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04_Es ist was Faul

04_Es ist was Faul

Titel: 04_Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Religionsgemeinschaft
    zustimmen.«
    Und so ging es noch fast eine Stunde lang weiter. Kaine stellte unglaubliche Behauptungen auf, und der größte Teil des
    Publikums merkte es nicht oder kümmerte sich nicht darum.
    Ich war froh, als es endlich vorbei war und wir aufstehen durften.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Joffy.
    Ich zog mein JurisfiktionBuch heraus und schlug einen Absatz aus dem Schwert der Zenobier auf. Das war eins der unveröffentlichten Bücher, die Jurisfiktion als Gefängnis benutzte.
    Jetzt musste ich nur noch Kaines Hand ergreifen und lesen.
    »Ich werde Kaine in die BuchWelt zurückbringen«, sagte ich.
    »Für das Außenland ist er viel zu gefährlich.«
    »Da hast du recht«, sagte Joffy und führte mich um das Gebäude herum, wo zwei große, schwarze Limousinen auf den
    Staatskanzler warteten. »Wahrscheinlich wird er noch ein ›Bad
    in der Menge‹ nehmen wollen. Deine Chancen stehen also gar
    nicht schlecht.«
    Tatsächlich fanden wir eine Gruppe von Fans vor, die sich
    um die Fahrzeuge drängten, und schoben uns Meter für Meter
    nach vorn, bis wir die erste Reihe erreicht hatten. Als Kaine aus
    dem Bühneneingang herauskam, erhob sich aufgeregtes Geschnatter. Er lächelte freundlich und ging am Spalier der wartenden Menschen entlang. Man hielt ihm Blumensträuße und
    Babys entgegen, und natürlich gab es Dutzende Hände zu
    schütteln. Dicht an seiner Seite ging Colonel Gayle, und vor
    und hinter ihm marschierten die Leibwächter, die Augen starr
    auf die Menge gerichtet, um etwaige Attentäter gleich auszuschalten. Ganz am Schluss kam Stricknene, der sich immer
    noch an seine rote Tasche klammerte.
    Ich achtete darauf, dass mich die von einer fanatischen alten
    Dame geschwenkte Whig-Fahne zur Hälfte verdeckte, denn ich
    war früher schon mit Kaine aneinander geraten, und es bestand
    eine gewisse Gefahr, dass er mich womöglich erkannte. Wenn
    er sich bedroht fühlte, konnte er zu seinem Schutz jederzeit
    höllische Fabelwesen heraufbeschwören, die den schlimmsten
    Fantasien der Menschheit entsprangen. Schon deshalb musste
    ich vorsichtig sein.
    Aber als Kaine sich näherte, drohte mir eine ganz andere Gefahr. Ich fühlte mich von der allgemeinen Begeisterung so
    gerührt, dass ich gar kein Bedürfnis mehr hatte, dem Mann eine
    Falle zu stellen. Kaine erschien mir plötzlich wie ein Erlöser.
    Eine fast erotische Spannung baute sich auf, und ich wollte mich
    geradezu hinreißen lassen. Joffy war demselben Zauber zum
    Opfer gefallen. Er schrie und winkte und fuchtelte hemmungslos mit den Armen.
    Mit aller Gewalt kämpfte ich die Stimme in mir nieder, die
    mich dazu aufforderte, Kaine doch nicht von vornherein abzulehnen, sondern ihn erst einmal machen zu lassen. Und dann
    stand er auch schon vor mir. Seine Hand streckte sich der
    Menge entgegen, und ich starrte auf die erste Zeile aus dem
    Schwert der Zenobier, um den richtigen Augenblick nicht zu
    verpassen. Ich würde Kaines Hand ordentlich festhalten müssen, während ich uns in die BuchWelt las, aber deswegen machte ich mir keine Sorgen, denn ich hatte dieses Manöver ja schon
    oft genug durchgeführt. Was mich viel mehr beunruhigte, war
    die Tatsache, dass meine Entschlossenheit immer mehr nachließ.
    Ehe Kaines hypnotische Kräfte mich gänzlich überwältigten,
    holte ich tief Luft, ergriff die ausgestreckte Hand und murmelte
    rasch: »Tiefer Friede herrschte im Land der Zenobier …«
    Es dauerte kaum eine Sekunde, bis wir die BuchWelt erreicht
    hatten. Innerhalb weniger Augenblicke waren die Zuschauer
    auf dem nächtlichen Parkplatz des ToadNewsNetwork verschwunden, und an ihrer Stelle zogen Herden von Einhörnern
    durch ein friedliches grünes Tal. Warmer Sonnenschein fiel auf
    die grünen Weiden, während Grammasiten am Himmel kreisten.
    »So!«, sagte ich zu Kaine und wandte mich um.
    Aber jetzt erlebte ich einen Schock. Neben mir stand nicht
    Yorrick, sondern ein älterer Herr, der ein Fähnchen der Whigs
    in der Hand hielt und benommen die kleine Quelle anstarrte,
    die neben uns murmelte. Ich musste in meiner Verwirrung die
    falsche Hand gepackt haben.
    »Wo bin ich?«, fragte der Mann, der verständlicherweise
    verwirrt war.
    »Das ist eine Nahtoderfahrung«, sagte ich hastig. »Was halten Sie davon?«
    »Es ist sehr schön!«
    »Gut. Bitte gewöhnen Sie sich nicht daran. Ich bringe Sie
    wieder zurück.«
    Ich ergriff erneut seine Hand, murmelte leise das Passwort
    und sprang aus der Fiktion heraus, was noch weniger

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