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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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keineswegs alle
    völlig verblödet sind, und das zweithöchste Amt unseres Staates
    bekleidet. Meine Damen und Herren, ich bitte um Applaus für
    Staatskanzler Yorrick Kaine!«
    Es gab gemischte Beifallsäußerungen, als Kaine auf die Bühne kam und dem Publikum lächelnd zunickte. Ich beugte mich
    auf meinem Sitz vor. Kaine schien in den letzten zwei Jahren
    nicht im mindesten gealtert zu sein. Aber das war bei einem
    Fiktionär auch nicht zu erwarten. Er schien nach wie vor Ende
    zwanzig zu sein. Sein schwarzes Haar war ordentlich zur Seite
    gekämmt. Man hätte ihn für ein Model aus einem Pulloverkatalog halten können. Aber das war er nicht. Das hatte ich überprüft.
    »Vielen, vielen Dank!«, sagte Kaine, setzte sich an den Tisch
    und faltete seine Hände. »Ich möchte Ihnen sagen, dass ich
    mich in Swindon immer wie zu Hause gefühlt habe.«
    Es gab ein paar entzückte Ausrufe aus den vorderen Reihen,
    wo vor allem alte Damen saßen, die in Yorrick das Abbild der
    Söhne erblickten, die sie nie gehabt hatten.
    »Als seinen Widerpart begrüßen wir Mr Redmond van de
    Poste von der Commonsense-Partei«, sagte Mr Webastow.
    Es gab deutlich weniger Beifall, als van de Poste hereinkam.
    Er war fast dreißig Jahre älter als Kaine, sah müde und hager
    aus, trug eine Hornbrille, und seine hohe Stirn glänzte, wenn er
    sie ins Licht der Scheinwerfer hielt. Er sah sich kaum um, ehe er
    sich in steifer Haltung auf seinen Platz setzte. Ich konnte mir
    denken, warum er sich so mühsam bewegte: er trug eine schusssichere Weste unter dem Anzug – und das nicht ohne Grund.
    Die letzten drei Vorsitzenden der Commonsense-Partei waren
    in kurzer Abfolge unter mysteriösen Umständen gestorben.
    Seine unmittelbare Vorgängerin zum Beispiel, Mrs Fay Bentoss,
    war von einem Auto überfahren worden. So etwas kann ja
    vorkommen, werden Sie denken – das Merkwürdige war nur,
    dass es in ihrem Wohnzimmer passiert war.
    »Vielen Dank, meine Herren, seien Sie herzlich willkommen.
    Die erste Frage kommt von Mrs Pupkin.«
    Eine kleine Frau in der dritten Reihe stand auf und sagte
    schüchtern: »Guten Abend. Diese Woche ist von Jemandem
    Etwas Schreckliches getan worden, und ich möchte die Herren
    fragen, ob sie das verurteilen.«
    »Eine sehr gute Frage«, rief Mr Webastow. »Mr Kaine, vielleicht möchten Sie gleich als Erster loslegen?«
    »Vielen Dank, Tudor. Ja, ich verurteile das Schreckliche Etwas mit aller Schärfe. Wir von der Whig-Partei sind entsetzt
    über die Art und Weise, wie in diesem unserem Land immer
    wieder Schreckliche Dinge getan werden, ohne dass Diejenigen,
    die sie getan haben, angemessen bestraft werden. Im Übrigen
    möchte ich feststellen, dass die Schrecklichen Dinge, die in
    unseren Städten und Gemeinden getan werden, eine Erblast aus
    der Regierungszeit der Commonsense-Partei darstellen, an der
    wir noch lange werden tragen müssen. Ich freue mich aber,
    Ihnen mitteilen zu können, dass die Zahl der Schrecklichen
    Dinge um fast zweieinhalb Prozent gefallen ist, seit wir die
    Regierung übernommen haben.«
    Daraufhin gab es Beifall, und Mr Webastow bat Mr van de
    Poste um eine Stellungnahme.
    »Nun ja«, sagte Redmond mit einem langen Seufzer, »ich
    fürchte, dass unser geschätzter Freund die Tatsachen nicht ganz
    im Griff hat. Nach den Zahlen, die mir vorliegen, hat sich die
    Zahl der Schrecklichen Dinge keineswegs vermindert, sondern
    um fast ein Prozent erhöht. Aber lassen wir die Parteipolitik mal
    ausnahmsweise beiseite. Wenn man die Dinge sachlich betrachtet, wird man zwar zugeben müssen, dass die Schrecklichen
    Dinge zwar eine große persönliche Tragödie für die jeweils
    Betroffenen darstellen, aber eine bloße Verurteilung dieser
    Schrecklichen Dinge genügt nicht, um sie zu verhindern. Wir
    müssen vielmehr dafür sorgen, dass die Ursachen der Schrecklichen Dinge –«
    »Da sieht man's wieder mal«, unterbrach Kaine. »Die Commonsense-Partei weigert sich, die Verantwortung zu übernehmen und die Unspezifischen Schwierigkeiten energisch in
    Angriff zu nehmen. Ich hoffe, dass all die Namenlosen, die
    unter Ungenau Definierten Problemen zu leiden haben, endlich
    begreifen –«
    »Ich habe ja gesagt, dass ich die Schrecklichen Dinge verurteile«, warf van de Poste ein. »Und ich möchte hinzufügen, dass
    wir das Spektrum der Schrecklichen Dinge erst kürzlich genau
    untersucht haben, von den Lästigen bis zu den Ganz Abscheulichen Sachen, und dass wir diese Dinge nach einer

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