende ganz ausgestorben. Seit Ende
    der dreißiger und Anfang der vierziger Jahre hatten Gentechni-ker der Goliath Corporation Neandertaler geklont, und heute
    gehörten sie genauso zum Leben in England wie Dodos und
    Mammuts. Da sie in den gentechnischen Laboratorien von
    Goliath erzeugt worden waren, gehörten sie zumindest juristisch fast alle dem Goliath-Konzern. Ein »Rückkaufs«-Angebot,
    das es ihnen erlaubt hätte, sich selbst zu gehören, war so teuer
    gewesen, dass es nur selten in Anspruch genommen wurde.

    Wir hielten etwas außerhalb der Reservation und stiegen aus.
    »Können wir nicht bis vors Haus fahren?«, fragte Bowden.
    »Autos mögen sie nicht«, erklärte ich ihm. »Größere Entfernungen zurückzulegen finden sie überflüssig. Alles, was man
    nicht im Laufe eines Tages zu Fuß erreichen kann, interessiert
    sie nicht, sagen sie. Unser früherer Gärtner war ein Neandertaler. Er wanderte jede Woche einmal vier Meilen und wieder
    zurück, um bei uns zu arbeiten, und ließ sich auch nie von
    jemandem mitnehmen. Laufen ist die einzig vernünftige Art des
    Reisens, sagte er immer. Wenn man fährt, hört man die Gespräche der Vögel nicht in den Hecken.«
    »Ich verstehe«, sagte Bowden, »aber wenn man schnell irgendwo hinmuss –«
    »Das ist der entscheidende Unterschied. Bowden, Sie denken
    nun mal wie ein Mensch. Für Neandertaler ist nichts so eilig,
    dass es nicht auch zu einem anderen Zeitpunkt getan werden
    könnte – wenn überhaupt. Haben Sie daran gedacht, sich heute
    früh nicht zu waschen?«
    Er nickte. Der Geruchssinn ist für die Neandertaler sehr
    wichtig, und die Parfüms und Seifen der Menschen beleidigen
    ihre Nasen. Sie erscheinen als ziemlich plumper Versuch, den
    anderen zu täuschen. Und darauf reagieren Neandertaler sehr
    misstrauisch.
    Wir gingen durch den grasbewachsenen Eingang der Reservation, wo ein einsamer Neandertaler auf einem Stuhl saß. Er
    las eine Großdruck-Ausgabe der Neandertal-Nachrichten. Als
    wir vor ihm standen, legte er die Zeitung zusammen, schnupperte und betrachtete uns einen Moment. »Wen möchten Sie
    besuchen?«
    »Wir sind Thursday Next und Bowden Cable. Wir sind zum
    Essen bei Mr Stiggins verabredet.«
    Der Neandertaler sah uns erneut lange an und zeigte dann
    auf ein Haus auf der anderen Seite des offenen, grasbewachsenen Platzes, in dessen Mitte ein Totempfahl stand. Fünf oder
    sechs Neandertaler spielten Straßen-Krocket auf dem grünen
    Rasen, und ich beobachtete sie eine Weile. Sie hatten keine
    Mannschaften gebildet, sondern schlugen die Bälle einfach so,
    wie sie kamen. Dabei zeigten sie allerdings großes Geschick.
    Einer der Spieler schoss

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