04_Es ist was Faul
Regierungsübernahme entschieden bekämpfen werden.«
»Ich wusste doch, dass diese Commonsenser alles nur halb
machen«, spottete Kaine, der die Diskussion offensichtlich
genoss. »Natürlich kümmern sie sich wieder nur um die Ganz
Abscheulichen Sachen und betrügen unser Volk um entschiedene Maßnahmen. Im Gegensatz zu Mr van de Poste und
seinen Gesinnungsgenossen sind wir von der Whig-Partei der
Ansicht, dass gegen die Schrecklichen Dinge nur eine Politik
der Null-Toleranz hilft. Wenn wir nicht schon beim Etwas
Unangemessenen anfangen, werden wir die Leute, die Schreckliche Dinge tun, nie stoppen können. Im Gegenteil, bald werden
sie das Brutalst Mögliche unternehmen.«
Wieder gab es etwas Beifall. Das Publikum überlegte wohl,
ob die Lästigen Sachen schlimmer als die Etwas Unangemesse-nen waren.
»Lassen Sie mich eine erste Bilanz ziehen«, bat Mr Webastow. »Am Ende der ersten Runde erhält Mr Kaine drei
Punkte für eine hervorragende allgemeine Verurteilung, einen
Bonuspunkt für die Beschimpfung der Vorgängerregierung und
einen weiteren Punkt für die geschickte Überleitung zu seinem
Parteiprogramm. Mr van de Poste erhält einen Punkt für eine
entschiedene Zurückweisung, aber – wegen des Versuchs,
objektive und vernünftige Beobachtungen einzuführen – nur
zwei Punkte für seine Verurteilung. Am Ende der ersten Runde
führt Mr Kaine also mit fünf gegen drei.«
Es gab erneuten Applaus, als die Zahlen auf der Anzeigetafel
erschienen.
»Wir kommen jetzt zur nächsten Wertungsrunde. Dabei
kommt es darauf an, die Frage nicht zu beantworten. Miss Ives,
darf ich bitten?«
Eine Hausfrau mittleren Alters erhob sich und fragte: »Sind
Sie der Ansicht, dass Rhabarberkuchen mit Zucker gesüßt
werden sollte? Oder soll man eine süße Vanillesoße drübergießen?«
»Vielen Dank, Miss Ives. Mr van de Poste, möchten Sie diese
Frage vielleicht zuerst nicht beantworten?«
»Nun ja«, sagte Redmond und suchte das Publikum nach etwaigen Attentätern und Mordbuben ab. »Diese Frage zielt
natürlich auf den eigentlichen Kern des Regierungsgeschäfts,
und deshalb möchte ich zunächst einmal feststellen, dass die
Commonsense-Partei, als wir noch an der Regierung waren,
immer versucht hat, mehr Vielfalt zu wagen. Auf diese Weise
haben wir erstaunlich oft das Richtige getan, obwohl wir das
damals natürlich nicht wussten.«
Das wurde mit Beifall belohnt. Joffy und ich tauschten Blicke.
»Wird das noch besser?«, flüsterte ich.
»Warte, bis Dänemark drankommt.«
»Ich weise die Unterstellung entschieden zurück, dass wir
nicht das Richtige machen«, erklärte Kaine mit gut gespielter
Empörung. »Erlauben Sie mir eine scheinbare Abschweifung,
um diesen Punkt zu erläutern. Nächstes Jahr wollen wir die
Krankenversicherung komplett reformieren. Statt der ganzen
überholten Vorsorge wollen wir uns auf die konzentrieren, die
wirklich krank sind. Das neue Prinzip heißt: Warten Sie, bis es
richtig schlimm wird! Diese so genannte tertiäre Diagnose wird
die Kosten erheblich vermindern.«
Erneut gab es Beifall.
»Gut«, sagte Webastow. »Ich gebe van de Poste drei Punkte,
weil er der Frage erfolgreich ausgewichen ist. Mr Kaine dagegen
erhält erneut fünf Punkte, weil er statt einer Antwort erfolgreich
Propaganda für sein eigenes Thema gemacht hat. Die nächste
Frage, bitte.«
Ein junger Mann mit rot gefärbtem Haar aus unserer Reihe
streckte die Hand hoch. »Ich möchte darauf hinweisen, dass die
Dänen nicht unsere Feinde sind und dass es äußerst zynisch
von der Whig-Partei ist, sie zum Sündenbock für unsere selbst
verschuldeten wirtschaftlichen Probleme zu machen.«
Es entstand Unruhe im Publikum. Einige uniformierte Anhänger der Whig-Partei stießen Buhrufe aus und drohten dem
jungen Mann mit den Fäusten. Erst auf einen Wink ihres Führers hin gaben sie Ruhe.
»Ah!«, sagte Webastow. »Die umstrittene dänische Frage. Ich
glaube, diese Frage darf Mr van de Poste zuerst beantworten.«
Van de Poste sah plötzlich sehr unsicher aus und schaute sich
nervös nach Stricknene und Gayle um, die am Rand der Bühne
standen und ihn scharf beobachteten.
»Ich denke«, sagte er langsam und wie gelähmt, »dass ich die
Politik von Mr Kaine unterstütze, wenn die Dänen tatsächlich
so gefährlich sind, wie er behauptet.«
Er tupfte sich die Stirn mit einem Taschentuch trocken, und
jetzt legte Kaine richtig los: »Als ich an die Macht kam, wurde
das
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